Kritik an Streif-Präparierung

"Wir tun alles in unserer Macht stehende für die Sicherheit der Athleten."
Rund um die berüchtigtste Abfahrt der Welt ist 2008 eine heftige Sicherheitsdiskussion entbrannt. Die Streif hat heuer ganz besonders ihre Zähne gezeigt, negativer Höhepunkt war der fürchterliche Sturz des US-Amerikaners Scott Macartney am Samstag.

Die Kitzbühel-Veranstalter müssen sich dem Vorwurf stellen, die Strecke mit Absicht ganz besonders giftig präpariert zu haben. An vorderster Front der Kritiker steht Macartneys Freund und Landsmann Bode Miller.

"Ein Risikosport"
FIS-Renndirektor Günter Hujara und Rennleiter Peter Obernauer sprachen dem glimpflich davongekommenen Streif-Opfer aus dem US-Team ihr Mitgefühl aus, wiesen aber auch auf die natürlichen Gefahren des Skirennsports und natürlich ganz speziell der Streif hin.

"Es tut uns extrem leid, aber der Abfahrtsrennsport ist eben ein Risikosport. Jeder, der auf die Rennstrecke geht, weiß, was ihn erwartet. Keiner wird dazu gezwungen", meinte Hujara, der versicherte: "Wir tun alles in unserer Macht stehende für die Sicherheit der Athleten."

Nach der Natur präpariert
Obernauer sprach sogar von einem "Hochrisikosport, bei dem leider immer wieder solche Unfälle passieren".

Dass absichtlich schwer präpariert worden ist, bestreitet auch Obernauer vehement: "Wir haben die Strecke so präpariert, wie sie von Natur aus ist. Und einen Sprung in der Querfahrt haben wir sogar zugemacht."

Zuviel herumgedoktert?
Die heftigste Diskussion entstand natürlich über den Zielsprung, bei dem Macartney verunglückte. "Da wurde im Laufe der Woche dreimal herumgedoktert", kritisierte Miller.

Doch Obernauer verwies darauf, dass dieser Sprung nicht extra verschärft wurde, "sondern ein Naturhügel ist". Und Hujara erklärte, dass der Zielsprung vor der Inspektion der Läufer am Samstag noch in Höhe und Weite ein weiteres Mal entschärft worden war - nach Rücksprache mit den Trainern.

"Läufer und Trainer haben es besichtigt und für gut geheißen. Die Trainer vertreten die Athleten, ich frage sie: Habt ihr mit den Läufern gesprochen? Gebt mir die Meinung der Läufer", so Hujara.

Bei aller Tragik des Macartney-Sturzes merkte der Deutsche auch an: "Es war der einige Sturz des Rennens an dieser Stelle." Macartney kam mit dem höchsten Tempo des gesamten Feldes zur Kante (141,2 km/h), nahm den Sprung in voller Hocke und kam danach in Schräglage. Bei der Wucht des Aufpralls zerriss es sogar seinen Helm.

Für Miller "verantwortungslos"
Landsmann Miller meinte, er sei punkto Zielsprung schon bei der Besichtigung besorgt gewesen und bezeichnete die Pistengestaltung als "verantwortungslos".

"Klar, im Weltcup erwartet man Weltcup-Strecken. Aber wenn die Organisatoren eine ohnehin bereits harte Piste nur zwecks Spektakel noch härter machen, dann ist das verantwortungslos. Da wird mit dem Leben der Läufer gespielt."

"Das ist Kitzbühel, das ist die Legende"
Abfahrtssieger Didier Cuche (SUI) meinte hingegen: "Die Streif wird niemals einfach sein. Das ist Kitzbühel, das ist die Legende." Punkto Sprung gab Cuche jedoch Miller recht. "Der war extrem."

Auch der Ex-aequo-Zweite Mario Scheiber verwies auf die natürlichen Tücken der Streif. "Kitz ist von Haus aus schwer. Heuer war es extrem unruhig, aber eine Autobahn soll es auch nicht sein. Die Leute sollen im Fernsehen schon sehen, wie anspruchsvoll das ist."

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