"Ich muss nicht mehr gewinnen, sondern ich will gewinnen, und es macht mir großen Spaß", sagte der vierfache Weltcup-Gesamtsieger in einem Interview mit dem deutschen Nachrichtenmagazin "Der Spiegel", in dem er auch über den Nagano-Sturz 1998, den Motorradunfall 2001, seine Kindheit und die Schattenseiten der Popularität sprach.
"Früher kannte ich nur weiter, weiter, weiter, und zum Schluss musste die große Weltcup-Kugel da stehen."
"Unfall war Zeichen von oben"
Als das einschneidendste Erlebnis bezeichnet der "Herminator" seinen beinahe tödlichen Motorradunfall im August 2001.
"Ganz unten zu sein macht menschlich. Ich habe Demut gelernt, selbstverständlich ist für mich heute nichts mehr", sagte der 35-jährige Doppelolympiasieger und dreifache Weltmeister. "Ich glaube, der Unfall war ein Zeichen von oben, dass es auch bei mir Grenzen gibt."
Größenwahnsinn nur auf der Skipiste
Als er vor zehn Jahren bei einem seiner spektakulärsten Stürze aus großer Höhe auf die Piste fiel und die Sicherheitsnetze durchschlug, habe er sich noch selbst überschätzt.
"Der Sturz bei den Olympischen Spielen 1998 in Nagano war ein Resultat meines Größenwahns", gibt Maier zu. Diesen habe er aber nie im privaten Bereich verspürt ("Ich bin hochsensibel"), sondern "ausschließlich auf der Skipiste".
Bescheidenere Ziele
Mittlerweile setzt sich der "Herminator" bescheidenere Ziele. "Ich weiß heute, dass ich den Gesamtweltcup nicht mehr gewinnen kann, deshalb musste ich ein neues Abenteuer suchen", sagte der 53-fache Weltcup-Sieger, der vor der Saison seine Ausrüsterfirma gewechselt hat.
"Mit einem neuen Ski ein Rennen zu gewinnen, das ist momentan die ultimative Herausforderung für mich."
Schon als Kind sehr ehrgeizig
Seine Erfolgsversessenheit sei ihm immer eigen gewesen. "Ich war schon als Kind sehr ehrgeizig und wollte es immer allen zeigen, meine Kindheit war ein einziger Wettkampf, da gab es kein Liegenbleiben, kein Aufgeben. Auf und weiter, auf und weiter!", sagte Maier. "Ich habe immer gespürt, dass ich Außergewöhnliches leisten kann."
"Im Traum den Zielschuss geprobt"
Seit dem schweren Motorradunfall kann Maier aber auch an etwas anderes als Skifahren denken. Das war nicht immer so.
"2001 hat meine damalige Freundin am Morgen vor dem Rennen in Kitzbühel zu mir gesagt, dass ich in der Nacht fürchterlich gezappelt hätte. Da habe ich bestimmt den Zielschuss geprobt, der passte beim Training nicht perfekt. Heute schaffe ich es, auch einmal ganz abzuschalten."
Unfall öffentlich verharmost
Nach dem Unfall sei der Öffentlichkeit zunächst ein falscher Eindruck über die Schwere der Verletzungen vermittelt worden.
"Die Fans sollten glauben, dass es wieder schnell aufwärts geht. Vielleicht habe ich mir auch selbst was vormachen wollen. Abends, als ich wieder allein dort lag, fühlte ich mich elend. Man hätte gleich die Wahrheit sagen müssen. Informieren, dass ich Monate, vielleicht Jahre ausfalle."
Durch Eltern zum Skisport animiert
Seine Eltern bezeichnete Maier "immer schon als meine größte Stütze". "Sie sind beide Skilehrer und sind auch Rennen gefahren. Die haben meinen Bruder Alexander und mich geschnappt, in den VW Käfer gesetzt, und sind mit uns zu den Wettkämpfen gezuckelt. Beim Zuschauen dachten wir: Wow, das ist was Schönes. Da jagt man runter und kriegt einen Pokal. Das machen wir auch."
Popularität kann schmerzlich sein
Die Tatsache, ein Superstar zu sein, bringt natürlich nicht nur Vorteile mit sich. "Es bedeutet den vollständigen Abschied aus der Anonymität, das ist ein wahnsinnig hoher Preis. Ich werde ständig von anderen Menschen beurteilt und benotet."
Und das schmerze teilweise sehr. "Nach dem Motorradunfall habe ich eineinhalb Jahre lang für ein Comeback geschuftet, und dann heißt es, ich würde nur starten, um bei der Versicherung abzukassieren. Schlimmere Schmerzen hat mir nie jemand zugefügt."
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