"Jetzt müssen sie Leistung bringen"

Ex-Teamchef: "Die Karriere der U20-Teamspieler fängt jetzt erst an."
Österreichs erfolgreiches U20-Team ist am Dienstag von der Weltmeisterschaft in Kanada zurückgekehrt, und die Stimmen, die Einsätze der Talente bei den Bundesliga-Klubs fordern, werden immer lauter.

Mit Herbert Prohaska nimmt der letzte ÖFB-Teamchef, der die Nationalmannschaft zu einer WM der "Großen" führte, im Interview mit ORF.at zu den Zukunftsaussichten der Jungkicker, ihren Schwierigkeiten und der Sehnsucht der heimischen Fans Stellung.

ORF.at: Österreich hat das U20-Team ins Herz geschlossen und will diesen hoffnungsvollen Nachwuchs jetzt auch bei den Vereinen spielen und nicht auf der Ersatzbank oder der Tribüne sehen. Wird es dazu kommen?

Herbert Prohaska: Zunächst einmal muss jedem Spieler nach dieser tollen WM eines klar sein: Es war ein super Turnier, mit Freude, Euphorie und Begeisterung, aber es wäre ein Fehler, jetzt einen Stammplatz zu fordern. Die Trainer werden diese Leistungen positiv registriert haben, doch jetzt gilt es, sich täglich neu zu beweisen. Nun ist man gefordert, im Klub Leistung zu bringen und die Betreuer damit fast zur Aufstellung zu zwingen.

ORF.at: Vom ÖFB-Präsidenten wird sogar verlangt, dass ein Umdenken von einem Spieler-Importland zu einem Spieler-Exportland erfolgen sollte. Ein richtiger Ansatz?

Prohaska: Absolut. Es steht außer Zweifel, dass Österreich im Fußball ein Exportland werden sollte. Unsere Möglichkeiten in der Infrastruktur, bei den finanziellen Rahmenbedingungen und in der Größe des Landes lassen gar nichts anderes zu. Nur so kann unser Weg aussehen.

ORF.at: Wie passt dazu aber die Philosophie von Red Bull Salzburg, wo am Sonntag beim 2:2 gegen die Austria am Ende kein einziger Österreicher gespielt hat?

Prohaska: Eigentlich spielen jetzt nur mehr in Salzburg viele Ausländer, der Rest der Liga schwenkt bereits um. Bei Red Bull gibt es eine Strategie, wo für die Firma nicht immer das Sportliche im Vordergrund steht. Dies sieht man bei den Transfers von Alex und Miyamoto, die aus Japan kamen. Man muss aber dazu sagen, dass bei Salzburg viele der "besseren" Ausländer spielen. Es geht darum, welche Qualität diese Leute haben. Bei erst- oder zweitklassigen Legionären haben wir keine Chance, und bei der dritten Garnitur sind schon Vereine aus den Niederlanden, Belgien, Portugal oder Griechenland dran.

ORF.at: Also trotz der Bemühungen, die Champions League erreichen zu wollen, der falsche Weg?

Prohaska: Ich glaube, da gibt es zwei Antwortmöglichkieten. Eine schaut so aus, dass es den Fans egal ist, woher die Spieler kommen, solange ihre Mannschaft erfolgreich ist. Bei Inter Mailand gibt es im 28-Mann-Kader nur drei Italiener, darunter ein Ersatztorhüter und ein Verteidiger, der noch verliehen werden soll. Damit bleibt eigentlich lediglich Materazzi über. Auf der anderen Seite sehnen sich die Leute offensichtlich nach Talenten aus dem eigenen Land. Dies hat man jetzt bei der Begeisterung rund um unser U20-Team gesehen. Alle lechzen nach jungen österreichischen Spielern.

ORF.at: Werden ein Madl, Okotie oder Hoffer jetzt bei den Klubs den Durchbruch schaffen?

Prohaska: Madl und Okotie haben bei der Austria bereits zum Kader gehört. Bei Rapid sind ein Kavlak oder Korkmaz fast schon Stammspieler und haben überzeugt. Aber noch einmal: Das müssen sie nun über Wochen, Monate und Jahre neu beweisen. Es genügt nicht zu sagen, dass ein Madl so gut ist wie ein Bak, ein Okotie so gut wie ein Lafata oder ein Hoffer so gut wie ein Bilic. Ihre Karriere fängt jetzt an und sie haben alle Anlagen, um in Zukunft zu spielen und etwas zu erreichen.

Das Gespräch führte Christian Tragschitz, ORF.at

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