Benimmregeln für höfliche Pekinger

"Es ist ehrenwehrt, höflich zu sein."
Der "zivilisierte" Pekinger ist höflich, wirft seinen Abfall nicht achtlos auf die Straße, drängt sich nicht vor und spuckt "auf die richtige Art". Um den 16 Millionen Menschen in der Gastgeberstadt der Olympischen Spiele 2008 schlechtes Benehmen abzugewöhnen, hat die Stadtregierung eine große Kampagne gestartet.

©Bild: AP
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Direktorin Zhang Guanghui vom städtischen "Amt für den Aufbau der moralischen Zivilisation" will der Bevölkerung Benimmregeln beibringen. Das geht vom "Spucken in ein Taschentuch und nicht auf den Boden" bis zur Mülltrennung. Auch freiwillig in der Schlange zu stehen ist auf dem Programm.

Kein Vordrängen mehr
Am 11. eines jeden Monats wird geübt, sich an Bushaltestellen, in U-Bahnen, an Schaltern oder in Geschäften nicht mehr mit den Ellbogen vorzudrängen, wie es heute allgemein üblich ist.

Der 11. wurde ausgesucht, weil die Pekinger künftig "1 und 1" in der Schlange hintereinanderstehen sollen. "Es ist zivilisiert, sich anzustellen. Es ist ehrenwert, höflich zu sein", lautet der Slogan.

"Peinliche" Strafen
Die Sittenwächter setzen auf Erziehung, Aufklärung und Strafen. Wer beim Spucken oder Verschmutzen erwischt wird, soll 50 Yuan, umgerechnet fünf Euro, zahlen. So viel kosten 100 Packungen Papiertaschentücher, rechneten amtliche Medien vor.

"Wir wollen das Bewusstsein der Bürger für zivilisiertes Benehmen anheben, ihnen nicht nur eine Geldstrafe aufbrummen", erläutert Guanghui. "Die Höhe der Strafe ist nicht so wichtig, doch in China, wo es darauf ankommt, sein Gesicht zu wahren, ist es peinlich, bestraft zu werden."

Berichte über "Modellbürger"

©Bild: Reuters
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Mit Broschüren, die an Bahnhöfen, auf Einkaufsstraßen oder in Wohngebieten verteilt werden sowie mit Berichten in den staatlichen Medien oder über "Modellbürger" soll die Bevölkerung aufgeklärt werden. Ein Ziel ist auch die "Fenster-Dienste-Industrie".

Dazu zählen nicht nur Verkäufer, sondern auch Bus- und Taxifahrer. 400.000 Beschäftigte haben schon ein Benimmtraining absolviert, "um die Qualität ihrer Dienstleistung anzuheben", berichtet Guanghui.

Sorgen machen ihr "unehrliche Geschäftsleute", die Touristen über den Tisch ziehen. Auf dem Seidenmarkt und dem Hongqiao-Markt am Himmelstempel, zu denen ausländische Besucher in Reisebussen gekarrt werden, soll Verkäufern beigebracht werden, "wie Geschäfte mit Ehrlichkeit gemacht werden", sagt Zhang Guanghui. Ihr Lohn: Eine Plakette für die Tür.

Olympisches Essen streng kontrolliert
Währenddessen hat Chinas Regierung nach den Skandalen um schlechte Qualität chinesischer Nahrungsmittel ein strenges Kontrollsystem angekündigt.

Die Nahrungsmittelsicherheit sei umfassend gewährleistet, betonte ein Behördensprecher: "Alle Prozesse um das olympische Essen, einschließlich Herstellung, Verarbeitung, Verpackung, Lagerung und Transport, werden streng überwacht."

Nach Schätzungen werden die Athleten, Trainer, Funktionäre und Journalisten während der Spiele mehr als 75.000 Liter Milch, 330 Tonnen Obst und Gemüse, 82 Tonnen Meeresfrüchte, 750 Liter Ketchup, 131 Tonnen Fleisch, 21 Tonnen Käse und drei Millionen Flaschen Getränke konsumieren.

30 Prozent chinesische Küche
Die chinesische Küche gibt 2008 in Peking ihr Debüt auf dem olympischen Speiseplan. Sie soll etwa 30 Prozent des Angebots ausmachen. Wegen der vielen Zutaten gelte für die chinesische Küche aber ein höheres Risiko, sagte der Experte des Nahrungsmittelgremiums, Cai Tongyi, laut Nachrichtenagentur Xinhua. Dem Internationalen Olympischen Komitee (IOC) seien 1.000 chinesische Gerichte vorgeschlagen worden. "Wir warten auf die Genehmigung."

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