ÖSV-Arzt wehrt sich

"Wenn es Anschuldigungen gibt, behalte ich mir weitere Schritte vor. Denn es geht um meine Reputation."
Sportmediziner Peter Baumgartl, der seit Jahrzehnten als ehrenamtlicher Teamarzt der Nordischen im Österreichischen Skiverband (ÖSV) fungiert, sieht nach den Sanktionen des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) gegen das Österreichische Olympische Comite (ÖOC) und seinem Hineinziehen in diese Affäre seinen guten Ruf in Gefahr.

Der Tiroler war nach der "Blutbeutelaffäre" von Salt Lake City 2002 vom IOC streng verwarnt worden und soll nun wegen der Vorfälle von Turin bestraft werden, weil er die Aufsichtspflicht verletzt habe.

Manipulationsverdacht als "Zumutung"
"Den Verdacht, dass ich mit Manipulationen zu tun habe, empfinde ich als Zumutung und überlege eine Klage, wenn sie das nicht zurückziehen", ärgerte sich der 66-jährige Ehrenpräsident der Österreichischen Gesellschaft für Sportmedizin.

Er habe dem IOC ein lange vor Turin an ÖSV-Athleten versandtes Schreiben vorgelegt, wonach weder Infusionen noch Spritzen erlaubt seien und diese nur durch medizinisches Personal und nach ärztlicher Indikation verwendet werden dürften.

Arzt ist kein Kindermädchen
Er selbst habe bei den Winterspielen 2006 nicht in den Quartieren der Langläufer und Biathleten gewohnt.

"Es gefällt mir nicht, dass sie hinter meinem Rücken und gegen meine Anweisungen Infusionsbesteck gehabt haben. Das verurteile ich, auch wenn es kein Doping sein muss. Aber es ist sicher nicht Aufgabe des Arztes, Kindermädchen zu spielen und in den Nachtkasterln zu stöbern", erklärte Baumgartl gegenüber der APA. Und fragte in Richtung IOC: "Sind jemals bei Dopingfällen wie bei Johann Mühlegg oder russischen Langläuferinnen Ärzte beschuldigt worden?"

"Kein Interesse" an Olympischen Spielen
Ein drohender Ausschluss von künftigen Olympischen Spielen schreckt Baumgartl nicht. "Mich interessiert es ohnehin nicht mehr, zu Spielen zu fahren. Ich mag diese Scheinheiligkeit nicht", erklärte der frühere Primar des Krankenhauses St. Johann/Tirol.

Er wird die Entwicklung jedenfalls genau verfolgen. "Wenn es Anschuldigungen gibt, behalte ich mir weitere Schritte vor. Denn es geht um meine Reputation."