Dazu wird der sportliche Abstieg von der wirtschaftlichen Krise begleitet. Wegen eines Schuldenstands von 35 Millionen Pfund (51,3 Millionen Euro) wurde der Verein unter administrative Aufsicht gestellt und in der vergangenen Saison mit einem Abzug von zehn Punkten bestraft. Allerdings hätte Leeds auch ohne diese Strafe nicht den Klassenerhalt in der League Championship geschafft.
Aktuell kämpfte man wegen des hohen Schuldenstands sogar gegen die Auflösung. So gab der Masseverwalter bekannt, dass unter anderem 11,4 Millionen Euro an Abgabenverpflichtungen nicht beglichen werden konnten. In die neue Spielzeit, die am Samstag mit dem Auswärtsspiel gegen Tranmere startet, geht man erneut mit 15 Minuszählern.
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©Bild: APA |
Aus der Premier League hatte sich der dreifache Meister (1969, 1974 und 1992) und Ex-Verein von ÖFB-Teamspieler Martin Hiden bereits 2004 verabschieden müssen. Schon damals hatten die Vereinsverantwortlichen mit Ausständen von rund 100 Millionen Pfund zu kämpfen gehabt. Daraufhin mussten die letzten verbliebenen Stars wie Alan Smith und Mark Viduka sowie Talent James Milner verkauft werden.
Die "Fallschirmzahlung", die jeder Absteiger vom Kabelsender Sky Sports erhielt, war angesichts monatlicher Zinsforderungen in Millionenhöhe nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Die Finanzmisere in Leeds aber hatte ausgerechnet in der Phase des sportlichen Erfolgs begonnen.
Darlehen als Anfang vom Ende
Als United ins Halbfinale der Champions League gestürmt war (und noch Gegner wie Milan und La Coruna bezwungen hatte), hatte man ein Darlehen aufgenommen. Als Sicherheit galten künftige Einnahmen sowie die Transferwerte der Spieler. Doch dann verpassten "The Whites", die im Jänner 2002 noch Tabellenführer gewesen waren, am Saisonende die Champions-League-Qualifikation. Der Marktwert der teils teuren Neueinkäufe sank ins Bodenlose.
Einige Schlüsselspieler waren nicht mehr zu halten. Nach dem Abgang von Rio Ferdinand zu Manchester United kam es auch zu Unstimmigkeiten zwischen Trainer David O'Leary und dem Clubchef Peter Ridsdale, woraufhin der zuvor erfolgreiche Coach entlassen wurde.
Talfahrt nach dem Fast-Aufstieg
In der Folge kam es fast ständig zu Änderungen auf der Betreuerebene, der Vereinsvorsitz wechselte ebenso, und zudem mussten fast alle Stammspieler wie Jonathan Woodgate, Harry Kewell, Lee Bowyer, Robbie Keane und Robbie Fowler abgegeben werden. Mit dem Abstieg nach 14 Jahren im Oberhaus wurde die Gehaltsstruktur in der Mannschaft extrem gesenkt, doch im Vorjahr schaffte man mit einer völlig neuen Truppe fast den Wiederaufstieg.
Nach der 0:3-Niederlage im Play-off-Finale gegen Watford war die Enttäuschung groß, der Saisonstart wurde völlig verpatzt, und man fand sich bald im Abstiegskampf wieder. Auch Neo-Manager Dennis Wise war nicht mehr in der Lage, den Turnaround zu schaffen. Der ehemalige "Bad Boy" musste mitansehen, wie die eigenen Anhänger sogar entrüstet den Platz stürmten.
"Marching on together"
Für die Leeds-Fans ist der ehemalige Meistercup-Finalist aber trotz aller Pleiten nach wie vor das Größte. 31.269 Zuseher strömten trotz des drohenden Super-GAUs zum letzten Heimspiel gegen Ipswich, in der kommenden Saison kündigen sich trotz der Drittklassigkeit ähnliche Zuschauerzahlen an.
Wenn man in West Yorkshire von United spricht, dann meint man Leeds und nicht den verhassten Erzrivalen aus Manchester. Wenn vor den Partien an der Elland Road das legendäre "Marching on together" angestimmt wird, dann verdrängt man die triste Gegenwart.
Die Tage von Revie und Bremner
Viel lieber erinnert man sich da an die glorreichen Jahre unter Erfolgsmanager Don Revie, als es zwischen 1965 und 1974 nie einen Platz außerhalb der besten vier gab. National wurden Meistertitel, FA-Cup- und Ligacup-Siege eingefahren, und international räumte man zweimal den Messestädtecup (Vorgänger des UEFA-Cups) ab, dazu stand Leeds im Meistercup und im Cup der Cup-Sieger jeweils im Finale.
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©Bild: Reuters |
Christian Tragschitz, ORF.at
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