Der 21-jährige Südafrikaner wurde zunächst als Vorletzter gewertet und nachträglich wegen Verlassens der Bahn disqualifiziert.
Abfällige Kommentare
Nach dem Rennen beschwerte sich Pistorius über "abfällige, unprofessionelle Kommentare" eines Offiziellen.
Dieser soll gesagt haben, dass Pistorius nun vielleicht sogar Sportlern mit Düsenjets auf dem Rücken den Weg in die Leichtathletik-Elite ebne.
IAAF verbietet "Hilfsmittel"
Der Leichtathletik-Weltverband (IAAF) stand und steht dem Prothesen-Läufer skeptisch gegenüber und untersagte dem Südafrikaner jetzt auch den Start bei den Olympischen Spielen in Peking.
Seine Prothesen sind laut einer extra dafür durchgeführten Untersuchung ein "mechanischer Vorteil", und technische Hilfsmittel sind seit dem Sommer 2007 im deswegen abgeänderten IAAF-Reglement verboten.
"Natürlicher" Unterschied
Für Pistorius ist diese Argumentation nicht nachvollziehbar. Für ihn sind seine Prothesen eine Verlängerung seiner Beine. Auch in anderen Sportarten gebe es "natürliche" Vorteile: So spielen etwa im Basketball auch Große gegen Kleine.
400-m-Staffel-Olympiasiegerin Sanya Richards (USA) verteidigte den "schnellsten Mann ohne Beine": "Es ist lächerlich, wenn wir glauben, dass sie einen Vorteil haben. Ich hoffe, er macht seine Sache gut und läuft schnell."
Früher Verlust der Beine
Der "Blade Runner" ist der Star unter den Athleten mit Handicap. Bereits im Alter von elf Monaten wurden ihm beide Beine unterhalb der Knie amputiert - er war ohne Zehen, Fußballen und Wadenbein auf die Welt gekommen.
Das hinderte ihn allerdings nicht daran, den südafrikanischen Nationalsport Rugby zu betreiben. Bis zu einer schweren Knieverletzung, dann entschied Pistorius Anfang 2004, auf Leichtathletik umzusteigen. Seither träumt der Paralympics-Sieger von Olympia.
Das fehlende Glied
"Es hat bisher noch nie einen behinderten Sprinter gegeben, der die Lücke zwischen nicht behinderten und nicht behinderten Sportlern geschlossen hat", meinte der Südafrikaner.
"Ich bestreite 90 Prozent meiner Rennen bei lokalen Meetings gegen nicht behinderte Athleten", erklärte Pistorius, der die Sprint-Weltrekorde bei Doppelamputierten über 100 (10,91 Sekunden), 200 (21,58) und 400 Meter (46,56) hält. Den Weltrekord hat Michael Johnson inne, der 1999 in 43,18 zum WM-Titel raste.
Falsche Richtung?
Die IAAF hat jedoch eine andere Sichtweise. Technische Hilfsmittel hängen für den Verband wie ein Damoklesschwert über der Leichtathletik und könnten eine nicht erwünschte Entwicklung einleiten.
"Die IAAF hat entschieden, mich für Olympia zu sperren. Damit muss ich leben", sagte Pistorius. "Aber es wäre nett, wenn sie mit mir arbeiten würden und nicht gegen mich. Wenn ich laufe, laufe ich für mich selbst. Das kann mir keiner nehmen."
Recht zu starten
Auch Weitsprung-Europameister Andrew Howe (ITA) machte sich für Pistorius stark: "Er hat es verdient zu starten. Er hat jedes Recht dazu. Behinderte Athleten müssen doch viel härter arbeiten als wir."
Vorerst bleibt dem Mann aus Pretoria aber nur die Hoffnung. "Wenn es 2008 nicht klappt, dann eben 2012", gibt Pistorius nicht auf.
Links:
- IAAF
- Ossur (Prothesen-Produzent)
- Paralympics