Vor allem das Land, in dem es bereits Weltmeisterschaften im Handyweitwurf und im Frauentragen gibt, überrascht mit immer neuen Ideen. Fast schon altehrwürdig tritt dagegen Sumpffußball ("Swamp Soccer") auf, wo in Finnland vom 12. bis 15. Juli die bereits zehnte WM stattfindet.
Dunoon Celtic vs. Fuddy Muckers
Von der schmutzigen Idee begeistert, haben Fans den Sport mittlerweile in ganz Europa verbreitet, sogar in Brasilien gibt es ein Turnier. Und während in Island im August die vierten Europameister gekürt werden, wurde in Schottland im Juni die zweite offene britische Meisterschaft abgehalten.
Bei den Herren setzte sich in diesem Jahr der Lokalmatador Dunoon Celtic Supporters Club im Elferschießen gegen die Fuddy Muckers 4:1 durch. Im Mixed-Finale triumphierte die belgische Auswahl De Rode Modderduivels mit 2:0 über das Australian Swampsoccer Team.
Knietief im Schlamm
Beim "härtesten" Match der Welt kämpfen sechs Männer oder Frauen auf einem 35 mal 60 Meter großen Spielfeld um den Titel. Dabei stecken die Spieler bis zu den Knien im Schlamm und müssen sich ständig bewegen, um nicht noch tiefer einzusinken.
Auf Grund der körperlichen Anstrengung ist ein Spiel nach zwei Mal zwölf Minuten vorbei. Maximal sechs Ersatzspieler dürfen so oft wie nötig ein- und ausgewechselt werden. Ein Schuhwechsel während der Partie ist aber verboten.
Von 13 auf 300 Teams
Sumpffußball wurde angeblich erstmals von Langläufern gespielt, die ihre Kondition im Sommer nicht verlieren wollten. 1998 organisierte Jyrki Väänänen, in Kreisen als "The Swamp Baron" bezeichnet, die ersten finnischen Meisterschaften.
Damals nahmen 13 Mannschaften am Turnier teil. Mittlerweile ist das Interesse so groß, dass bis zu 300 Teams um den Titel kämpfen.
Teams aus der ganzen Welt
2004 brachte Stewart Miller die Idee ins Mutterland des Fußballs. Der Gründer der offenen britischen Meisterschaft kam während der damaligen EM in Island mit Väänänen ins Gespräch. Ein paar Stunden und ein paar Biere später war die Partnerschaft besiegelt.
"Der Zuspruch aus der ganzen Welt ist fantastisch. Teams aus Großbritannien, Finnland, Deutschland, Belgien, Island und sogar Australien haben sich angemeldet", schwärmt Miller über das britische Turnier. Mit dem Ball zaubern zu können sei nicht nötig. "Begeisterung, Energie und die Bereitschaft, extrem schmutzig zu werden - mehr braucht es nicht."
Herausforderung Mixed-Bewerb
Gespielt wird nach den internationalen Fußballregeln mit einigen kleinen Anpassungen an die Gegebenheiten. Bei Standardsituationen darf das Leder in die Hand genommen und selbst aufgespielt werden, Abseits gibt es keines.
In drei verschiedenen Kategorien können sich Schmutzfinken messen: Wie in anderen Sportarten gibt es beim Sumpffußball reine Männer- und Frauen-Mannschaften. Im Mixed-Bewerb kommt es dann noch zum Kampf der Geschlechter.
Ganz in der Tradition großer Fußballspiele darf natürlich nach dem Match ein Trikotwechsel nicht fehlen. Der kann sich aber durchaus schwierig gestalten und länger dauern als das gesamte Spiel davor.
Wolfgang Rieder, ORF.at
Links:
- Swamp Soccer UK
- Myrarboltnn (EM in Island)
- Suopotkupallo (WM in Finnland)