Kein Legionär bei Athletic Bilbao

Im Kader von Arsenal stehen nur zwei gebürtige Engländer.
Was das Dorf von Asterix und seinen Galliern im gleichnamigen Comic für die Römer ist, das ist Athletic Bilbao für Europas Fußballlegionäre - eine uneinnehmbare Festung. Der Verein der Primera Division sieht sich nämlich als inoffizielles Nationalteam des Baskenlandes, was zur Folge hat, dass nur Basken im Kader stehen.

Seit seiner Gründung im Jahr 1898 verweigert der Club die Verpflichtung anderer spanischer Akteure, geschweige denn den Einsatz von Ausländern. Einzige Ausnahme sind Spieler, die aus dem Baskenland stammen (wie einst Bixente Lizarazu, der im französischen Teil der Baskenregion geboren wurde) oder aktuell Fernando Amorebieta Mardaras aus Venezuela, da seine Eltern beide aus dem Baskenland stammen.

Mit dieser Philosophie wurden immerhin schon achtmal die Meisterschaft (zuletzt 1984) und 24-mal der Cup gewonnen.

Einzig der italienische Abstiegskandidat Empoli kann halbwegs mit Bilbao mithalten und hat in seinem Kader keinen europäischen Legionär. Mit dem Brasilianer Rincon und dem Argentinier Guillermo Suarez spielen nur zwei Südamerikaner beim Serie-A-Club.

Bunt gemischte "Gunners"
Das Gegenstück zu Athletic Bilbao ist der FC Arsenal. Auch bei anderen Vereinen ist es ab und an der Fall, dass in der Startformation kein einheimischer Spieler steht, doch die "Gunners" treiben es noch ein Stückchen weiter: Mit Justin Hoyte und dem 18-jährigen Jungstar Theo Walcott stehen überhaupt nur zwei Engländer im Kader des französischen Trainers Arsene Wenger.

Ansonsten besteht das Team aus London aus vier Franzosen, zwei Spaniern, zwei Ivorern, zwei Brasilianern, zwei Schweizern, einem Deutschen, einem Tschechen, einem Polen, einem Weißrussen, einem Kameruner, einem Kroaten, einem Niederländer, einem Dänen und last but not least einem Togolesen.

Die Einzelgänger
Recht einsam müssen sich auch der Liechtensteiner Mario Frick, der Zypriote Efstathios Aloneftis und der Luxemburger Jeff Strasser fühlen. Jeder dieser drei Spieler hält nämlich als Einzelgänger in einer der fünf Topligen seine Landesfahnen hoch.

Frick ist als Kollege von ÖFB-Goalie Alexander Manninger bei Siena tätig, den 24-jährigen Mittelfeldspieler Aloneftis hat es zu Energie Cottbus verschlagen, und Strasser spielt bei Metz, dem Letzten der Ligue 1.

Keiner will Russen
Wie man ins Ausland wechselt, dürfte sich auch noch nicht ganz bis in den äußeren Osten Europas durchgesprochen haben. Obwohl die Ukraine und Russland EM- bzw. WM-Teilnehmer sind, sind die Spieler der beiden Ligen nicht sonderlich gefragt.

Während Legionäre in der russischen Liga durchaus üblich sind, haben mit Alexander Kerschakow (Sevilla), Alexej Smertin (Fulham), Dimitri Bulikin (Leverkusen) und Iwan Saenko (Nürnberg) erst vier Russen des Sprung in eine Topliga geschafft. Die Ukrainer Andrej Schewtschenko (Chelsea), Andrej Woronin (Liverpool) und Alexej Belik (Bochum) bilden gar nur ein Trio.

Auch die Griechen sind sehr heimatverbunden und haben lediglich vier Legionäre. Der Europameister von 2004 widerlegt allerdings damit auch die Theorie, dass ein Nationalteam nur erfolgreich sein kann, wenn viele Nationalspieler im Ausland engagiert sind.

Mehr Albaner als Österreicher
Albanien hat kein großes Nationalteam, und auch die Liga spielt eine untergeordnete Rolle, trotzdem haben mehr Spieler den Sprung in eine der fünf Topligen geschafft als Österreicher. Acht Albaner sind in Italien und Deutschland engagiert, während es Österreich insgesamt nur auf sieben bringt.

Auch Belgien (12), Finnland (10) und Bosnien (10) haben mehr Spieler bei teils renommierten europäischen Clubs. Island, Slowakei und Slowenien stellen ebenso wie Österreich sieben Legionäre.

Ligue 1 setzt auf Afrikaner
Während Frankreich die meisten Legionäre aller europäischen Länder hat, setzt die heimische Ligue 1 vor allem auf das schier unerschöpfliche Potenzial des schwarzen Kontinents. Mit Bordeaux, Nizza, Saint-Etienne, Nancy und Lorient kommen gleich fünf Clubs ohne Fremdarbeiter aus Europa aus.

Großer Vorteil dabei ist natürlich, dass in vielen Ländern (u. a. Algerien, Marokko, Tunesien, Elfenbeinküste, Kongo, Senegal, Mali, Kamerun) Französisch gesprochen wird und damit eine Integration ins Team leichter erfolgen kann.

Christian Wagner, ORF.at

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