Todesfall schockiert Italien

Der 26-Jährige ist bereits der zweite Tote im italienischen Fußball in diesem Jahr.
Der gewaltsame Tod eines Fans hat den italienischen Fußball am Sonntag ins Chaos gestürzt.

©Bild: Reuters/Alessandro Garofalo
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Nachdem ein 26-jähriger Anhänger von Lazio Rom auf dem Weg zum Auswärtsspiel seines Clubs bei Inter Mailand auf einem Autobahnrastplatz von einem Polizisten erschossen worden war, kam es vor vielen Spielen zu schweren Ausschreitungen und Angriffen auf die Ordnungskräfte. Mehrere Polizisten wurden verletzt.

Atalanta - Milan abgebrochen
Der Italienische Fußballverband (FIGC) sagte das Spitzenspiel von Meister Inter gegen Lazio und später auch die Abendpartie AS Roma gegen Cagliari ab. Die Partie zwischen Atalanta Bergamo und dem AC Milan musste nach nur sieben Minuten genauso abgebrochen werden wie eine Drittligapartie in Taranto.

Atalanta-Anhänger hatten die Absperrgitter zum Spielfeld teilweise eingerissen. Der Schiedsrichter hatte die Teams daraufhin zurück in die Kabinen geschickt. Eine sichere Fortsetzung des Spiels schien den Unparteiischen nicht mehr möglich.

Die übrigen Partien wurden unter höchsten Sicherheitsvorkehrungen mit zehnminütiger Verspätung angepfiffen, Spieler und Schiedsrichter liefen mit Trauerflor ein.

"Tragischer Fehler"
"Es war ein tragischer Fehler", sagte der "tief betroffene" Polizeichef von Arezzo, Vincenzo Giacobbe, der "Gazzetta dello Sport". Ministerpräsident Romano Prodi äußerte sich "höchst besorgt" über die Ereignisse.

Der 26-jährige Römer ist bereits der zweite Tote, den der italienische Fußball in diesem Jahr zu beklagen hat. Bei schweren Ausschreitungen war am 2. Februar ein Polizist in Catania von Randalierern erschlagen worden.

Daraufhin hatte die Regierung die Gesetze gegen Gewalt rund um den Fußball drastisch verschärft, das Problem jedoch offenbar nicht in den Griff bekommen. Justizminister Clemente Mastella forderte deshalb am Sonntag "noch härtere Maßnahmen" gegen gewaltbereite Fuballfans.

Tod auf Rastplatz
Die Nachricht vom Tod des Lazio-Fans hatte sich am Sonntag wie ein Lauffeuer unter den Tifosi aller Clubs verbreitet und drohte das Pulverfass explodieren zu lassen.

Italienischen Medien zufolge war es auf dem Autobahnrastplatz von Badia al Pino zu einer kleineren Rangelei zwischen den Lazio-Anhängern und Fans von Juventus Turin gekommen, die auf dem Weg zum Juve-Auswärtsspiel in Parma waren.

Eine Polizeistreife griff ein, dabei fiel der Schuss. "Alles hat sich in einer, höchstens zwei Minuten abgespielt", berichtete der Chef des Autobahnrestaurants von Paolo Agutoli.

"Die Polizei hat ihn getötet"
Während die Ermittlungen auf dem teilweise abgesperrten Rastplatz noch andauerten und der Polizeichef die Verantwortung seines Beamten noch gar nicht eingestanden hatte, war der Fall für die Lazio-Fans schon klar.

"Die Polizei hat ihn getötet", meinten empörte Anhänger, die mit dem 26-Jährigen unterwegs waren. Vor dem Giuseppe-Meazza-Stadion in Mailand skandierten Lazio-Fans vor den Polizeisperren "Mörder! Mörder!".

Als sich die Inter-Fans mit den Lazio-Anhängern verbrüderten, drohte die Lage zu eskalieren. Rund 400 Fans zogen durch die Straßen und bewarfen eine Polizeidienststelle mit Steinen.

Aufstand in Bergamo
©Bild: Reuters/Stringer Italy
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Auch in Bergamo war es schon vor der später abgebrochenen Partie zu Angriffen auf die Polizei gekommen. Zwei Beamte wurden verletzt, die Sicherheitskräfte setzten Tränengas ein.

Auch auf den Websites der Fanclubs entlud sich die Wut in Hasstiraden gegen die Polizei.

Absage der Serie A gefordert
"Für den Polizisten habt ihr die Liga gestoppt, aber ein Fan ist euch nichts wert", riefen die aufgebrachten Fans in Mailand und forderten die Absage aller Partien des zwölften Spieltags.

Eine Forderung, die auch zahlreiche Politiker in Rom vertraten. "Es ist unverständlich, dass der Fußball weiter rollt", klagte Grünen-Fraktionschef Angelo Bonelli.

"Es war richtig, die übrigen Partien anzupfeifen", verteidigte dagegen FIGC-Präsident Giancarlo Abete die höchst umstrittene Entscheidung. Die Polizeigewerkschaft forderte bis auf weiteres "den Stopp aller Spiele".

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