Serbe ohne Satzverlust ins Finale

Federer verpasste erstmals seit den French Open 2005 das Endspiel eines Grand-Slam-Turniers.
Auch das zweite Herren-Halbfinale der Australian Open hat mit einer Überraschung geendet. Der Serbe Novak Djokovic besiegte am Freitag Titelverteidiger und Turnierfavorit Roger Federer glatt in drei Sätzen und folgte Überraschungsmann Jo-Wilfried Tsonga aus Frankreich, der mit Rafael Nadal die Nummer zwei der Welt ausgeschaltet hatte, ins Endspiel.

©Bild: APA/Dennis M. Sabangan
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Der 20-jährige Djokovic bezwang den Weltranglisten-Ersten mit 7:5 6:3 7:6 (7/5) und zog in sein zweites Grand-Slam-Finale nach den US Open im Vorjahr ein. Für Federer ging eine Serie von zehn erreichten Grand-Slam-Endspielen in Folge zu Ende. Acht davon hatte der Schweizer gewonnen.

"Einfach unglaublich"
"Es ist einfach unglaublich, die Nummer eins, den wahrscheinlich Besten, den dieser Court je gesehen hat, zu schlagen. Ich bin sehr stolz. Ich habe alles gezeigt, was ich draufhatte", sagte Djokovic.

©Bild: APA/Dan Peled
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Im siebenten Duell mit dem 26-jährigen Schweizer gewann Djokovic zum zweiten Mal. "Jedes Mal, wenn man gegen ihn spielt, lernt man etwas dazu. Ich bin sehr zufrieden mit der Art und Weise, wie ich dem Druck standgehalten habe. Das Publikum hat mir enorm geholfen", resümierte der Serbe nach seiner überzeugenden Leistung.

Djokovic macht das Tempo
Djokovic gab stets das Tempo vor, Federer war nur selten in der Lage, dem Weltranglisten-Dritten sein Spiel aufzuzwingen.

©Bild: APA/Julian Abram Wainwright
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Der Schweizer holte sich zwar das erste Break des Spiels, Djokovic kam aber zurück und machte nach 3:5-Rückstand vier Games in Folge. Im nächsten Satz war der Serbe bald mit Break 3:1 in Führung. Nach einem vergebenen Satzball beim Stand von 5:3 ließ sich der Serbe den zweiten mit einem Ass aber nicht mehr entgehen.

Spannung im dritten Satz
Im dritten Satz entwickelte sich dann ein spannendes Kopf-an-Kopf-Rennen, aus dem der Jungstar schließlich im Tiebreak als knapper Sieger hervorging. Zuvor hatte Federer bei 6:5 einen Satzball gehabt, den der Serbe mit starkem Aufschlag aber abgewehrt hatte.

Djokovic verwertete nach 2:28 Stunden seinen ersten Matchball. Mitentscheidend war auch die schlechte Quote bei Breakbällen, von denen Federer nur zwei von neun nutzte. "Ich wollte meine Taktik durchziehen, auch wenn ich meine Durchhänger hatte - positiv bleiben, nicht nervös werden. Das Service hat gut geklappt, aber daran habe ich auch viel gearbeitet", analysierte der Sieger.

"Das hat niemand erwartet"
Im Endspiel bekommt es Djokovic nun mit der Nummer 38 der Welt zu tun. "Das wird interessant, gegen jemanden zu spielen, der so auftritt wie er. Wir beide im Finale, das hat niemand erwartet."

"Ein Monster geschaffen"
"Natürlich bin ich mir bewusst, dass ich ein 'Monster' geschaffen habe, von dem man verlangt, dass es jedes Turnier gewinnt. Aber auch ein Grand-Slam-Halbfinale ist eine gute Leistung", sagte Federer.

©Bild: APA/Julian Smith
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Der Schweizer verpasste erstmals seit den French Open 2005 ein Grand-Slam-Endspiel. Ohne Satzgewinn hatte sich der zwölffache Grand-Slam-Sieger bei einem der vier großen Turniere zuletzt 2004 in Paris dem Brasilianer Gustavo Kuerten geschlagen geben müssen. Federers letzte Niederlage in Melbourne datierte vom Jänner 2005. Damals hatte er ebenfalls im Halbfinale gegen den späteren Sieger Marat Safin in fünf Sätzen verloren.

Naturgemäß war Federer mit seiner Leistung nicht zufrieden: "Natürlich bin ich enttäuscht. Es ist nicht leicht, jede Woche da draußen zu stehen und zu gewinnen. Man trifft dauernd auf Top-Ten-Spieler oder andere, die gerade einen Lauf haben. Was die Einstellung, den Kampfgeist betrifft, habe ich alles gegeben, aber so kurz nach dem Spiel ist es schwierig, das Ganze zu analysieren", betonte Federer.

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