UEFA tagt am Donnerstag

Disziplinar-Kommission entscheidet.
Der Schlager in der ersten UEFA-Cup-Hauptrunde zwischen dem RSC Anderlecht und Rapid ist noch nicht hundertprozentig gesichert. Am Donnerstag wird sich der Europäische Fußballverband mit den schweren Zuschauerausschreitungen beim Champions-League-Qualifikationsspiel des belgischen Meisters gegen Fenerbahce beschäftigen.

Dabei ist im Extremfall von einem Europacup-Ausschluss über eine Stadionsperre oder ein Heimspiel unter Ausschluss der Öffentlichkeit bis hin zu einer Geldstrafe alles möglich.

Wie ORF.at am Mittwoch von der UEFA erfuhr, sind ein "Geisterspiel" ohne Publikum sowie eine äußerst hohe Pönale die wahrscheinlichsten Varianten, mit einer Entscheidung ist nach der Sitzung der Disziplinarkommission am späten Donnerstagnachmittag oder am Freitag zu rechnen.

Sollte es wirklich zu einem "Geisterspiel" kommen, so muss Anderlecht am 20. September die Heimpartie gegen Rapid unter Ausschluss der Öffentlichkeit bestreiten. In diesem Fall wären somit auch Rapid-Fans von der Begegnung in Brüssel ausgeschlossen.

Schwere Ausschreitungen gegen Fenerbahce
Beim Rückspiel der dritten und entscheidenden Runde der Champions-League-Qualifikation gegen Fenerbahce war es im Constant Vanden Stock Stadion im Brüsseler Stadtteil Anderlecht zu schweren Fanrandalen gekommen.

Die Anhänger der Violetten, die gegen die vielen türkischen Zuseher fast ein Auswärtsspiel im eigenen Stadion hatten, waren angesichts der drohenden 0:2-Niederlage (Fenerbahce hatte bereits das Hinspiel 1:0 gewonnen) völlig außer Rand und Band.

Mehrere Anderlecht-Fans wurden verhaftet, weil es außerhalb des Stadions zu schweren Krawallen mit der Polizei gekommen war. Bereits während des Spiels hatte die Partie rund zehn Minuten vor Schluss vom Schiedsrichter unterbrochen werden müssen, weil die beiden rivalisierenden Gruppen aneinandergeraten waren.

Nulltoleranzpolitik der UEFA
Die belgischen Anhänger versuchten dabei, Zäune zu überwinden, die sie von den Türken trennten. Mit rassistischen Chorälen gingen die Randalierer auf die Gäste los, erst die Spieler der Heimmannschaft konnten die Lage unter Kontrolle bringen.

"Wir warten den Bericht des Überwachers und des Schiedsrichters ab, aber wir nehmen die Situation sehr ernst und sind äußerst enttäuscht darüber, was passiert ist", meinte UEFA-Sprecher William Gaillard.

"Wenn die Vereine für schuldig befunden werden, dann wird es natürlich eine Fortsetzung unserer 'Nulltoleranzpolitik' in solchen Fällen und die entsprechenden Sanktionen geben", so Gaillard, der spezieller Berater von UEFA-Präsident Michel Platini ist.

Ausschluss für Legia und Partizan
So wurden in dieser Saison mit Legia Warschau und Partizan Belgrad bereits zwei Clubs wegen ähnlicher Vorkommnisse vom Europacup ausgeschlossen. Allerdings ist auch das entsprechende "Vorstrafenregister" der jeweiligen Beteiligten heranzuziehen.

Legia und Partizan sind aber ähnlich wie Anderlecht bei der UEFA keine unbeschriebenen Blätter. So war es beim UEFA-Cup-Spiel der Belgier gegen Panathinaikos im Februar 2003 ebenfalls zu Ausschreitungen zwischen den beiden Fangruppen gekommen.

Anderlechts "Vorstrafenregister"
Im Oktober 2005 gab es rund um das Champions-League-Heimspiel gegen Liverpool ebenfalls schwere Krawalle mit insgesamt 74 Verletzten, die allerdings großteils Schlachtenbummler der "Reds" betrafen.

Im Stadtteil Anderlecht war es im April 2002 zudem in der Nacht zum Ostersonntag auch abseits des Stadions zu einem Zwischenfall gekommen, als fünf Molotowcocktails eine örtliche Synagoge in Brand setzten. Im Oktober 2001 kam ein Anderlecht-Fan nach Zusammenstößen bei einem Meisterschaftsspiel ums Leben.

Im September 1999 musste das Auswärtsspiel in Brügge aus Angst vor schweren Krawallen sogar abgesagt werden. Bereits ein Jahr zuvor hatten die Fans der belgischen "Veilchen" sich nach einer 2:3-Heimniederlage gegen den Erzrivalen aus Brügge Schlägereien mit der Polizei geliefert. Etliche Beamte wurden dabei verletzt, es gab mehrere Festnahmen.

Christian Tragschitz, ORF.at

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