Abel Kirui hat hohe Ziele

Der Wien-Sieger könnte schon bald zu gut für seinen Manager werden.
"Für seinen Marktwert", sagte der deutsche Leichtathletikmanager Volker Wagner, "bringt ihm der Wien-Sieg nichts. Da muss er schon in Berlin rennen oder Boston." Nur eine Weltklassezeit oder ein Sieg bei einem internationalen Topmarathon lässt die Kassa wirklich klingeln.

Abel Kirui, der am Sonntag den Vienna City Marathon im neuen Streckenrekord von 2:07:38 Stunden gewann, will "natürlich" wiederkommen, damit wird aber wohl eher nicht zu rechnen sein.

Wenn der Kenianer hält, was sein Potenzial verspricht, wird ihn sich Wien bald nicht mehr leisten können. Schon für sein Antreten in Tokio heuer hat er 100.000 Dollar (64.000 Euro) Startgeld bekommen, in Wien war es natürlich deutlich weniger.

Manager fürchtet Abwerbung
"2:05, 2:04 hat er drauf. Er ist ein absoluter Weltklasseläufer", versprach Wagner und äußerte zugleich eine persönliche Sorge.

"Ich bin kein Manager mit Millionen. Meistens kommt bald einer daher und wirbt meinen Topläufer ab." Kirui hatte in Wien gemeint, er spüre es im Herzen, dass er einmal Weltrekord aufstellen werde.

Wien ist nicht Berlin
Dass der 25-Jährige am Sonntag in Wien lief, ist den guten Beziehungen seines Managers zur Veranstaltung in der Bundeshauptstadt zu verdanken ("Da war eine kleine Verpflichtung"). Die Strecke zählt aber nicht zu den flachsten und hat noch keine Zeiten unter 2:07 zugelassen.

Kirui wird im Herbst in Berlin laufen - bei beiden Events ist Mark Milde Rennleiter. An Berlin gibt es beste Erinnerungen: Am 30. September 2007 wurde Kirui in der persönlichen Bestzeit von 2:06:51 Stunden Zweiter, in diesem Rennen lief der Äthiopier Haile Gebrselassie in 2:04:26 Weltrekord.

Wagner machte am Sonntag auch die doch stärkere Sonneneinstrahlung verantwortlich dafür, dass es für seinen Athleten zu keiner noch besseren Zeit reichte: "Es war dann doch zu warm. Ich hatte auch zwei, drei Leute im Visier, die noch länger zusammen laufen. Und die Strecke ist auch nicht gerade einfach."

"Heimkind" wird erstmals Vater
Kirui kommt aus der von großen Unruhen nach den Wahlen geplagten Läuferhochburg Eldoret, er ist mit einer Lehrerin verheiratet und wird im kommenden Monat erstmals Vater. Auf ihn aufmerksam geworden war übrigens mit Rogers Rop ein anderer Marathonläufer aus Kenia, der ihn dann Wagner empfahl.

Wagner bezeichnet Kirui als "Heimkind". Am liebsten sei er in Kenia, wo er zuletzt auch trainiert habe. "Dann schreibt er mir, dass er im Training eine Streckenbestzeit nach der anderen aufstellt. Ich hatte Angst, dass er sich schon im Training verausgabt und dann in Wien nach 30 km aus ist."

Kirui hielt aber durch und bescherte Wien zum Jubiläum einen neuen Streckenrekord.

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