Ungewöhnliche Konsequenzen

Bei Kambodschas Comeback auf der internationalen Fußballbühne setzte es in vier Spielen ein Torverhältnis von 0:32.
Die andauernde Erfolglosigkeit von Kambodschas Nationalteam hat ungewöhnliche Konsequenzen nach sich gezogen. Der nationale Verband kündigte an, künftig nur noch Spieler mit mindestens 1,70 m Körpergröße für das Nationalteam zu rekrutieren.

Laut Verbandspräsident Sao Sokah wurden bereits 30 Spieler ausgewählt, die als Profis monatlich 250 US-Dollar (157 Euro) verdienen. Dieser Betrag entspricht dem achtfachen Monatsgehalt eines Staatsbeamten.

Zeit zu einer Generalveränderung
"Wir brauchen größere und stärkere Spieler, die gegen ausländische Gegner körperlich bestehen können", argumentierte der Präsident, der außer der Körpergröße weitere Kriterien festgelegt hat. Demnach müssten die Auserwählten zusätzlich jung sein und schnell laufen können.

Kambodschas Spieler hätten bisher keine Chance gegen größere Spieler gehabt, weshalb es nun Zeit zu einer Generalveränderung sei, meinte Sokah weiter.

Rang vier beim Asienpokal 1972
Tatsächlich hat sich das Land mit 14 Millionen Einwohnern noch nie für ein Turnier außerhalb von Südostasien qualifiziert. Das Nationalteam, das aus einfachen Arbeitern sowie Sicherheitskräften und Polizisten besteht, hat in den jüngsten vier Spielen 21 Tore erhalten.

Dabei ist die fußballerische Vergangenheit gar nich einmal von gänzlicher Erfolglosigkeit geprägt. In den 60er und 70er Jahren war die Nationalmannschaft durchaus konkurrenzfähig und überraschte im Jahr 1972 mit einem vierten Platz beim Asienpokal.

Bürgerkrieg zerstörte auch Fußball
Die Wirren des Bürgerkrieges stürzten nicht nur den Fußball in Kambodscha in den Abgrund. Der Lieblingssport geriet durch eine 23-jährige Absenz in Vergessenheit und konnte nur mühsam wieder aus dem Dornröschenschlaf erweckt werden.

Dementsprechend erniedrigend war auch der Einstieg des Nationalteams ins internationale Geschäft. In vier Freundschaftsspielen im Dezember 1995 kassierte Kambodscha gegen Indonesien, Vietnam, Malaysia und Thailand insgesamt 32 Tore. Der Erfolg im gegnerischen Strafraum blieb hingegen völlig aus.

Neue Infrastruktur, alte Probleme
Im Jahr 2003 wurde jedoch ein weiterer Schritt aus der Erfolglosigkeit - derzeit liegt Kambodscha nur auf Platz 186 der FIFA-Weltrangliste - unternommen. Eine neue Zentrale für den Fußballverband CFF, ein nationales Trainingszentrum und ein Rasenplatz wurden errichtet.

Dass allerdings eine entsprechende Infrastruktur nicht gleichbedeutend mit einem erfolgreichen Nationalteam ist, mussten die Verantwortlichen bald einsehen. "Viele Leute sehen sich das Spiel gerne an, aber es ist trotzdem schwierig, entsprechende Spieler zu finden", klagt Sokah sein Leid.

WM-Quali verpasst
©Bild: AP/Heng Sinith
©Bild: AP/Heng Sinith
In der Qualifikation für die WM 2006 ist Kambodscha gleich gar nicht angetreten. In jener für 2010 in Südafrika schied das Team nach einem durchaus achtbaren 0:1 in der Hauptstadt Phnom Penh und einem 1:4 in Ashgabat gegen Turkmenistan aus.

Kein Wunder also, dass sich der Zulauf aufgrund der Ergebnisse noch in Grenzen hält. Der südkoreanische Teamchef Yoo Kee-Heung, der im Dezember 2007 das schwere Amt vom Australier Scott O'Donnell übernahm, ist wahrlich nicht zu beneiden.

Des alten Königs Hoffnung
Dabei ist der Wunsch, eine dominierende Rolle zumindest in Fuball-Asien zu spielen, genauso alt wie der Beitritt zur FIFA im Jahr 1953. Kambodschas ehemaliges Staatsoberhaupt, König Norodom Sihanouk, hatte sein Volk unermüdlich dazu ermuntert, nach großen Erfolgen im Fußball und in anderen Sportarten zu streben.

Auf fruchtbaren Boden fiel die Ermunterung des alten Königs freilich nicht. Kambodschas Sport ist nicht nur im Fußball vom Weltniveau so weit entfernt wie Wien von Phnom Penh. Trotzdem gibt Sokah die Hoffnung nicht auf, seine Landsleute aktiv für den Sport zu begeistern.

Flehentlicher Aufruf
"Ich bitte alle Eltern dringend, ihre Kinder Fußball spielen zu lassen. Damit helfen sie uns, gute Spieler zu finden. Spieler, die die Fans auf eine Art anziehen, wie es großen Rockbands gelingt", erklärt der Verbandspräsident.

Bleibt zu hoffen, dass sein Wort in der Eltern Ohren geht, damit Kambodscha Nationalteam nicht nur von der Körpergröße her eine Großmacht wird.

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