Punktelos in die Heimat

"Die späteren Stars haben uns nichts gesagt."
Die U20-Weltmeisterschaft 1983 in Mexiko hätte zu einem großen Erfolg werden können. Selten zuvor war eine ÖFB-Auswahl so erfolgreich. Doch es kam anders.

Das Team des damaligen Trainers Gerhard Hitzel kassierte in Gruppe C gegen Argentinien, die Tschechoslowakei und China drei bittere Niederlagen und musste im Handumdrehen punktelos wieder die Heimreise antreten.

Siege gegen Italien und Deutschland
Ein Spieler der damaligen U20 war Toni Polster. Im Gesprächt mit ORF.at erinnert sich der ehemalige ÖFB-Teamstürmer an das Turnier und denkt trotz des Misserfolges in Mexiko "an eine ganz erfolgreiche Zeit zurück".

"Wir waren eines der besten Nachwuchsteams aller Zeiten in Österreich. Auf dem Weg zur Europameisterschaft haben wir Italien ausgeschalten. Dort haben wir dann gegen Irland und Deutschland gewonnen und uns für die WM qualifiziert", hat der heute 43-Jährige positive Erinnerungen.

"Wir sind viel zu spät angereist"
Im Aufgebot der damaligen ÖFB-U20 standen einige spätere Nationalteamspieler. Verteidiger Robert Frind, Goalie Franz Wohlfahrt und die Stürmer Rubert Marko und Andreas Ogris waren ebenso dabei wie Alfred Tatar, Walter Obexer und Josef Hristic.

Warum es aber nicht geklappt hat, kann Polster erklären: "Leider Gottes hat das Turnier in Mexiko stattgefunden. Wir sind viel zu spät angreist, weil von den Vereinen vorher keine Freigabe gekommen ist. Manche sind von ihren Teams überhaupt nicht weggekommen."

Körperlich überfordert
Am Ende hieß das Torverhältnis der Österreicher 0:10 (0:4 Tschechoslowakei, 0:3 China und 0:3 Argentinien). Die Trefferausbeute war nicht unbedingt eine Visitenkarte für den Traumsturm Polster/Ogris, die allerdings beide ihren Weg machen sollten.

"Die Luft war viel zu dünn und ungewohnt für uns. Körperlich waren wir überfordert, total am Boden und überhaupt nicht akklimatisiert. Außerdem haben die Spiele um 14.00 Uhr begonnen, da hat es 40 Grad gehabt", nennt Polster weitere Gründe für das Scheitern.

"Schade, denn unsere Mannschaft war richtig gut. Wenn das Turnier wo stattfindet, wo die Bedingungen nicht so extrem sind, hätten wir mit Sicherheit reüssieren können", ist sich der 95fache Internationale sicher.

Rot für Polster
Für Polster persönlich war die WM allerdings schon nach zwei Spielen beendet. Der spätere Torjäger kassierte in der Partie gegen Argentinien in der 82. Minute die Rote Karte. Ein Ausschluss, an den er sich noch gut erinnert.

"Da war so ein Linienrichter, der hat alles gegen uns gegeben. Als der dann einen ganz klaren Out-Einwurf wieder falsch für Argentinien gegeben hat, habe ich auf meine Augen gedeutet, dass er endlich einmal genau schauen soll. Das haben sie dann so ausgelegt, als hätte ich gemeint, er würde Brillen brauchen. Na ja, das war dann halt Rot", so die Erklärung.

Südamerika dominierte
Aus sportlicher Sicht war die U20-WM 1983 trotz starker europäischer Konkurrenz eine klare Angelegenheit für die südamerikanischen Nachwuchskicker. Im Finale besiegte Brasilien Argentinien vor 110.000 Fans durch ein Elfmetertor mit 1:0. Auf Rang drei landete überraschend Polen vor Südkorea.

Marco van Basten war dabei
Zukünftige Topstars waren schon damals mit dabei. Bei den Niederländern spielte ein gewisser Marco van Basten, der später bei Milan und der EM 1988 für Furore sorgen sollte, im Sturm.

Ein Teamkollege war Gerald Vanenburg, der ebenfalls danach 42 Mal im "Oranje"-Team spielte, 1988 Europameister wurde und auch Kotrainer von Peter Pacult bei 1860 München war.

Im Team der Sowjetunion führten Gennadi Litowtschenko und Oleg Protasow Regie, beides spätere Protagonisten des legendären sowjetischen Teams in den 80er Jahren, das 1988 Vizeeuropameister wurde.

Dunga und Bebeto
Auch Brasilien hatte natürlich spätere Stars in seinen Reihen. Im Sturm glänzte Bebeto, seines Zeichens nachher bei drei WM-Endrunden (1990, Weltmeister 1994, Vizeweltmeister 1998) dabei und mit 29 Treffern in 75 Länderspielen einer der erfolgreichsten Teamtorschützen.

Auch der aktuelle brasilianische Teamchef Carlos Dunga war mit von der Partie. Später war er bei der WM 1994 und 1998 Kapitän der "Selecao" und absolvierte 91 Länderspiele.

Ausgerechnet der damalige Torschützenkönig (sechs Treffer) startete keine große Karriere. Geovanni, ob seiner traumhaften Pässe und seines Spielverständnisses überschwänglich gelobt, brachte es lediglich auf ein Jahr beim Serie-A-Klub Bologna und eine Saison bei Karlsruhe.

"Die haben uns nichts gesagt"
"Die späteren Stars haben uns damals natürlich überhaupt nichts gesagt. Genauso wie die nicht gewusst haben, wer wir sind", bringt Polster den damaligen Bekanntheitsgrad auf den Punkt.

Einige, darunter sicher auch Polster, schafften es aber zu einem großen Bekanntheitsgrad und Weltruhm. Vielleicht ist auch 2007 ein Österreicher dabei, von dem man noch im Jahr 2031 spricht.

Christian Wagner, ORF.at

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