Die spanische Zeitung "Marca" zitiert Alonso mit den Worten: "Entweder Hamilton oder ich." Dem britischen TV-Sender BBC sagte Alonso, er werde im Team nicht so behandelt, wie er es erwartet hatte.
"Das Ganze hat dem Team sicherlich geschadet", meinte Hamilton, der in Budapest seinen dritten Saisonsieg einfuhr und seine WM-Führung auf den viertplatzierten Alonso auf sieben Punkte ausbaute, zur Eskalation beim GP-Wochenende in Ungarn.
Dennis: "Prinzip der Gleichberechtigung"
Alonso war bei seinem Wechsel von Renault zu McLaren von einer klaren Nummer-eins-Rolle ausgegangen, hat nun in Rookie-Sensation Hamilton aber einen überraschend starken Stallrivalen. Deshalb soll der 26-Jährige nun bereits Ausstiegsgedanken aus seinem bis 2009 laufenden McLaren-Vertrag hegen.
"Wir haben das Team auf dem Prinzip der Gleichberechtigung aufgebaut", betonte Teamchef Ron Dennis. Er verstehe, dass sich Alonso im Moment im Team nicht so wohl fühle, wie er es sich vielleicht erwarte.
"Aber ich verspüre den Druck zweier sehr konkurrenzfähiger Fahrer, die beide gewinnen wollen", erklärte der McLaren-Boss. "Das ist manchmal sehr schwierig zu managen." Zum Beispiel im Qualifying am Samstag, als Alonso Hamilton blockiert hatte und das Team mit dem Abzug der Punkte für die Konstrukteurs-WM bestraft wurde.
Alonso zur Zukunft: "Ich weiß es nicht"
Eine eventuelle Berufung von McLaren ist noch offen. Doch selbst mit dem Punkteabzug führen die Engländer in der Teamwertung noch 19 Punkte vor Ferrari. In der Fahrer-WM hat der drittplatzierte Finne Kimi Räikkönen ebenfalls schon 20 Punkte Rückstand auf Hamilton.
McLaren-Stallduelle dürften auch für die kommenden Rennen vorprogrammiert sein, langfristig könnten sie aber ein Ablaufdatum haben. Auf die Frage, ob er auch nächste Saison noch für McLaren fahre, antwortete Alonso: "Ich weiß es nicht. Ich weiß es wirklich nicht."
Lauda: "Teamkollegen können keine Freunde sein"
Die besten Freunde werden Alonso und Hamilton jedenfalls nicht mehr werden. "Eigentlich habe ich mir immer gedacht, dass ich der Allerärgste bin. Aber Alonso und Hamilton sind ja schlimmer als ich und Prost", meinte Niki Lauda.
Der Österreicher hatte sich 1984 in einem packenden Duell mit seinem französischen McLaren-Teamkollegen Alain Prost seinen dritten Weltmeistertitel gesichert. "Teamkollegen können keine Freunde sein", meinte Lauda.
Als Prost gegen Senna kämpfte
Das legendärste aller Stallduelle haben sich ebenfalls zwei McLaren geliefert - Prost und Ayrton Senna. Der Kulminationspunkt: Suzuka 1989. Senna hätte gewinnen müssen, um seine WM-Chance zu wahren. Der Brasilianer attackierte in einer Rechtskurve innen, Prost machte die Lücke zu und eine Kollision damit unvermeidlich.
Der spätere Sieger Senna wurde von der FIA wegen "gefährlichen Fahrens" disqualifiziert, Prost war zum dritten Mal Weltmeister. 2007 griffen die Sportkommissäre des Weltverbandes durch die Versetzung Alonsos wieder ins teaminterne WM-Rennen ein.
Berger: "McLaren holt immer die Besten"
"McLaren holt immer die besten Fahrer, die es gibt. Da kann es schon einmal zu Schwierigkeiten kommen", erklärte Gerhard Berger. Der Tiroler war von 1990 bis 1992 mit Senna bei McLaren gefahren, pflegte aber eine tiefe Freundschaft zum Ausnahmepiloten.
Obwohl sich das Team in den ersten beiden Jahren vollständig auf Weltmeister Senna konzentriert hatte, versicherte Berger: "Ich bin immer fair behandelt worden. McLaren ist grundsätzlich ein faires Team." Wettbewerbsverzerrung wollte Berger Dennis daher auf keinen Fall unterstellen. "Sie werden die Meisterschaft nicht absichtlich manipulieren."
Für einen Teamchef sei es allerdings sehr schwierig, zwei absolute Topfahrer und deren Ehrgeiz unter einen Hut zu bringen. "Beide (Alonso und Hamilton) sind fahrerisch absolute Weltklasse. Aber beide sind auch sehr starke Charaktere", betonte Berger. Zu stark vielleicht, um es auf Dauer miteinander auszuhalten. Die Konkurrenz würde sich freuen.
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