Bernard verändert die Schwimmwelt

Der Kraul-Weltrekordler über Doping: "Ich trinke Wasser und glaube an das, was ich mache."
Alain Bernard hat in Eindhoven das EM-Finale über die Königsdistanz des Schwimmsports, die 100 m Kraul, in 47,50 Sekunden gewonnen, womit er seinen am Vortag dem Niederländer Pieter van den Hoogenband entrissenen Weltrekord um eine weitere Zehntelsekunde drückte.

Am Sonntag verbesserte er im Semifinale auch den 50-m-Kraul-Weltrekord um sechs Hundertstel auf 21,50. Für das Finale am Montagabend könnte eine neue Bestmarke vorprogrammiert sein.

©Bild: Reuters/Damir Sagolj
©Bild: Reuters/Damir Sagolj
"Es ist unglaublich"
Der 24-Jährige ballte nach dem 100-m-Rekord die Fäuste, zeigte sein strahlendstes Lachen und animierte die Zuschauer mit heftigen Armbewegungen, ihm noch mehr zu huldigen.

Schließlich ließ er sich im Wasser auf der Trennleine nieder, bezog im hochmodernen Schwimmkomplex von Eindhoven seinen imaginären Thron als schnellster Mann der Welt über 100 Meter Freistil - und ließ sich minutenlang feiern.

"Es ist unglaublich", jubelte der neue Europameister in einer ersten Reaktion. "Ich wollte heute noch schneller sein und weiß jetzt, dass ich der Mann bin, den es zu schlagen gilt. Auf dieses Niveau habe ich jahrelang hingearbeitet."

Schnell, kraftvoll, elegant
Acht Jahr hatten die 47,84 Sekunden des erkrankt fehlenden niederländischen Olympiasiegers Van den Hoogenband als Weltrekord Bestand.

Dann kam Bernard und schwamm mit hoher Frequenz und kraftvoll, aber ebenso mit eleganter Leichtigkeit zum Weltrekord von 47,50 Sekunden. Der zweitplatzierte Schwede Stefan Nystrand war in 48,40 Sekunden Welten entfernt.

Nur Wasser, kein Doping
In der anschließenden Pressekonferenz wies Bernard Dopingverdächtigungen natürlich zurück. "Ich trinke Wasser und glaube an das, was ich mache", meinte er zur versammelten Journalistenschar.

"Die Zeiten sind das Resultat von sieben Jahren harter Arbeit", so der Franzose. "Ich würde nie irgendetwas Dummes machen, nur um eine Zehntelsekunde zu gewinnen."

Die Schwimmmaschine
Bei den französischen Meisterschaften 2007 schwamm er erstmals mit einer Zeit von 48,12 ins Rampenlicht.

Für den ehemaligen französischen Klasseschwimmer Bruno Gutzeit ist Bernard die "ultimative Schwimmmaschine". Der 1,96 m große Franzose hat eine Armspannweite von 2,05 m.

"Nur Haut und Knochen"
Vor acht Jahren sah die Zukunft von Bernard noch anders aus. "Er war nur Haut und Knochen" erzählt sein Trainer Denis Auguin über den einst ungelenken Bernard, dem sein plötzliches Wachstum Rückenschmerzen verursachte. "Er war der schwächste Schwimmer in meiner Gruppe."

Über die Rücken- und Lagenstrecke waren seine Ergebnisse nicht vielversprechend. Dennoch konfrontierte der junge Bernard seinen Trainer mit dem Wunsch, Olympiasieger zu werden. "Ich habe nicht geglaubt, dass er das schafft", so Auguin.

Der Coach brachte Bernard, dessen Vorbild Alexander Popow war, auf die Kraulstrecke, wo er seine Technik extrem verbesserte.

Noch gar nicht in Topform
"Ich habe eine Zeit von 47,50 im Hinterkopf", sagte Bernard noch vor der EM. "Ich weiß, ich kann es schaffen, nur wann, ist die Frage."

Dabei räumte der Kurzbahn-Europameister auf dieser Strecke ein, dass er gar nicht in Topform in die Niederlande gekommen sei. "Ich schwimme hier zwar nicht voll aus dem Training, aber auch nicht ganz vorbereitet."

Verbesserung möglich
"Wenn er seinen Start und die letzten zehn Meter verbessert, kann er noch schneller sein", urteilte etwa Michel Rousseau, Europameister von Barcelona 1970 und heute als TV-Schwimmexperte tätig, über seinen Landsmann Bernard.

Weltrekord-Entwicklung über 100 m Kraul:
51,22Mark SpitzUSA03.09.1972
51,12Jim MontgomeryUSA21.06.1975
51,11Andy CoanUSA03.08.1975
50,59Jim MontgomeryUSA23.08.1975
50,39Jim MontgomeryUSA24.07.1976
49,99Jim MontgomeryUSA25.07.1976
49,44Jonty SkinnerRSA14.08.1976
49,36Rowdy GainesUSA03.04.1981
49,24Matt BiondiUSA06.08.1985
48,95Matt BiondiUSA06.08.1985
48,74Matt BiondiUSA24.07.1986
48,42Matt BiondiUSA10.08.1988
48,21Alexander PopowRUS18.06.1994
48,18Michael KlimAUS16.09.2000
47,84Pieter v. d. HoogenbandNED19.09.2000
47,60Alain BernardFRA21.03.2008
47,50Alain BernardFRA22.03.2008

Links: