USA am Rande einer Niederlage

Muster als Held, Skoff als Buhmann.
In einem der Klassiker der heimischen Davis-Cup-Geschichte hat Österreichs Team im September 1990 in Wien gegen den späteren Davis-Cup-Sieger USA nur hauchdünn den Finaleinzug verpasst.

Mehr als 40.000 Fans verfolgten damals an insgesamt vier Spieltagen im Wiener Ernst-Happel-Stadion die bittere 2:3-Heimniederlage, die erst am Montagnachmittag besiegelt war.

Muster "wie eine Ballmaschine"
©Bild: GEPA/Ingrid Gerencser
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Thomas Muster hatte am Sonntag vor dem entscheidenden fünften Einzel zwischen Horst Skoff und Michael Chang mit einer sensationellen Leistung beim 6:2 6:2 7:6 (7/2) gegen den damaligen Weltranglisten-Vierten Andre Agassi für den Ausgleich zum 2:2 gesorgt.

©Bild: GEPA/Ingrid Gerencser
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"Das war eines meiner besten Matches. Ich habe wie eine Ballmaschine gespielt. Nun machen wir das 3:2", jubelte der damals 23-jährige Steirer, der auch im Auftaktspiel für den ersten ÖTV-Punkt gegen Chang verantwortlich war, nach seinem 24. Sieg im 24. Davis-Cup-Match auf Sand.

Skoff verspielt Sieg
Das abschließende Einzel zwischen Skoff und Chang begann vielversprechend und musste wegen einbrechender Dunkelheit bei einer 2:1-Satzführung des Kärntners auf Montag verlegt werden.

©Bild: GEPA/Ingrid Gerencser
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Doch die Begeisterung von 12.000 Zuschauern, die am Montag ins Praterstadion gekommen waren, nützte nichts. Skoff musste sich in einer wahren Breakorgie dem stark aufspielenden US-Amerikaner noch mit 6:3 7:6 (7/4) 4:6 4:6 3:6 geschlagen geben.

"Ich bin frustriert. Ich habe alles gegeben, aber sicher nicht mein bestes Tennis gespielt. Wenn ich nur ein normales Match verloren hätte, wäre es nicht so schlimm. Aber es tut mir so leid für das Team und besonders für Tom", zeigte Skoff sogar Mitgefühl für seinen damaligen Erzrivalen Muster.

Scharfe Kritik an Skoff
Skoff musste sich nach der Fünfsatzpleite auch den einen oder anderen Vorwurf aus dem österreichischen Lager gefallen lassen.

"Horst hat das Match falsch angelegt. Er hätte von Anfang an mehr angreifen müssen. Das ist sehr bitter, denn Thomas war in der Form seines Lebens. Wer weiß, ob wir so eine Chance noch einmal bekommen", ärgerte sich Veranstalter und Muster-Manager Ronny Leitgeb.

©Bild: GEPA/Ingrid Gerencser
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Auch der 2001 im Alter von 47 Jahren verstorbene Davis-Cup-Kapitän Filip Krajcik
trauerte dem möglichen Sieg nach und sparte nicht mit Kritik: "Entscheidend war, dass Horst sein Konzept nicht durchgezogen hat. Aber niemand kann sich vorstellen, welcher Druck auf ihm lastete."

Rainer Titsch, ORF.at

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