Sternstunden und Tragödien

Joey Dunlop brachte es auf nicht weniger als 26 Siege.
"Es ist schwer in Worte zu fassen. Es ist ein Teil der Geschichte, hier hat Motorradfahren begonnen." So erklärt Streckenrekord-Inhaber John McGuinness die Faszination, die auch nach 100 Jahren von der Tourist Trophy auf der Isle of Man ausgeht.

Die kleine Insel zwischen England und Irland, die rund 75.000 Einwohner und eine eigene Regierung hat, veranstaltete 1905 erstmals Autorennen, weil man hier die strikten Geschwindigkeitsbeschränkungen in England umgehen konnte.

Alles hat klein angefangen
Die erste Tourist Trophy für Motorräder fand im Jahr 1907 statt. Am 28. Mai nahmen 25 Piloten das als Geschwindigkeits- und Ausdauertest für Motorradproduzenten gedachte Rennen auf.

Gefahren wurde allerdings auf einer weit kürzeren Strecke als heute, dem 15,8 Meilen (25,4 km) langen St.-Johns-Kurs. Bereits vier Jahre später übersiedelte man aber auf den legendären Mountain-Course.

Vorsicht, Fischkarren
Der erste Todesfall ereignete sich ebenfalls im Jahr 1911, als der 19-jährige Victor Surridge verunglückte. Nach einem weiteren tödlichen Unfall wurden 1914 Sturzhelme Pflicht.

Nachdem der Fahrer Archie Birkin den Zusammenstoß mit einem Fischkarren nicht überlebte, wurden im folgenden Jahr 1928 die Straßen während des Trainings für den öffentlichen Verkehr gesperrt.

Joey Dunlop, der König der Straße
Doch es gab nicht nur tragische Todesfälle, auch Helden des Motorsports wurden hier geboren, allen voran der Nordire Joey Dunlop, der es auf unvergleichliche 26 Siege brachte. Ein Teil der Strecke ist nach dem "King of the Roads" benannt, der im Jahr 2000 bei einem Rennen in Estland ums Leben kam.

Mike "The Bike" Hailwood, seines Zeichens neunfacher Motorradweltmeister und 76facher Grand-Prix-Sieger, trug sich auf der Isle of Man 14 Mal in die Siegerlisten ein. Er starb 1981 gemeinsam mit seiner Tocher bei einem Autounfall.

Lebende Hindernisse
Noch am Leben ist John Surtees, der ebenfalls sein Glück bei der Tourist Trophy versuchte. Und Glück hatte er tatsächlich, denn er überstand 1957 im Training einen Zusammenstoß mit einer verirrten Kuh unverletzt. Surtees ist übrigens bis heute der einzige Pilot, der auf zwei und vier Rädern (1964 mit Ferrari) Weltmeister wurde.

Weniger glücklich wiederum war der Nordire Gene McDonnell, der einen Vollgas-Zusammenstoß mit einem entlaufenen Pony 1986 nicht lebend überstand.

Ein österreichischer Sieger
Auch prominente heimische Fahrer waren schon mit von der Partie. Rupert Hollaus, Österreichs einziger Solo-Straßenweltmeister, feierte im Jahr, als er Weltmeister wurde (1954 in der 125er-Klasse) auch auf der Isle of Man einen Sieg. Er durfte sich aber nicht lange über seine Erfolge freuen, im selben Jahr verunglückte er als bereits feststehender Weltmeister im Training von Monza tödlich.

Manfred Stengl, 1964 gemeinsam mit Josef Feistmantl Olympiasieger im Rodel-Doppelsitzer, erlag 1992 den schweren Verletzungen, die er sich bei einem Sturz rund vier Kilometer vor Ende eines zur Tourist Trophy zählenden Rennens zuzog.

Klaus Klaffenböck und Christian Parzer, die Seitenwagen-Weltmeister von 2001, nahmen ebenfalls mehrmals an den Rennen teil.

Fahrer aus aller Welt
Trotz all dieser Zwischenfälle fasziniert die Tourist Trophy, die von 1949 bis 1976 auch auf dem WM-Kalender stand, immer noch Zuschauer und Motorrad-Enthusiasten.

Für heuer haben Fahrer aus Europa, den USA, Neuseeland, Australien, Argentinien und Japan genannt.