Monaco bittet zu Gast

"Rennfahren in Monaco ist wie Hubschrauberfliegen im Wohnzimmer."
In der Formel 1 soll es nach dem Wunsch von Bernie Ecclestone in Zukunft mehr Rennen in Städten geben. Valencia und Singapur erleben kommende Saison ihr Grand-Prix-Debüt, Abu Dhabi soll ein Jahr später folgen.

Die Mutter aller Stadtkurse ist und bleibt aber Monte Carlo, wo am Sonntag wieder der Grand Prix von Monaco stattfindet.

Kein Zentimeter Spielraum
Die Jagd durch die Straßenschluchten gleicht immer wieder einem Vabanquespiel. Nur um Zentimeter rasen die Autos an den Leitschienen vorbei, Auslaufzonen sind ein Fremdwort. Der kleinste Fehler wird sofort bestraft.

Eigentlich dürfte es das berühmteste Formel-1-Rennen der Welt in dieser Form schon längst nicht mehr geben. Doch zu groß ist der Werbewert für die Königsklasse des Motorsports und das Fürstentum.

Die Schönen und Reichen geben sich ein Stelldichein, eine Party jagt die nächste. Für einen Logenplatz auf dem Balkon werden Unsummen bezahlt. Das Volk drängelt sich unterdessen an den Zäunen und trinkt Bier aus Plastikbechern.

Ganz besondere Faszination
"Rennfahren in Monaco ist wie Hubschrauberfliegen im Wohnzimmer", hat Ex-Weltmeister Nelson Piquet einmal über das berühmt-berüchtigte Rennen gesagt. Praktisch im Blindflug geht es vom gleißenden Sonnenschein ins Dunkel des Loews-Tunnels. Wenn es hier einmal krachte, hätte das fatale Folgen.

"Jedes Jahr fragen wir uns eigentlich aufs Neue, warum wir dort weiterhin Rennen fahren. Jedes Jahr kommen wir zu den Entscheidung, es weiterhin zu tun - das ist schon irgendwo eine kuriose Sache", war sich Schumacher schon vor Jahren bewusst.

Doch die meisten Unfälle enden glimpflich, die Fahrer sind angesichts der Gefahr sensibilisiert. Nicht nur der deutsche Rekordweltmeister gab stets zu, "großen Respekt" zu haben.

Dunkle Momente
In der langen Geschichte des Renenns gab es nur einen einzigen tödlichen Unfall, Lorenzo Bandini verbrannte 1967, als sein Auto in eine Strohbarriere krachte.

Den letzten schweren Unfall gab es am 12. Mai 1994, als Karl Wendlinger nach dem Tunnel mit 270 km/h in die Leitplanken der Hafenschikane krachte. Der Tiroler lag danach wegen seiner schweren Kopfverletzungen 19 Tage lang im Koma.

Keine Strecke für Seriensiege
Trotz der stets anwesenden Gefahr will keiner der Piloten das Rennen missen. "Monaco ist einzigartig", so Weltmeister Fernando Alonso, der den klassischen Grand Prix im Vorjahr erstmals gewinnen konnte.

Nicht weniger als sechs Mal war das Ayrton Senna gelungen. Der legendäre Brasilianer hatte zwischen 1989 und 1993 sogar fünf Mal in Folge im Fürstentum triumphiert.

Derartige Serien sind in den vergangenen Jahren ausgeblieben. Seit Michael Schumacher 1995 im Benetton-Renault konnte kein Pilot mehr einen Monaco-Sieg im nächsten Jahr wiederholen.

Senna war anders
Der 1994 in Imola tödlich verunglückte Senna war tatsächlich das Maß aller Dinge im Fürstentum, das gerade beim Grand Prix alljährlich zum Treffpunkt von Prominenz aus Sport und Show-Business avanciert.

Selbst Schumacher hat sich am Senna-Rekord von sechs Monaco-Siegen die Zähne ausgebissen. Der Deutsche kam aber immerhin auf insgesamt fünf Erfolge, der letzte gelang ihm 2001.

Auch zwei Österreicher erfolgreich
Die 53 bisherigen Auflagen des Grand Prix von Monaco, der mit der Loews-Haarnadel unter anderem auch die langsamste Kurve der Formel 1 beinhaltet, haben insgesamt drei österreichische Siege gebracht - allesamt in den 70er Jahren.

Jochen Rindt gewann 1970 als eines von fünf Rennen auch in Monte Carlo, er wurde nach seinem tödlichen Trainingsunfall in Monza posthum Weltmeister. Dem dreifachen Champion Niki Lauda gelang 1975 und 1976 ein Monaco-Double - als einzigem Ferrari-Piloten überhaupt.

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