Mit fünf Jahren nahm der Salzburger an seinen ersten Rennen teil und träumte bereits davon, Weltcup-Fahrer zu werden. Die Skischule seines Vaters Hermann Maier senior sorgte für das richtige Umfeld. Nach der Volksschule wechselte Maier in die Skihauptschule Schladming, wo er ab 1987 in der Skihandelsschule gemeinsam mit dem späteren Kollegen Christian Mayer die Schulbank drückte.
Doch bereits nach dem ersten Jahr stieg Maier wieder aus, Wachstumsstörungen und ein schwerer Arbeitsunfall seines Vaters zwangen den Flachauer zu einer Maurerlehre. Aber das Skifahren blieb seine Leidenschaft, verbissen trainierte er auch während seiner Ausbildung.
Skilehrer mit 18
Als 18-Jähriger hatte er seine Wachstumsstörungen überwunden und wurde Skilehrer, um in der elterlichen Schule zu helfen. Auf selbst gesetzten Kursen trainierte er immer weiter, um sich doch noch seinen Traum von der Skikarriere erfüllen zu können.
In den Jahren 1993, 1994 und 1995 wurde Maier mehrfacher Salzburger Landesmeister im Super-G, Riesentorlauf und Slalom sowie Tiroler Landesmeister im RTL und Kärntner Landesmeister im Slalom. Noch hatte der ehrgeizige Flachauer aber die Aufmerksamkeit des Österreichischen Skiverbandes (ÖSV) nicht auf sich gezogen.
Im März 1995 fuhr Maier bei der ÖM in Ellmau mit der Startnummer 130 auf den sensationellen 18. Platz im RTL und durfte ab sofort FIS-Rennen bestreiten.
Als Vorläufer entdeckt
Am 6. Jänner 1996 machte Maier endgültig auf sich aufmerksam: Der damals 24-Jährige startete als Vorläufer beim RTL-Weltcup-Rennen in seiner Heimat Flachau und wäre mit seiner Zeit auf dem 12. Platz gelandet.
"Da ich wusste, dass viele wichtige ÖSV-Trainer an diesem Tag am Pistenrand standen, war ich motiviert und legte mich ordentlich ins Zeug. Schon damals lief ich unter Druck zu Höchstform auf und legte zwei gute Läufe hin", so Maier in seinem Buch "Das Rennen meines Lebens".
Danach ging es im Europacup weiter. Gleich bei seinem ersten Riesentorlauf in Les Arcs belegte Maier den zweiten Platz, um nur einen Tag später ganz oben auf dem Podest zu stehen. "Endlich durfte ich das machen, was ich immer wollte: Rennen fahren, und das fast jeden zweiten Tag", freute sich der Salzburger, der weitere vier Rennen gewann und sich mit dem EC-Gesamtsieg seinen Fixplatz für die Weltcup-Saison 1996/97 sicherte.
Platz 26 im ersten Weltcup-Rennen
Damals war Maier noch selbst für seine gesamte Ausrüstung verantwortlich und verbrachte die meiste Zeit abseits der Piste im Skistall. Das kostete Energie und so war es kaum verwunderlich, dass er bei seinem ersten Weltcup-RTL am 10. Februar 1996 in Hinterstoder "nur" den 26. Platz holte, der ihm aber immerhin die ersten Weltcup-Punkte brachte. "Ich war komplett leer", so Maier.
Danach folgte ein elfter Platz beim Super-G in Kvitfjell. Nach zwei Ausfällen platzierte sich Maier beim RTL in Park City am 25. November als Sechster erstmals in den Top Ten.
Erste Abfahrt endet im Fangzaun
Vor seiner ersten Weltcup-Abfahrt im Jänner 1997 war Maier topmotiviert, da er sich für die Weltmeisterschaft in Sestriere einen Platz sichern wollte. Im Training von Chamonix zeigte er schon auf, oben war er Bestzeit gefahren und hatte die Plätze drei bzw. vier belegt. Im Rennen selbst wollte Maier zu viel und wurde von der Piste abgeworfen.
"Als ich mit Startnummer 56 ins Rennen ging, war die Piste schon löchrig. Trotzdem fuhr ich ständig am Limit, und es war nur eine Frage der Zeit, bis mich die Piste abwarf. Ich segelte durch die Luft und schlug in den Fangzaun ein", so Maier, der sich dabei das Handgelenk verletzte und operiert werden musste. Der Salzburger nützte die Zwangspause für Konditionstraining am Rad-Ergometer und fühlte sich nach ausgestandener Verletzung fitter als je zuvor.
Maier am Ziel
Nach fünf Europacup-Rennen kehrte er im Februar in den Weltcup zurück und landete beim ersten Super-G in Garmisch-Partenkirchen als Zweiter erstmals auf dem Podest.
Am 23. Februar 1997 erreichte Maier sein Ziel endgültig, als er beim zweiten Super-G in Garmisch seinen ersten Weltcup-Sieg feierte. "Ich wusste, das war nicht mein letzter Sieg", so Maier, der diese Ansage auch bestätigte.
Denn danach begann der kometenhafte Aufstieg des "Herminators", der sich trotz seines schweren Motorradunfalls im August 2001 bis dato insgesamt 53 Weltcup-Siege sicherte, zwei Olympia-Goldmedaillen eroberte und drei Weltmeistertitel einfuhr.
Ruth Bertl, ORF.at
Buchhinweis
Hermann Maier und Knut Okresek: Das Rennen meines Lebens. Ullstein 2005, 304 Seiten, 9,20 Euro.
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