Walchhofer als Retter der ÖSV-Abfahrtsehre

Walchhofer: "Es war ein ganz besonderer Sieg."
Wäre Michael Walchhofer 2007 wirklich zurückgetreten, dann hätte das ÖSV-Abfahrtsteam jetzt ein gewaltiges Problem. Denn Walchhofer ist und bleibt derzeit Österreichs einziger echter Siegläufer in der Königsdisziplin des alpinen Skilaufs.

Wie wertvoll der 32-Jährige ist, hat er am Samstag mit seinem Triumph in Gröden gezeigt, der nächstbeste ÖSV-ler war Klaus Kröll als Neunter.

Sechs von acht ÖSV-Siege
Seit Beginn der Saison 2005/06 haben Österreichs Herren acht Abfahrten gewonnen, sechs Siege gingen davon auf das Konto Walchhofers. "Ich tue das sehr gerne", schmunzelte Walchhofer, der einst die Abfahrtsasse Helmut Höflehner und Franz Heinzer bewundert hatte, über seine Rolle als Retter der ÖSV-Ehre.

Mit Ex-ÖSV-Ass Höflehner hat "Walchi" übrigens dank seines zehnten Abfahrtssieges in der Allzeit-Rangliste gleichgezogen.

Beinahe schon zurückgetreten
Auf Spitzenreiter Franz Klammer (25 Siege) fehlen aber doch noch einige Erfolge. "Klammer zu überbieten, das wäre lässig. Aber das wird sich nicht mehr ausgehen." Beim Weltcup-Finale 2006 in Aare war sich Walchhofer schon "zu 95 Prozent sicher gewesen", dass er nur mehr eine Saison bestreiten werde.

"Ich war richtig ausgelaugt", erinnert sich der Salzburger, der seine Meinungsänderung natürlich nicht bereuen musste. "Es war nicht nur für mich, sondern für das ganze österreichische Team wichtig. Denn sonst wäre doch eine Lücke entstanden."

Olympia 2010 noch nicht spruchreif
Von Olympia 2010 in Vancouver zu sprechen, ist für Walchhofer noch zu früh. "Wenn ich mich im Frühjahr 2009 genauso stark fühle wie jetzt, dann ist Olympia natürlich ein Thema", so der Familienvater aus Zauchensee, der über die Fortsetzung seiner Karriere von Jahr zu Jahr entscheiden will.

Viele Faktoren würden dabei mitspielen. "Ob ich weiter schnell Ski fahre, ob ich Spaß habe, ob ich fit bin. Und natürlich hat die Familie Vorrang. Denn Skifahren ist halt nicht das Wichtigste auf der Welt."

Auf ein Ziel fokussieren
Walchhofer hat in Gröden einmal mehr seine Fähigkeit bewiesen, sich auf ein ganz spezielles Ziel zu fokussieren und dieses dann auch zu erreichen. "In den letzten Tagen hatte sich doch ein gewisser Druck aufgebaut", gestand Walchhofer, dem im Vorfeld der Abfahrt x-mal die "Klassikerfrage" gestellt wurde.

Nur Gröden, wo er viermal Zweiter gewesen war, hatte dem dreifachen Familienvater nämlich in seiner Siegessammlung bei den Abfahrtsklassikern gefehlt.

"Dieser Druck ist gut"
Doch irgendwie scheint Walchhofer diesen Druck zu brauchen. "Dieser Druck ist gut. Ich habe jetzt schon mehrmals gezeigt, dass er mich stärker macht." Nach dem Lauf empfand der Sieger im Ziel ganz spezielle Gefühle.

"Es ist eine irrsinnige Last abgefallen. Deswegen habe ich auch emotionaler gejubelt als sonst. Es war doch ein ganz besonderer Sieg."

Für Walchhofer-Verhältnisse war die Saison 2006/07 laut Eigendefinition "eher vermurkst" gewesen. Er gewann zwar beide Bormio-Abfahrten, landete aber nach dem Gewinn der kleinen Kristallkugeln 2005 und 2006 nur auf Rang fünf.

Guter Saisonstart 2007/08
Warum es heuer gleich zu Beginn so gut läuft? "Der große Unterschied ist der gute Saisonstart. Vergangene Saison war ich auch nicht schlecht, aber in der Presse sind dann zunehmend die Österreicher und Atomic unter Druck geraten. Das hat mich doch runtergedrückt und die anderen haben Oberwasser bekommen."

Nach Gröden darf sich Walchhofer auf eine Weihnachtspause freuen, denn das nächste Rennen steht am 29. Dezember mit der Bormio-Abfahrt auf dem Programm. "Wenn man Familie hat, dann tut so eine Weihnachtspause schon sehr gut", freute sich der "Mr. Abfahrt" auf ruhige Tage mit seiner Frau Barbara und den Kindern Hannah, Patrick und Mathias.

Die Europacup-Rennen diese Woche in seiner Heimat Zauchensee wird er aber nützen, um entweder als Vorläufer zu starten oder auf der top präparierten Piste zu trainieren.

Die erfolgreichsten Abfahrer der Weltcup-Geschichte =

Erfolgreichste Abfahrer
1.Franz KlammerAUT25 Siege
2.Peter MüllerSUI19
3.Stephan EberharterAUT18
4.Hermann MaierAUT15
.Franz HeinzerSUI15
6.Kristian GhedinaITA12
7.Michael WalchhoferAUT10
.Helmut HöflehnerAUT10
.Lasse KjusNOR10
.Pirmin ZurbriggenSUI10
.Luc AlphandFRA10

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