Das Alter spielt keine Rolle

Ibragimow sieht den Kampf als "ein Geschenk des Himmels".
Evander Holyfield hat Großes vor. Der US-Amerikaner will am Samstag, sechs Tage vor seinem 45. Geburtstag, in Moskau gegen den knapp 13 Jahre jüngeren Russen Sultan Ibragimow Boxgeschichte schreiben und als erster Schwergewichtler zum fünften Mal Weltmeister werden.

©Bild: Reuters/Brendan McDermid
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Fragen nach seinem Alter wischt er vor dem Kampf gegen den WBO-Champion genervt beiseite: "Der Arzt hat gesagt, dass ich gesund bin, und ich kann mich verteidigen. Also warum nicht."

Foreman war älter
Holyfield möchte erneut unbestrittener Schwergewichtschampion werden. Zuletzt hatte er 1990 nach einem Sieg gegen James "Buster" Douglas die WM-Gürtel nach IBF-, WBA- und WBC-Version vereint.

Er wäre allerdings nicht der älteste Schwergewichtsweltmeister aller Zeiten. George Foreman war 45 Jahre und zehn Monate alt, als er im November 1994 seinen damals über 18 Jahre jüngeren amerikanischen Landsmann Michael Moorer in Las Vegas sensationell durch K. o. in der zehnten Runde als WBA- und IBF-Titelträger ablöste.

Erstmals in Russland
Für seine aktuelle Mission boxt Holyfield erstmals seit 20 Jahren im Ausland. Er freue sich am meisten darauf, den Leuten außerhalb der USA zeigen zu können, dass er ein Gewinner sei, tönte Holyfield vor dem ersten WM-Fight eines bekannten US-Boxers in Russland.

Erinnerungen an "Rocky IV"
Prompt werden in den amerikanischen Medien Erinnerungen geweckt an den Rocky-Film aus dem Jahr 1985. In "Der Kampf des Jahrhunderts" trifft Sylvester Stallone als Rocky Balboa während des Kalten Krieges auf den sowjetischen Stahlschrank Iwan Drago alias Dolph Lundgren und schlägt ihn k. o.

Auch in Moskau haben sich die Fernsehmacher an den Leinwanderfolg erinnert und Ibragimow als Iwan Drago parodieren lassen, um den Verkauf der TV-Abonnements anzukurbeln. Überhaupt wurde in der Millionenmetropole Moskau alles getan, um "The Real Deal" optimal in Szene zu setzen.

Sondergenehmigung für den Kampf
So hat nach Angaben der russischen Nachrichtenagentur RIA-Nowosti Bürgermeister Juri Luschkow den Veranstaltern aufgrund des weltweiten Interesses eine Sondergenehmigung erteilt, den Kampf erst um 23.00 Uhr Ortszeit zu beginnen.

Normalerweise müssen öffentliche Veranstaltungen in Moskau um diese Uhrzeit bereits beendet sein. So aber sind 120 Länder live dabei, wenn Holyfield Historisches leisten will.

Sperre wegen "verminderter Fähigkeiten"
Die Amerikaner erfahren hingegen nur via Internet, ob ihr Landsmann seinen Traum wahr macht. Eine Fernsehübertragung gibt es nicht. Der Boxsender HBO zeigt statt der Schwergewichte das Duell der Leichtgewichtstitelträger Juan und Julio Diaz in Chicago.

Holyfield hat es traditionell schwer in Amerika. Nach einer Niederlage 2004 gegen Larry Donald, der dritten in Folge, wurde er für zwei Jahre wegen "verminderter Fähigkeiten", wie es offiziell hieß, landesweit gesperrt.

Fragwürdige Aufbaugegner
Der elffache Vater hat trotzdem nach wie vor ein großes Kämpferherz. "Aufgeben? Ich? Niemals. Dann sterbe ich lieber im Ring, wenn es Gott so möchte", sagte Holyfield, der bisher im Ring 205 Millionen Dollar (145 Mio. Euro) verdient hat.

2006 kehrte er in Texas in den Ring zurück, wo er vier Fights mit Gegnern fragwürdiger Klasse bestritt und gewann.

"Ein Geschenk des Himmels"
Ibragimow ist indes ganz sicher ein anderes Kaliber. Der Rechtsausleger hat 21 seiner 22 Kämpfe gewonnen und ist noch unbesiegt. "Er ist ein aggressiver Boxer, hat schnelle Fäuste. Viele boxen mit einer Doppelkombination, Ibragimow aber kommt mit einer dreifachen", lobt Holyfield.

Auch der Russe kommt beim Namen seines Gegners regelrecht ins Schwärmen. "Früher habe ich mir immer die Videokassette mit Aufzeichnungen seiner Kämpfe angeschaut. Ich hätte nie geglaubt, einmal gegen ihn im Ring zu stehen. Das ist ein Geschenk des Himmels."

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