Kindergartenmeisterin macht Karriere

"Meine Familie hat schon dafür gesorgt, dass ich am Boden bleibe."
Wenn man mit 22 Jahren Weltmeisterin ist, bereits im Weltcup gewonnen hat und auch schon bei Olympischen Spielen nur knapp an einer Medaille vorbeigeschrammt ist, dann sollte man eigentlich in der Skination Österreich ein "großer" Name sein. Michaela Kirchgasser ist es nicht. Noch nicht.

Im Gegensatz zu den "Golden Girls" des ÖSV gehört die Filzmooserin noch nicht zu den bekannten Namen, denen alle Türen offen stehen. Renate Götschl, Michaela Dorfmeister und Alexandra Meissnitzer feierten eben jahrelang Erfolge, von denen Kirchgasser noch weit entfernt ist.

Kein Neid
Zudem stiegen in der jüngsten Vergangenheit mit Nicole Hosp und Marlies Schild die Sterne von zwei jungen Teamkolleginnen fast kometenhaft auf. Doch Neid oder Eifersucht zählen nicht zu den Charaktereigenschaften Kirchgassers.

©Bild: GEPA/Hans Simonlehner
©Bild: GEPA/Hans Simonlehner
"Meine Familie hat schon dafür gesorgt, dass ich am Boden bleibe und nicht abhebe. So ein Umfeld kann man sich nur wünschen, das ist in der heutigen Zeit nicht mehr selbstverständlich", so die Salzburgerin im Gespräch mit ORF.at.

Es gab keinen "Plan B"
Dazu verhinderte auch der Sport, dass sie auf "blöde Gedanken" kam. Mit drei Jahren stand sie erstmals auf Ski, nach dem ersten Erfolg als Kindergartenmeisterin war die Karriere fast programmiert. Wenn es nach dem Kopf von Michaela geht - und das tat es in der Familie Kirchgasser.

"Es war für mich nie eine Frage, ob ich etwas anderes machen will. Daran hab ich bisher noch nicht einmal eine Sekunde gedacht. Ich wollte Skifahren und das möglichst gut. Wenn man so will, dann hatte ich keinen Plan B. Ich habe meine ganze Energie darauf konzentriert", so Kirchgasser.

Nach dem Besuch der Volksschule Filzmoos ging es nach Schladming in die Schihauptschule, sowie später in die Skihandelsschule und den Aufbaulehrgang der Handelsakademie. Ihre HAK-Matura zeigt, dass der Verstand nicht auf der Skipiste endet.

Schon mit 16 im Weltcup aufgezeigt
Schon im Landesjugendkader fuhr sie zahlreiche FIS-Rennen. Am 9. Dezember 2001 gab im Slalom von Sestrierees dann als 16-Jährige beim Weltcup-Debüt mit Platz 17 eine tolle Premiere. "Ich war noch nie in meinem Leben so nervös, ich hab nur gehofft, dass es bald vorbei ist", war damals ihre erste Reaktion.

Obwohl sie die Zwischenstufe Europacup einfach "übersprungen" hatte, zeigte sie auch beim zweiten Einsatz in der Elite kurz nach Weihnachten 2001 auf. Am 29. Dezember verhinderte sie als 14. beim Slalom in Lienz eine totale Nullnummer der ÖSV-Damen und rettete die Ehre des Gastgeberlandes.

"Keine Ahnung, wie ich das mache. Dabei bin ich im Rennen so nervös, dass mir richtig schlecht ist", meinte die HAK-Schülerin damals.

Die Saison des Durchbruchs?
Fast sechs Jahre später darf Michi auf einen WM-Titel (mit dem Team 2007 in Aare), Platz fünf und sechs bei den Olympischen Winterspielen 2006 in Turin (in Slalom bzw. Kombination) sowie auf ihren ersten Weltcup-Sieg 2007 im Riesentorlauf in der Sierra Nevada zurückblicken.

Die ehemalige Junioren-Weltmeisterin, die später auch einmal mehr Wert auf die Speed-Disziplinen legen will (im Hinterkopf gibt es den Traum vom Gesamtweltcup), hofft in der neuen Saison auf den endgültigen Durchbruch.

"Ich will im Riesentorlauf meine Leistungen stabilisieren und mich unter den Top drei festsetzen, dazu möchte ich mich im Slalom steigern und konstanter werden", so die begeisterte Freizeitsportlerin (die Hobbies Laufen, Schwimmen, Klettern und Bergsteigen zeugen davon).

Mit Mancuso als Milka-"Model"
Doch es gibt auch - bei ihr eigentlich kaum vorstellbar - ein Leben abseits von Toren und Bestzeiten. Lesen und die Trachtenmusikkapelle Filzmoos sind weitere Leidenschaften der Marketenderin.

Julia Mancuso / ©Bild: GEPA/Andreas Troester
Julia Mancuso / ©Bild: GEPA/Andreas Troester
Ein Mädchen, das so aussieht wie Michaela, zieht zudem auch die Blicke von Fans, Journalisten oder den männlichen Kollegen auf sich. Kein Wunder, dass Sponsor Milka gemeinsam mit anderen Ski-Beauties wie US-Girl Julia Mancuso ein eigenes Team aufgebaut hat.

Nicht umsonst wurde der ÖSV-Blickfang in der vergangenen Saison zur hübschesten Läuferin der Saison gewählt. Vielleicht bringt sie auch heuer nicht nur die Schokolade des Sponsors zum Schmelzen.

Christian Tragschitz, ORF.at

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