Eigentlich völlig unvorstellbar, denn der Engländer ist als Teamchef von Amerikanisch-Samoa dazu verdammt, jedes Spiel zu verlieren. Das einzige Bestreben Brands liegt darin, die Anzahl der Gegentore zu limitieren.
"Wenn wir einstellig verlieren, dann wäre das schon ein Erfolg für uns", bringt der Trainer das Ziel seines Teams auf den Punkt. Ein Ziel, das die Insulaner bei der weltweit ersten Qualirunde im August 2007 für die Fußball-WM 2010 in Südafrika nur teilweise erreichten.
Zwischen Paradies und Hölle
Obwohl der nationale Fußballverband auf seiner Homepage mit der Überschrift "Fußball im Paradies" wirbt, geriet der dritte Versuch, eine WM-Endrunde zu erreichen, abermals zum Höllentrip.
Gleich im ersten Spiel kassierte das Schlusslicht der FIFA-Weltrangliste eine 1:12-Schlappe gegen die Salomonen. Immerhin wurde aber gleich ein Teilwunsch des Trainers erfüllt.
Noch immer kein Punkt
Dieser meinte nämlich vor dem Turnier: "Wir wollen so konkurrenzfähig wie möglich auftreten und vielleicht sogar den ersten Punkt in unserer Fußballgeschichte einfahren. Aber eigentlich wäre auch ein Tor schon ganz schön."
Das Tor wurde im Auftaktspiel von Ramin Ott per Elfmeter geschossen, dann war es aber mit der amerikanisch-samoanischen Fußballherrlichkeit auch schon wieder vorbei.
Torverhältnis 1:38
In den weiteren Partien setzte es für die Brand-Elf eine 0:7-Pleite gegen Gastgeber Samoa, ein 0:15-Debakel gegen Vanuatu und eine verhältnismäßig knappe 0:4-Niederlage gegen Tonga. Am Ende hieß es daher für das Team des früheren Spielers von Wigan Athletic: null Punkte, Torverhältnis 1:38.
Damit erreichte die Auswahl der 60.000-Einwohner-Insel nicht ganz die Vorgabe des Trainers, denn bei der Quali für die WM in Deutschland waren es nur 34 Gegentore gewesen. Aber immerhin wurde ein historisches Debakel wie am 11. April 2001 vermieden.
Der dunkle Schatten
Damals setzte es die noch heute gültige höchste Niederlage in der Geschichte des modernen Fußballs. 0:31 endete das Qualispiel gegen Australien in Coffs Harbour. Stürmer Archie Thompson, der davor nur einmal für die "Aussie"-Auswahl traf, erzielte mit 13 Toren in einem Spiel den aktuellen FIFA-Rekord.
Dieses Ergebnis liegt wie ein dunkler Schatten über dem sonst so sonnigen Eiland. "Ich erhalte jede Woche E-Mails, die mich daran erinnern. Natürlich ist das ein wenig peinlich für uns, aber das ist doch schon so lange her", will Brand nicht ständig an das historische Debakel erinnert werden.
"Großes Loch graben und hineinlegen"
Vor der Quali gestand der Teamchef aber trotzdem: "Falls es dieses Mal ein 0:31 geben sollte, dann würde ich ein großes Loch graben und mich hineinlegen." Angesichts der fußballerischen Zukunft von Amerikanisch-Samoa wäre das aber vielleicht trotzdem gar keine so schlechte Idee.
"Wir sind eben ein Entwicklungsland, das in den vergangenen zehn Jahren kaum über irgendwelche Sportanlagen verfügte. Wir hatten in den letzten fünf Jahren noch nicht einmal eine Liga. Sie verstehen also, dass ich mir bei der Spielerauswahl etwas schwertue", erklärte Brand seine heikle Situation.
Licht am Ende des Pleitentunnels?
Dabei gibt es aber auch ein Licht am Ende des endlosen Pleitentunnels (25 Niederlagen in Serie seit der Aufnahme als FIFA-Mitglied 1998). Zwar rekrutiert Brand einen Großteil der Spieler noch immer direkt von der Insel, aber ein paar Junge kickten auch schon an US-Colleges. Das einzige Probleme: Kein einziger davon hatte für die WM-Quali Zeit.
"Nur schwer zu verstehen"
"Es gibt drei oder vier Spieler, die wir kontaktiert haben. Anfänglich waren sie bereit, aber dann kamen ihnen angeblich andere Verpflichtungen dazwischen, was für mich nur schwer zu verstehen ist", klagte Brand sein Leid.
"Wir müssen unseren Leuten eben noch immer beibringen, dass Fußball der beliebteste Sport der Welt ist und es die größte Ehre ist, an einer Fußball-WM teilzunehmen", konkretisierte der Engländer sein Problem.
Fußball ist noch Nebensache
Bei 26 Niederlagen in ebenso vielen Spielen und einem Torverhältnis von 12:217 ist aber eines klar: Fußball ist bei den Einwohnern von Amerikanisch-Samoa sicher nicht die wichtigste Nebensache der Welt. Und bis es so weit ist, wird wohl noch sehr oft die Sonne über dem Paradies im Pazifik auf- und untergehen.
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