Ruhe oder Applaus?

ManU beharrt auf der Durchführung.
Als vor 50 Jahren das Flugzeug mit den Spielern von Manchester United in München beim Start verunglückte und acht Fußballer den Tod fanden, gab es am darauf folgenden Wochenende in den Stadien quer durch Europa zwei Schweigeminuten im Gedenken an die Opfer.

Heutzutage ist das nicht mehr so selbstverständlich. Die nun von ManU geplante Schweigeminute vor dem Match gegen Manchester City in der kommenden Woche sorgt sogar für einigen Wirbel.

Angst vor Tumulten
Beide Teams befürchten, dass der Moment der Besinnung gröbere Probleme mit sich bringen könnte, haben sich aber auf keine gemeinsame Vorgangsweise geeinigt.

Allgemein wird erwartet, dass City-Fans die Schweigeminute im 76.000 Zuschauer fassenden Old-Trafford-Stadion durch Gesänge oder Zwischenrufe stören könnten. Eine entsprechende Antwort der ManU-Fans bliebe dann sicher nicht aus.

Keine Bühne für Zwischenrufer
Wegen der Rivalität zwischen den beiden Manchester-Clubs befürchten sogar City-Fans, die der Toten still gedenken wollen, Störungen aus ihrem Sektor. Daher kam von ihrer Seite der Vorschlag, die Verstorbenen mit Beifall zu ehren, um so Zwischenrufern nicht die Bühne zu überlassen.

"Wir ersuchen Manchester United, die vorgeschlagene Schweigeminute in eine Minute des Beifalls zu ändern, um allen wahren Fußballfans die Chance zu geben, ihren Respekt zu bekunden", hatte Kevin Parker vom City-Anhängerclub in einem Brief geschrieben.

Best wurde zweimal verabschiedet
Die Variante, verstorbener Stars mit Applaus statt mit einer Schweigeminute zu gedenken, gibt es seit einigen Jahren, vor allem in Italien.

Immer mehr ist das nun auch in England der Fall. Als George Best vor zwei Jahren starb, gab es beides: Im nächsten Ligacup-Spiel nach dem Tod des ehemaligen ManU-Stars wurde eine Schweigeminute abgehalten, vor der folgenden Partie in der Premier League wurde eine Minute lang applaudiert.

Applaus nicht angebracht
Für diesen Fall nun ist für ManU Applaus aber nicht angemessen, geht es doch um 23 Tote, darunter auch Nichtfußballer. Seit dem Unfall sind zudem Coach Matt Busby und vier weitere Spieler gestorben, so dass nun nur noch fünf der ehemaligen "Busby Babes" am Leben sind.

"Wir meinen, dass eine Minute Schweigen der beste Weg ist, um Tribut zu zollen", sagte ManU-Sprecher Phil Townsend. "Wir glauben nicht, dass Applaus beim Tod von 23 Menschen angebracht ist."

United-Trainer Ferguson will vom Abgehen von der Schweigeminute ebenfalls nichts wissen: "Ich glaube, dass wir das Beste für Manchester United und die betroffenen Menschen tun. Wir lassen uns nicht von außen beeinflussen."

Schweigeminute vor Ländermatch
Die FA hat mittlerweile erklärt, am Jahrestag der Tragödie vor dem Ländermatch England - Schweiz in Wembley eine Schweigeminute abzuhalten.

Appell an City-Fans
City-Trainer Sven-Göran Eriksson und Kapitän Richard Dunne appellierten in einem Schreiben an die 3.000 eigenen Fans, die vier Tage später in Old Trafford erwartet werden, den guten Namen des Vereins hochzuhalten.

Ob all die Aufrufe Erfolg haben, wird man erst wissen, wenn am 10. Februar um 14.30 Uhr MEZ die Schweigeminute in Old Trafford beginnt.

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