Während vier der fünf Torschützen mit Frank Rijkaard, Dennis Bergkamp, Ruud Gullit und Toni Polster im europäischen Fußball einen klingenden Namen hatten, erzielte ein gewisser Frenkie Schinkels in seinem dritten Länderspiel völlig überraschend mit einem wuchtigen Kopfball in der Schlussminute seinen ersten Treffer in der Nationalmannschaft.
Rotter gegen Van Basten
Bei den "Oranjes" standen Topstars wie Ronald Koeman und der heutige Teamchef Marco van Basten in der Aufstellung. Österreich setzte neben durchaus arrivierten Kräften wie Michael Konsel und Andreas Herzog auch auf "Arbeiter" wie Leopold Rotter und Jürgen Hartmann.
Schinkels kam in der 85. Minute für Didi Kühbauer auf das Feld und erzielte nur wenig später den Anschlusstreffer. Insgesamt kam er auf sechs Teamspiele, der Treffer gegen sein Herkunftsland blieb der einzige im Teamdress.
Österreich ist sentimentaler Liebling
Eigentlich sollten bei Schinkels vor dem Länderspiel am Mittwoch (20.30 Uhr, live in ORF1) im Ernst-Happel-Stadion - 1992 war der legendäre Wiener Erfolgscoach ÖFB-Teamchef gewesen - zwei Seelen in einer Brust schlagen. Denn der gebürtige Niederländer wuchs in Rotterdam auf, wo er bei Feyenoord seine Karriere begann, ehe er 1985 nach Österreich kam und 1987 die Staatsbürgerschaft annahm.
Doch die Sympathien des aktuellen Trainers von Austria Kärnten gelten klar seiner Wahlheimat. "Ich hoffe, dass Österreich gewinnt. Ich bin zu 100 Prozent Österreicher, immerhin lebe ich hier schon länger als in Holland", sagte der 44-Jährige. "Aber ich bin auch stolz auf meine Wurzeln."
Ausfälle der "Oranjes"-Stars kein Problem
Ein Erfolg sei zwar ein schwieriges Unterfangen, "aber wenn die Österreicher eine ähnliche Leistung wie gegen Deutschland bringen und ihre Chancen besser verwerten, dann ist es möglich". Allerdings gehen die Gäste laut Schinkels als klarer Favorit in die Partie. "Und wenn man sie ins Spielen kommen lässt, wird man Probleme bekommen."
Den verletzungsbedingten Absagen der niederländischen Topstars Ruud van Nistelrooy und Arjen Robben misst der frühere Austria-Meistermacher nicht allzu viel Bedeutung bei. "Die Holländer haben so viele Spieler, die werden das problemlos wegstecken."
Trotz der großen Kaderdichte zählt Schinkels die "Oranjes" aber nicht zu den absoluten Favoriten bei der Europameisterschaft. "Bei der EM traue ich ihnen nicht viel zu. Bei dieser Gruppe mit Italien, Frankreich und Rumänien könnte es sein, dass es schon nach den ersten drei Partien vorbei ist."
Keine Anzeichen, dass Philosophie kommt
Noch krasserer Außenseiter auf den Einzug ins Viertelfinale ist für Schinkels die ÖFB-Auswahl. Trotz Fortschritten ("Jeder Fußballkenner weiß, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Der Mann von der Straße schaut halt nur auf die Ergebnisse, aber für mich ist es wichtig zu sehen, dass es aufwärts geht") laufe vieles schief im österreichischen Fußball.
"Die Niederlande zählen seit Jahrzehnten zur Weltspitze, weil man eine Philosophie hat, die angefangen vom Nachwuchs mit dem 4-3-3-System durchgezogen wird. Jedes Land hat seine Philosophie - Italien, Frankreich, England, die Skandinavier und so weiter. Nur wir nicht, und es gibt keine Anzeichen, dass demnächst eine kommt", so Schinkels.
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