Santa Cruz vor Bayern-Abgang

Der Topstar von Österreichs Länderspielgegner konnte die Erwartungen in München nicht erfüllen und steht vor einem Wechsel zu Betis Sevilla.
Die Musik hat im Leben von Roque Santa Cruz fast den gleichen Stellenwert wie der Fußball. Vor drei Jahren widmeten die deutschen Sportfreunde Stiller dem Star von Österreichs Samstag-Länderspielgegner Paraguay das Lied mit dem Titel "Ich Roque".

Unmittelbar nach seiner Unterschrift bei den Bayern im Sommer 1999 hatte Santa Cruz sogar angekündigt: "Ich komme mit meiner Hängematte und meiner Gitarre nach Deutschland."

In seiner Zeit beim deutschen Rekordmeister dürfte der 25-Jährige auf seiner "Klampfe" eher Akkorde in Moll gezupft haben.

Unerfülltes Versprechen
Kurz nach der bitteren 1:2-Niederlage im Champions-League-Finale gegen Manchester United präsentierte Manager Uli Hoeneß den um fünf Millionen Euro von Olimpia Asuncion erworbenen, damals 17-Jährigen noch stolz der Öffentlichkeit.

Santa Cruz galt als kommender Star, als Versprechen für die Zukunft - es sollte ein unerfülltes Versprechen werden.

Teenager trifft bei U20-WM und Copa America
Aufgefallen war der Offensivspieler den Bayern-Scouts schon lange zuvor. Als 16-Jähriger feierte Santa Cruz sein Debüt in der Kampfmannschaft von Olimpia Asuncion, holte mit dem Klub drei Titel und machte bei der U20-WM 1999 auf sich aufmerksam, als er drei Tore erzielte.

Es folgte prompt die Nominierung für die Copa America, wo er mit 17 sein Debüt im A-Team gab und sich ebenfalls drei Mal in die Schützenliste eintrug.

Erste Bayern-Saison war die beste
Den Bayern schien ein großer Coup gelungen zu sein. Hoeneß bezeichnete Santa Cruz als "perfekten Schwiegersohn", der dankte es mit einem Tor in seinem erst zweiten Bundesliga-Spiel.

Insgesamt brachte es der Paraguayer in seiner Münchner Premierensaison auf fünf Treffer in 28 Einsätzen. Diese Torausbeute sollte er nie mehr übertreffen, und mehr als 28 Partien absolvierte Santa Cruz seither nur in zwei von sieben Spieljahren.

Rückschläge durch Verletzungen
Hauptgrund dafür waren viele gravierende Verletzungen. Erst stoppte ihn 2000 eine Sprunggelenksverletzung, danach erlitt Santa Cruz insgesamt drei Mal einen Innenbandriss im Knie sowie einen Meniskusschaden und einen Mittelhandknochenbruch, ganz zu schweigen von kleineren Blessuren wie Muskelfaserrissen.

Dazu kam 2005 mit dem Unfalltod eines seiner Brüder ein privater Rückschlag.

Doch auch in seinen fitten Phasen vermochte Santa Cruz in der Bayern-Stammformation nicht Fuß zu fassen. Im Angriff kam er an Roy Makaay und Claudio Pizarro nicht vorbei, in der vergangenen Saison, die er weitgehend verletzungsfrei überstand, scheiterte auch der Versuch, sich als Spielmacher hinter den Spitzen zu etablieren.

Partytiger und Frauenschwarm
Schön langsam wurde der für Santa Cruz reservierte Begriff "Talent" vom Ausdruck der Hoffnung zu einem Vorwurf, zumal immer wieder Berichte von ausgelassenen Partys der bayrischen Südamerika-Fraktion in der Münchner Nobeldisco "P1" die Runde machten.

Böse Zungen behaupteten, der Frauenschwarm hätte als einziger Fußballer weltweit mehr weibliche als männliche Fans. Da passte es ins Bild, dass er vor der WM 2006 in fast allen einschlägigen Umfragen zum hübschesten Kicker der WM 2006 gewählt wurde und dabei sogar David Beckham ausstach.

Keine Akzente bei der "Heim-WM"
Bei der Weltmeisterschaft in seiner Wahlheimat blieb der damals gerade fit gewordene Santa Cruz ebenso blass wie bei der Endrunde vier Jahre zuvor, als es für Paraguay immerhin fürs Achtelfinale reichte.

Dennoch zählt der Kicker, der seit 2004 mit der Schwester des ehemaligen Teamgoalies Ricardo Tavarelli verheiratet ist und mit ihr einen Sohn (drei Jahre) und eine Tochter (ein Jahr) hat, nach wie vor Fixpunkt in Paraguays Auswahl, für die er bisher 45 Partien absolvierte und dabei 13 Tore erzielte.

Viele Erfolge auf der Ersatzbank
Bei den Bayern brachte es Santa Cruz in acht Saisonen gerade einmal auf 155 Auftritte und 31 Tore.

Er war zwar Mitglied jenes Kaders, der fünf Mal deutscher Meister und vier Mal DFB-Pokalsieger wurde sowie 2001 die Champions League und den Weltcup gewann, entscheidende Beiträge zu diesen Erfolgen hat er aber nicht geleistet.

Vor Wechsel zu Betis Sevilla
Nach der enttäuschenden vergangenen Saison wurde in München der große Umbruch ausgerufen. Santa Cruz dürfte der Kaderbereinigung wohl trotz eines bis 2009 laufenden Vertrages zum Opfer fallen, über einen Wechsel zu Betis Sevilla wird verhandelt.

Zumindest vom musikalischen Standpunkt gesehen steht Santa Cruz damit vor einer Verbesserung, denn ein temperamentvoller andalusischer Flamenco entspricht schon eher seinem Geschmack als biedere bayrische Blasmusik.

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