Sportlerin und Lehrerin

Müller-Preis war dem Sport bis zuletzt verbunden.
Die am 6. Mai 1912 in Berlin geborene Ellen Müller-Preis, die am Sonntag in Wien gestorben ist, war im Jahr 1932 Österreichs einzige Fecht-Olympiasiegerin und 1949 erste Sportlerin des Jahres.

Die dreifache Olympiamedaillengewinnerin und mehrfache Weltmeisterin war eine der ältesten lebenden Olympiasiegerinnen überhaupt und die älteste im Fechtsport.

Die vielfach talentierte Sportlerin Ellen Müller war 1930 als 18-jähriges Mädchen zu ihrer Tante, der Leiterin des Wiener Fechtsaals, von Deutschland nach Wien gekommen, um hier Unterricht zu erhalten.

Mit dem Dampfer zu Olympia-Gold
Dank ihres großen Talents wurde sie nur ein halbes Jahr später österreichische Staatsmeisterin und im Jahr darauf Dritte der EM in Wien. Als Doppelstaatsbürgerin fragte sie zuerst beim deutschen Verband um die Entsendung zu den Olympischen Spielen 1932 in Los Angeles an, wurde aber abgelehnt.

In Wien fand sie hingegen Gehör. Also reiste sie für Österreich per Ozeandampfer zu den Sommerspielen in die USA. Die 20-Jährige holte Gold, es sollte das bis heute einzige in der Geschichte des heimischen Fechtverbandes bleiben.

Eine echte Erfolgsbilanz
In ihrer unglaublichen Laufbahn gewann Müller-Preis 1936 in Berlin und 1948 in London auch noch zwei olympische Bronzemedaillen. Dazu kamen drei Weltmeistertitel (1947, 1949, 1950) sowie zwischen 1931 und 1957 acht weitere WM-Medaillen und 21 nationale Meistertitel. Die Bronzene 1948 war auch das letzte Olympia-Edelmetall für Österreichs Fechtsport.

Als 44-Jährige erreichte Müller-Preis 1956 bei Olympia in Melbourne noch einmal das Finale. Nach Beendigung ihrer aktiven Sportkarriere war die Lehrerin für Deutsch und Turnen lange auch Trainerin bei den Clubs in Mödling und Wiener Neudorf.

Die Lehre des Bühnenfechtens
Die gebürtige Berlinerin, Tochter eines Steirers und einer Rheinländerin, auf den Sport zu reduzieren wird ihr aber nicht gerecht. Die Mutter zweier Söhne war nach ihrer über rund drei Jahrzehnte gehenden sportlichen Karriere auch als Pädagogin tätig.

Als Universitätsprofessorin an der Wiener Hochschule für Musik und darstellende Kunst und am angeschlossenen Reinhardt-Seminar brachte sie unzähligen Künstlern von Burg und Oper die Kunst des Bühnenfechtens bei.

Zu Gast in Athen
Durch ihre Schule gingen viele bekannte Schauspieler wie Helmut Lohner, Gertraud Jesserer und Erika Pluhar, auch mit Herbert von Karajan hatte Müller-Preis beruflich zu tun. Bis zuletzt unterrichtete sie auch Atemtechnik und pflegte intensiven Kontakt nicht nur zu ihren Studenten, sondern auch zur Sportszene.

So war Müller-Preis zuletzt 2004 auch bei den Olympischen Sommerspielen in Athen. Das IOC hatte sie für nur zwei Tage eingeladen, deshalb bezahlte Müller-Preis den Rest des fast zweiwöchigen Aufenthalts selbst. Noch im Vorjahr war die bis zuletzt agile und reiselustige Frau, die ihren Haushalt in Wien selbst führte, in Australien.

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