Harter Rückschlag

Trotz einer schweren Verletzung kehrt Maier zurück.
Der 24. August 2001 sollte das Leben von Ski-Superstar Hermann Maier einschneidend verändern, denn auf dem Höhepunkt seiner einzigartigen Karriere wurde er durch einen schweren Motorradunfall jäh gestoppt.

©Bild: APA/Franz Neumayr
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Maier war in Radstadt mit seinem Motorrad unterwegs, als ein deutscher Autofahrer unerlaubt nach links abbog. Beim Ausweichmanöver landete Maier im Straßengraben und zog sich dabei einen offenen Unterschenkelbruch im rechten Bein und schwere Prellungen und Quetschungen zu.

Der Flachauer musste sieben Stunden operiert werden, wobei ihm ein 36 Zentimeter langer Nagel ins Bein implantiert wurde. Danach schwebte er in Lebensgefahr, als ein Nierenversagen drohte. Außerdem musste Maier um sein Bein bangen. Erst zwei Tage später konnte der damals 28-Jährige durchatmen, er war außer Lebensgefahr, und das Bein musste nicht amputiert werden.

Maier gibt nicht auf
©Bild: APA/Calle Törnström
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Am 30. August durfte Maier die Intensivstation verlassen. Danach folgte eine lange Zeit der Regeneration, in der er viele Tiefen durchleben musste. Er war aber nicht bereit, seine Karriere aufzugeben, und trainierte bereits im Krankenhaus mit dem Hand-Ergometer. Und knapp vier Monate später, am 21. Dezember, war es so weit: Maier schnallt sich in seinem Heimatort Flachau erstmals nach seinem Unfall wieder die Ski an.

Im darauf folgenden Monat erhielt der Salzburger von den behandelnden Ärzten die Erlaubnis, wieder rennmäßig zu trainieren. An einen Start bei den Olympischen Winterspielen in Salt Lake City, mit dem vor allem die Medien spekuliert hatten, war aber nicht zu denken.

Zwischen Euphorie und Verzweiflung Während Maier im Juli nach vier Tagen Training in Zermatt noch voller Euphorie sein Comeback verkündete, folgte nur kurz darauf ein Rückschlag. Beim Training in Chile zog sich der Doppelolympiasieger von Nagano 1998 eine Schuhrandprellung zu und musste nach Hause fliegen.

"Ich war übermotiviert. Nach einem weiten Sprung drückte es mich in einer Kompression in extreme Rücklage. Mir ging der Außenski weg und - zack. Ich Trottel habe zu viel gewollt", erzählte Maier, der danach nicht einmal mehr auftreten konnte, in seinem Buch "Das Rennen meines Lebens".

Der Salzburger kämpfte weiterhin mit großen Schmerzen, beim Training in Sölden machte sein Bein derart große Probleme, dass er erstmals von einem möglichen Karriereende sprach: "Wenn's nimmer geht, geht's halt nimmer", so Maier.

Comeback in Adelboden
Doch der Superstar gab nicht auf und wagte die Rückkehr in den Weltcup. Am 14. Jänner 2003 gab er sein Comeback beim Riesentorlauf-Klassiker in Adelboden. Als 31. verpasste er die Qualifikation für das Finale um 0,05 Sekunden. "Alleine dass ich hier fahre, ist ein Sieg", sagte Maier damals.

"Das Wunder von Kitzbühel"
Der erste Sieg ließ aber nicht lange auf sich warten. Der "Herminator" gewann am 27. Jänner den Super-G in Kitzbühel und feierte 688 Tage nach dem bis dahin letzten Erfolg in Aare sensationell seinen 42. Weltcup-Sieg. "Mein größter Sieg, nie hätte ich damit gerechnet", jubelte Maier. Im Februar musste er sich bei der WM in St. Moritz im Super-G nur Stephan Eberharter geschlagen geben und holte Silber.

Danach beendete Maier die Saison vorzeitig, um sich den Nagel aus dem Unterschenkel entfernen zu lassen.

Im darauf folgenden Jahr war das "Bilderbuch-Comeback" nicht einmal 31 Monate nach dem Unfall perfekt: Der Salzburger stand im März 2004 zum vierten Mal als Gesamtweltcup-Sieger fest. Seine "Auferstehung" wurde auch mit dem Laureus-Award für das Comeback des Jahres belohnt.

Zeit der Seriensiege vorbei
Die Zeit der Seriensiege war für den Salzburger aber vorbei. Vor dem Unfall auf Jahre hinweg beinahe unschlagbar (u. a. drei Gesamtweltcup-Siege en suite, Doppelolympiasieger 1998, Doppelweltmeister 1999, Punkteweltrekord im Weltcup etc.), konnte er an diese glanzvollen Zeiten nicht mehr anschließen.

2004/05 feierte Maier "nur" drei Weltcup-Siege, landete siebenmal auf dem Podest und beendete die Saison ohne eine einzige Kristallkugel. Dafür holte er bei der WM in Bormio, obwohl von vielen schon abgeschrieben, die Goldmedaille ausgerechnet im Riesentorlauf, in dem er seit seinem Unfall nicht mehr gewinnen konnte.

In der Saison 2005/06 legte Maier einen fulminanten Start hin und sicherte sich gleich zum Auftakt im Oktober den Riesentorlauf in Sölden. Im Jänner bewies er in Kitzbühel einmal mehr, dass ihm die "Strecke auf den Leib geschneidert ist", wie er selbst sagt. Der Salzburger triumphierte zum fünften Mal beim Super-G in Kitz.

Lange Durststrecke
Der Abfahrtstriumph des "Herminators" am 28. Jänner 2006 in Garmisch sollte aber vorerst der letzte Sieg sein. Im Februar holte sich der Flachauer bei den Olympischen Spielen in Turin noch Silber im Super-G und Bronze im Riesentorlauf, aber danach folgte eine lange Durststrecke.

Erst dieses Jahr kehrte Maier, der im Sommer von Atomic zu Head wechselte, nach knapp 13 Monaten aufs Podest zurück. Ausgerechnet in seinem "Wohnzimmer" in Kitzbühel holte sich der nunmehr 35-Jährige Platz zwei im Super-G. "Es ist wie ein Sieg, weil jetzt einfach ein anderes Zeitalter ist. Es ist ein wunderschönes Gefühl", freute sich Maier, dem nur 0,16 Sekunden auf Sieger Marco Büchel aus Liechtenstein fehlten.

Das lässt für die Zukunft hoffen, obwohl der Salzburger selbst bescheiden bleibt: "So wird es nicht weitergehen, das ist nicht die Gewohnheit", sagte Maier, der auch noch die WM-Saison 2009 und die Olympischen Spiele 2010 in Angriff nehmen will.

Ruth Bertl, ORF.at

Buchhinweis
Hermann Maier und Knut Okresek: Das Rennen meines Lebens. Ullstein 2005, 304 Seiten, 9,20 Euro.

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