Abschied auf Raten

Nur der "China-Flop" ärgerte Kirchler.
Mit bisher 486 Spielen und 98 Toren (davon acht in dieser Saison) fehlen ihm zwar rund 100 Partien auf Rekordhalter Robert Sara (581), dennoch zählt Roland Kirchler bereits seit Jahren zum fixen Inventar im heimischen Oberhaus-Fußball.

Der Routinier in Diensten von Cashpoint SCR Altach wird nun im Sommer einen Schlussstrich ziehen und seine Bundesliga-Karriere nach 18 Jahren beenden. Der 37-Jährige wechselt zu seinem Stammverein WSG Wattens in die Regionalliga West.

Trainerduo mit Wazinger
Bei der "Werkssportgemeinschaft" soll er gemeinsam mit seinem einstigen Innsbrucker Weggefährten Robert Wazinger als Spielertrainer fungieren. "Er ist der Mann meines Vertrauens, wir sind zehn Jahre lang im selben Zimmer gelegen", so Kirchler.

"Familiäre Entscheidung"
"Es war keine finanzielle, sondern vor allem eine familiäre Entscheidung", sagte der Mittelfeldspieler, dessen Frau und im November geborener Sohn in Tirol leben.

Ein weiteres Jahr in Altach sei freilich bis zuletzt eine Option gewesen. "Nach dem Trainerwechsel von Bender zu Fuchsbichler hat es mir schon wieder Spaß gemacht, deshalb ist da auch ein bisschen Wehmut dabei", so Kirchler.

"Eigentlich bin ich Wattens aber schon seit dem Winter im Wort, und hier in Tirol zählt ein Handschlag auch."

Da kann die Bundesliga noch lernen
Noch nimmt der 28-fache Teamspieler am eigens vom ÖFB für heimische Spitzenkicker eingerichteten Trainerlehrgang teil, im August wird er die A-Lizenz in Händen halten.

Bei der Trainerausbildung mit vielen ehemaligen Profikickern dürfte nicht nur der Schmäh rennen, sondern auch feiner Fußball gespielt werden.

"Der Kurs ist von der Besetzung und der Qualität her einfach genial. Da sind interne Spielchen bei der Ausbildung teils über das Niveau von Bundesliga-Spielen zu stellen", sagte Kirchler der Internet-Sportsite Laola1.at.

Trainerjob kein Selbstläufer
Echte Erfahrungen als Coach hat er bisher freilich nicht gemacht. "Im Rahmen des Trainerlehrgangs habe ich im Vorarlberger Jugendleistungszentrum rund 20 Trainings absolviert", so Kirchler.

"Wattens ist daher meine erste große Trainerstation. Unser Ziel ist es, in zwei bis drei Jahren in die Red-Zac-Liga aufzusteigen. Aber es ist klar, dass das kein Selbstläufer wird, nur weil ich da jetzt komme."

Sentimentaler Abschied?
Das Abschiedsspiel am 26. April gegen Red Bull Salzburg, wo er zweieinhalb Saisonen tätig war, könnte jedenfalls eine "sentimentale Geschichte" werden, wie Kirchler selbst sagt.

"Ich hoffe, dass wir da nichts mehr mit dem Abstieg zu tun haben werden und Salzburg noch um den Titel spielt. Ich werde am Platz nicht in Tränen ausbrechen, aber meine ganze Familie wird dabei sein. Ich glaube, mir ist das noch gar nicht so richtig bewusst."

Zwölf Jahre Tirol
Seine Clubs im heimischen Profifußball waren auf den Westen beschränkt. Nach zwölf Jahren Tirol (1990-2002) und einem verunglückten Ausflug nach China folgten die Stationen Salzburg und Pasching.

Im Sommer 2005 ging es retour zu Salzburg, wo Kirchler unter Giovanni Trapattoni aber kaum Einsätze bekam. Seit dem Frühjahr 2007 zieht der dynamische Mittelfeldspieler den Altach-Dress über.

Der China-Flop
Seine bittersten Stunden im Profifußball erlebte Kirchler aber sicher im Sommer 2002. Nachdem die finanzielle Sternschnuppe FC Tirol verglüht war, wollte der bodenständige Tiroler nach China wechseln.

Der damals 31-Jährige absolvierte einen ersten, vom Publikum umjubelten Testspielauftritt für den Spitzenclub Guoan Peking. Nach der Partie, in der Kirchler laut eigenen Angaben keinen schlechten Eindruck hinterließ, folgte dann die große Überraschung.

"Linke Partie"
Die Chinesen setzten den Österreicher vor die Tür und lösten den laufenden Vertrag auf. "Das war kein Fair Play, sondern eine linke Partie", bilanzierte Kirchler damals bitter enttäuscht.

"Der europäische Spielstil passt nicht zum chinesischen", so der Kommentar der Clubchefs laut Kirchler. In Wattens ist der Tiroler eben doch mehr zu Hause.

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