Seit dem Umzug von Schalke in die benachbarte Arena diente die weitläufige Betonschüssel nur noch als Trainingsanlage, die Plätze für die einst mehr als 70.000 Zuschauer blieben ungenützt, und Teile der Tribünen wurden bereits im Lauf der Jahre demontiert.
Am Mittwoch musste der endgültige Abriss des alten Parkstadions aber wegen möglicher Gefahrenstoffe in Teilen des Gebäudes verschoben werden. Das entschieden der Verein und die Stadt Gelsenkirchen.
Gutachten soll weiteres Vorgehen klären
"Wir halten uns hier an die Vorgaben der vorliegenden Genehmigung für den Abriss des Stadions, die wir am 3. Jänner dieses Jahres erhalten haben", erklärte Schalke-Vorstandsmitglied Peter Peters. Laut der Genehmigung muss das Umweltamt eingeschaltet werden, sobald Verdachtsmomente für Gefahrenstoffe festgestellt werden.
"Dieser Pflicht sind wir sofort nachgekommen. Zusammen mit der Stadt haben wir nun die weiteren Schritte eingeleitet", so Peters. Gutachter werden jetzt das Gebäude untersuchen. Über den weiteren Fortgang der Abrissarbeiten wird entschieden, wenn die Ergebnisse des Gutachtens vorliegen.
Mit der Rolltreppe auf den Rasen
Ursprünglich sollte das Parkstadion, das selbst Nachfolger der traditionellen Schalke-Heimat Glückauf-Kampfbahn war, Ruhrstadion heißen, und für die Haupttribüne war ein Zeltdach ähnlich dem des Münchener Olympiastadions vorgesehen. Doch aus Kostengründen wurde das verworfen.
Eines der Merkmale des Parkstadions war eine Rolltreppe zwischen Umkleidekabinen und Spielfeld. Bei den Fans war es wegen der Laufbahn zwischen den Rängen und dem Rasen nicht sehr beliebt, die stimmungsfeindliche Distanz zum Spielfeld war neben der großteils fehlenden Überdachung einer der größten Minuspunkte.
"Steht auf, wenn ihr Schalker seid"
Unvergleichlich war trotz aller Widrigkeiten der Zuschauerzuspruch. Als Schalke der Abstieg aus der Zweitklassigkeit und der Fall aus dem Profilager drohte, strömten über 60.000 Fans gegen Blau-Weiß Berlin ins Stadion. Die Konkurrenz blickte oft neidisch nach Gelsenkirchen und prägte den Satz: "Schalke braucht nur das Flutlicht aufdrehen, dann kommen schon 40.000 Leute."
Nach drei Auf- bzw. Abstiegen wurden die Schalke-Fans in der Saison 1996/97 mit einem internationalen Triumph im UEFA-Cup für ihre Leidensfähigkeit belohnt. "Steht auf, wenn ihr Schalker seid", wurde zu eine Gänsehaut-Melodie, die selbst die größten Stehplatzverweigerer aus den Sitzen zwang.
Nur Meister der Herzen
Doch wie wenn der Fußballgott kein Schalker gewesen wäre, gab es am 19. Mai 2001 einen Abschied vom Parkstadion, der durch sein tragisches Ende in die Geschichte einging. Ein 5:3-Heimsieg gegen Unterhaching schien Schalke zum ersten Meistertitel seit 1958 zu reichen, da zeitgleich die Bayern beim HSV mit 0:1 zurücklagen.
Die Fans stürmten bereits den Rasen und feierten die Heimkehr der Schale, da fälschlich vermeldet worden war, die Partie in Hamburg sei schon beendet. Doch dem war nicht so, und plötzlich wurde auf der Videoleinwand live die Schlussphase aus Hamburg übertragen.
Dort mussten die Schalke-Anhänger dann mitverfolgen, wie die Bayern in der Nachspielzeit durch einen umstrittenen Freistoß doch noch zum Ausgleich kamen und damit den Titel holten. Das Parkstadion wurde zum Tal der Tränen und Schalke zum unglücklichsten Meister der Herzen aller Zeiten.
Österreichs "schene Leich"
Eines der ersten Spiele im Parkstadion war hingegen eine der schwärzesten Stunden des österreichischen Fußballs. Am 27. November 1973 standen sich Österreich und Schweden in Gelsenkirchen in einem Entscheidungsspiel um die Teilnahme an der WM 1974 in Deutschland gegenüber.
Die tausenden rot-weiß-roten Fans verwandelten die Partie in ein echtes Heimspiel für das ÖFB-Team, welches auf Schneeboden an einem kalten Abend das eindeutig bessere Team war.
Doch die Schweden gingen durch Sandberg (11. Minute) und Larsson (28./Elfmeter) glücklich mit 2:0 in Führung, den stürmisch angreifenden Schützlingen von Teamchef Leopold Stastny gelang durch Roland Hattenberger nur noch der Anschlusstreffer zum 1:2 (32.), danach vergaben Willi Kreuz, Hans Krankl oder Franz Hasil zahlreiche Möglichkeiten zum Ausgleich.
Am Ende herrschte fast Staatstrauer über die "schene Leich" der ÖFB-Auswahl, während die Schweden bei der Weltmeisterschaft dann später sogar die zweite Finalrunde erreichten.
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