Der Russe gewann im Achtelfinale gegen den Kroaten Marin Cilic den ersten Satz locker in 27 Minuten mit 6:1, verlor aber danach aber aufgrund vieler Eigen- und zehn Doppelfehler noch 5:7 1:6. Im entscheidenden Satz kam es dann zur Zurechtweisung des Referees mit der Begründung, dass sich Dawidenko nicht genug anstrenge.
Empörung bei Dawidenko
"Ich habe einen Doppelfehler begangen. Danach hat der Schiedsrichter wegen falschen Benehmens eine Verwarnung gegen mich ausgesprochen und sagte, ich würde versuchen, absichtlich zu verlieren", war Dawidenko nach der Partie empört.
"So etwas ist mir noch nie passiert, egal wie ich gespielt habe. Außerdem: Woher will er wissen, was ich machen wollte?"
Nach dem Spiel sprach Dawidenko mit dem Turnier-Supervisor: "Ich wollte herausfinden, ob ich eine Strafe erhalten werde oder nicht." Die bekam er auch schließlich von der ATP wegen mangelhafter Leistung in der Höhe von 2.000 Dollar aufgebrummt.
"Ich wollte, konnte aber nicht mehr"
Gleichzeitig hatte der 26-Jährige auch eine Erklärung für seinen unerklärlichen Leistungsabfall: "Meine Beine wollten einfach nicht mehr, ich konnte mich nicht mehr bewegen. Ich wollte, konnte aber nicht mehr."
"Als ich den zweiten Satz verloren hatte, war ich geistig einfach nicht mehr auf dem Platz. Ich war komplett weggetreten. So etwas kommt selten vor, kann aber passieren", so der Russe weiter.
Unregelmäßigkeiten in Sopot
Gänzlich unbescholten ist die Nummer vier der Welt aber nicht. Für Aufsehen sorgte Anfang August ein Spiel von Dawidenko gegen den Argentinier Martin Vassallo im polnischen Sopot, wo der Russe im dritten Satz aufgegeben hatte.
Zuvor hat es beim britischen Live-Wetten-Anbieter Betfair ungewöhnlich hohe Wetteinsätze auf einen Sieg des Außenseiters gegeben, als dieser bereits den ersten Satz verloren hatte. Für die Partie wurden knapp sieben Millionen Dollar eingesetzt, etwa das Zehnfache des Üblichen.
Der ins Zwielicht geratene Dawidenko beteuert seine Unschuld. Die Untersuchung der ATP brachte auch kein Ergebnis, und ATP-Präsident Etienne de Villiers versicherte, dass der Sport kein ernstes Wettproblem habe.
"Jeder weiß, dass es passiert"
Ein Makel bleibt aber trotzdem, denn immer mehr Spieler denken laut über die Problematik nach und nennen auch konkrete Beispiele. Der Brite Andrew Murray ließ in einem Interview mit der BBC keinen Zweifel an Wettbetrug durchklingen.
"Es ist sehr enttäuschend für alle Spieler, aber jeder weiß, dass es passiert", sagte der 20-Jährige und konkretisierte: "Spieler können ihr Bestes bis zu den letzten Games in einem Satz versuchen, dann einige Fehler machen, ein paar Doppelfehler servieren, und das ist es."
Eschauer bestätigt Existenz
Auch der Österreicher Werner Eschauer bestätigte erst vor Kurzem gegenüber "Sport Bild" die Existenz einer organisierten Wettmafia. "Wettbetrug ist kein Gerücht. Das gibt es tatsächlich", wird der Weltranglisten-67. zitiert.
Er selbst sei heuer in Wimbledon vor seinem Zweitrundenmatch gegen Rafael Nadal angesprochen worden. Vor dem Match habe man ihn abends auf dem Handy angerufen: "Für eine Niederlage könne ich mir Extrageld verdienen." Er habe "sofort abgelehnt. Ich will meine Karriere nicht durch so einen Scheiß aufs Spiel setzen", so Eschauer.
Absolut kein Einzelfall
Der 33-jährige Niederösterreicher meinte auch, dass es absolut kein Einzelfall sei, dass Spielern Geld für eine Niederlage angeboten werde. "Ich weiß von Spielen, die verkauft worden sind. Es hängen auch Manager mit drin."
Es gebe "eine italienische Organisation und eine aus dem Ostblock". Bei den Summen sei man "skrupellos", von bis zu 50.000 Dollar ist die Rede.
1.000.000-€-Turnier in St. Petersburg
Viertelfinal-Tableau:
Marin Cilic (CRO) | Ernests Gulbis (LAT) | |
Fernando Verdasco (ESP/6) | Potito Starace (ITA/4) | |
Michail Juschnij (RUS/3) | Philipp Kohlschreiber (GER/7) | 6:4 ret. |
Andy Murray (GBR/2) | Dimitri Tursunow (RUS/5) | 3:6 7:6 (7/2) 6:4 |
Achtelfinal-Tableau:
Marin Cilic (CRO) | Nikolaj Dawidenko (RUS/1) | 1:6 7:5 6:1 |
Ernests Gulbis (LAT) | Nicolas Massu (CHI) | 6:1 6:2 |
Potito Starace (ITA/4) | Michail Ledowskich (RUS) | 7:6 (7/4) 6:2 |
Fernando Verdasco (ESP/6) | Simone Bolelli (ITA) | 6:4 6:4 |
Philipp Kohlschreiber (GER/7) | Denis Mazukewitsch (RUS) | 6:1 6:1 |
Michail Juschnij (RUS/3) | Mario Ancic (CRO) | 6:4 6:2 |
Dimitri Tursunow (RUS/5) | Boris Pashanski (SRB) | 4:6 6:3 6:4 |
Andy Murray (GBR/2) | Lukas Dlouhy (CZE) | 6:2 6:4 |
Erste Runde:
Fernando Verdasco (ESP/6) | Werner Eschauer (AUT) | 7:6 (7/4) 6:1 |
Dimitri Tursunow (RUS/5) | Jürgen Melzer (AUT) | 7:6 (8/6) 7:6 (7/0) |
Doppel
Semifinale:
Melzer / Perry (AUT/AUS/4) | Cermak / Juschnij (CZE/RUS) | 7:5 7:6 (7/2) |
Viertelfinale:
Melzer / Perry (AUT/AUS/4) | Elgin / Kudrjawzew (RUS) | 6:1 3:6 10/4 |
Achtelfinale:
Melzer / Perry (AUT/AUS/4) | Rudnew / Tschernow (RUS) | 6:4 6:2 |
Starace / Volandri (ITA) | Eschauer / Kohlschreiber (AUT/GER) | 1:6 7:6 (7/1) 10/4 |
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