Maradona sucht Vergebung

"Könnte ich die Geschichte ändern, würde ich es tun."
Mehr als zwei Jahrzehnte sind seit der Weltmeisterschaft 1986 in Mexiko vergangen, bei vielen Fans des englischen Nationalteams sitzt der Stachel aber immer noch tief.

Mit einem klaren Hands-Tor zum 1:0 brachte Diego Maradona den späteren Champion Argentinien im Viertelfinale gegen England auf die Siegerstraße. Das geniale Dribbling zum alles entscheidenden 2:1, bei dem er die halbe gegnerische Mannschaft schwindlig spielte, rückte damit zumindest auf der Insel in den Hintergrund.

Shilton hat ihm nicht verziehen
Auch der damalige Torhüter und mittlerweile 58-jährige Peter Shilton gab kürzlich zu, dem vom Idol zur tragischen Figur abgestürzten Maradona noch immer nicht verziehen zu haben. "Er hat sich nie entschuldigt. Von einem Spieler seiner Klasse war das sehr unsportlich. Statt von der Hand Gottes zu sprechen, hätte er seinen Fehler eingestehen können."

"Tor wird immer Tor bleiben"
Diesem Wunsch kam Maradona nun in einem Interview mit der Boulevardzeitung "Sun" nach. "Könnte ich das Rad der Zeit zurückdrehen und die Geschichte ändern, würde ich es tun. Aber ich kann es nicht. Das Tor wird immer ein Tor bleiben, Argentinien wurde Weltmeister, und ich war der beste Spieler der Welt", sagte der 47-Jährige, der für vier Tage in England weilte.

Er besuchte die Premier-League-Clubs Chelsea, Arsenal, Newcastle und Manchester United und führte einige Gespräche über mögliche Trainerjobs.

Auf Jobsuche in England
Doch nicht nur der Wunsch nach einer neuen Herausforderung im Mutterland des Fußballs ließ den "Schwindler" zum reuigen Sünder werden. "Ein englischer Fan fragte mich am Wochenende nach einem Autogramm und sagte zu mir: 'Du bist eine Legende'", berichtete Maradona. "Das machte mich sehr glücklich. Ihr Engländer seid so freundlich und das trotz der schwierigen Geschichte zwischen unseren Ländern."

Maradona will künftig mehr Zeit in England verbringen. "Ich suche nach neuen Möglichkeiten", sagte er. "Es hat noch keine konkreten Gespräche gegeben, und ich bin nicht gekommen, um Clubmanager von ihren Positionen zu verdrängen."

Tipps für Capello
Für Englands Neo-Teamchef Fabio Capello hatte er allerdings schon gute Ratschläge bereit: "Er muss im Mentalbereich ansetzen. Die besten englischen Spieler sind Stars in ihren Clubs, aber bringen im Team nicht ihre Leistung."

Das Scheitern in der EM-Qualifikation habe ihn trotzdem sehr überrascht, obwohl Maradona den mittlerweile abgesetzten Steve McClaren "nie für einen fähigen England-Teamchef" gehalten hatte.

Keine Bewunderung für Beckham
Auch der Respekt vor David Beckham hält sich in Grenzen. "Er ist ein netter Mann und wird sicher 100 Länderspiele für England machen. Ein guter Spieler, aber nicht mehr. Es gibt auf der Welt Hunderte Spieler wie Beckham. Er gehört nicht zur absoluten Spitzenklasse", so Maradona.

Drogen und Alkohol forderten Tribut
Mehr als ein Jahrzehnt im Rausch kosteten Maradona 2004 fast das Leben. "Als ich im Krankenhaus im Koma lag, flüsterte mir meine Tochter Dalma ins Ohr: 'Bitte lebe für mich'", berichtete der abgestürzte Superstar der "Sun" und fügte hinzu: "Drogen haben viel von meinem Talent geraubt. Ohne sie wäre ich dreimal so gut gewesen und es gäbe keine Diskussionen, ob Pele oder Maradona der beste Spieler aller Zeiten ist."

Links: