Alter schützt vor Siegen nicht

Als Janne Ahonen seinen ersten Weltcup-Sieg holte, war Gregor Schlierenzauer noch nicht einmal vier Jahre alt.
Janne Ahonen ist ein Phänomen: Ohne Saisonsieg nach Oberstdorf gekommen, fand der 30-jährige Routinier erneut bei der Vierschanzentournee zu seiner Topform und machte mit Siegen am Samstag und am Sonntag in Bischofshofen seinen fünften Gesamtsieg perfekt.

Damit übertrumpfte Ahonen in seiner vielleicht letzten Saison den Deutschen Jens Weißflog und ist alleiniger Rekordmann bei der Tournee.

Seltene Jubelgeste
Als er am Samstag in Bischofshofen seinen ersten Saisonsieg gefeiert hatte, zeigte der zurückhaltende Ex-Weltmeister sogar Emotionen, streckte vor Freude den Arm in die Luft. Der "alte Finne" hatte die heimischen Jungstars Thomas Morgenstern und Gregor Schlierenzauer hinter sich gelassen.

Bei den Interviews widerlegte er danach das ihm (teils zu Unrecht) verpasste Image des Maskenmannes, der niemals lächelt. "Man kann viel Gaudi haben mit ihm", sagt Morgenstern, Rivale und Bewunderer Ahonens.

"Der größte Skispringer, den es gibt"
Der um neun Jahre jüngere Kärntner hat geschafft, was Ahonen in seiner großen Karriere verwehrt bleiben wird - einen Olympiasieg. Dennoch ist der Topathlet aus Lahti für Morgenstern ein Vorbild. "Ahonen ist für mich der größte Skispringer, den es gibt."

Der so Gelobte war von seiner aktuellen Stärke selbst überrascht. "Am Saisonbeginn waren die Österreicher außer Reichweite. Ich weiß nicht, was dann über Weihnachten passiert ist", sagte Ahonen. "Ich fühle mich gut, es geht so leicht."

Konsequenz, Konstanz und Coolness
Ein Geheimnis Ahonens liegt wohl in seiner Konsequenz, seiner Geradlinigkeit und seiner Konstanz, wie der Weltcup-Rekord von zwölf Saisonsiegen 2004/05 beweist.

Und in der nötigen Coolness, wenn es um die Ausübung anderer Sportarten geht. Im Sommer lässt er den Springer-Grand-Prix meist links liegen und widmet sich seinem großen Hobby, den Dragster-Rennen, bei denen er bis zu 300 km/h erreicht und innerhalb von 0,9 Sekunden auf 100 km/h beschleunigt.

Harmonisches Familienleben
Diese Leidenschaft hat er zuletzt aber zugunsten seiner Familie etwas zurückgefahren. Seine Gattin Tiia erwartet im Mai das zweite Kind nach dem nun siebenjährigen Sohn Mico. Ahonen, der aus einfachen Verhältnissen stammt, holt sich Kraft und Motivation aus dem harmonischen Familienleben.

Und er hat sich dank seiner Erfolge eine solide Basis für das Leben nach der Sportlerkarriere geschaffen. Der fünffache Weltmeister (1997 und 2005 Einzel sowie drei Mal mit der Mannschaft) wohnt mit der Familie in seinem Geburtsort Lahti in einer 340-m2-Villa, an deren Plänen er selbst mitgearbeitet hat.

Außerdem zeichnet Ahonen Comics, und ging sogar hin und wieder Karaoke singen. Dabei versuchte sich der gelernte Feinmechaniker an Songs von Elvis Presley.

Erster Weltcup-Sieg vor 14 Jahren
Mit 15 hat Ahonen seine Karriere begonnen, mit 16 holte er am 19. Dezember 1993 in Engelberg seinen ersten von bisher 34 Weltcup-Siegen. Damals war Schlierenzauer noch nicht einmal vier Jahre alt.

Ahonens 16. Tournee könnte auch seine letzte gewesen sein. "Ich werde nach dieser Saison schauen, wie es weitergeht. Jetzt konzentriere ich mich auf das Springen", sagte er.

Ein großes Ziel wartet aber noch: Nach zweimal Bronze und einmal Silber bei Skiflug-Weltmeisterschaften möchte Ahonen im Februar in Oberstdorf auch da noch Champion werden.

Steckbrief von Janne Ahonen

  • Geboren am 11. Mai 1977 in Lahti
  • Wohnort: Lahti
  • Größe/Gewicht: 1,84 m/66 kg
  • Verheiratet mit Tiia, Sohn Mico (7 Jahre)

Größte Erfolge:

  • WM: Einzelgold 2005 (Großschanze)und 1997 (Normalschanze), Teamgold 1995, 1997 und 2003, zwei Mal Teamsilber 2001
  • Skiflug-WM: 1996 und 2000 Bronze, 2004 Silber
  • Olympia: Teamsilber 2002 und 2006
  • Weltcup: Gesamtsieger 2003/04 und 2004/05; 34 Einzelsiege (davon 2004/05 zwölf Saisonsiege/Rekord)
  • Vierschanzentournee: Gesamtsieger 1998/99, 2002/03, 2004/05, 2005/06, 2007/08 (mit fünf Erfolgen Rekordhalter)

Links: