Im Gespräch mit ORF.at erinnert sich der ehemalige Inter- und Roma-Legionär an die legendäre Europacup-Saison 1977/78, in der die Austria bis ins Cup-Sieger-Finale von Paris vorstieß, dem RSC Anderlecht dort allerdings mit 0:4 unterlag.
ORF.at: 30 Jahre nach dem Finale in Paris: Was sind Ihre schönsten Erinnerungen an die Europacup-Saison 1977/78?
Herbert Prohaska: Diese Austria-Mannschaft hat einige sehr erfolgreiche Jahre gehabt, die Saison '77/78 war aber einzigartig. 1978 war überhaupt das erfolgreichste Jahr meiner Karriere: Meister und Europacup-Finale mit der Austria und die WM in Argentinien mit dem Nationalteam.
ORF.at: Welchen Stellenwert hat dieses Endspiel im Karriererückblick für Sie?
Prohaska: Der größte Erfolg und gleichzeitig die bitterste Niederlage meiner Laufbahn als Fußballer.
ORF.at: Was hat der Austria gegen Anderlecht zum Triumph gefehlt?
Prohaska: Wir waren es gewohnt, sehr offensiv zu spielen: drei Stürmer, zwei Offensive im Mittelfeld und zwei offensive Außendecker. Das hat gegen Anderlecht, die damals beste Kontermannschaft Europas, einfach nicht gutgehen können.
ORF.at: Beschreiben Sie bitte die Momente in der Umkleidekabine nach dem Schlusspfiff.
Prohaska: Wir waren am Boden zerstört, unglaublich enttäuscht. Wahrscheinlich lagen die Hauptfehler in unseren Köpfen. Nach dem Einzug ins Finale sind wir mit der Einstellung ins Spiel gegangen, dass alles weitere nur noch Zugabe ist. Das Finale an sich war für uns ja schon eine Riesensache.
ORF.at: Es war wohl die beste Austria aller Zeiten. Was hat die damalige Mannschaft ausgezeichnet?
Prohaska: Viel Klasse! Hans Pirkner und Tommy Parits waren zwei echte Goalgetter. Julio Morales war Vorbereiter und Torjäger in einer Person. Und mit mir und Felix Gasselich haben wir gleich zwei Spielmacher gehabt. Die spielerische Qualität war vorhanden, und wir haben einfach einen Riesenspaß gehabt.
ORF.at: Wie würden Sie den Trainer Hermann Stessl beschreiben?
Prohaska: Er war der perfekte Trainer für die Austria und auch der mit Abstand erfolgreichste. Er war sicher nicht der Peitschenknaller, ist mit jedem gut ausgekommen, und wir haben ihm alles zurückgegeben. Wir hatten eben so viel Qualität im Kader, er hat uns einfach spielen lassen.
ORF.at: Gibt es regelmäßige Treffen mit den ehemaligen Teamkameraden?
Prohaska: Nein, dazu sind wir zu sehr verstreut und ist schon zu viel Zeit vergangen. Aber natürlich hält man Kontakt. Mit Drazan oder Daxbacher zum Beispiel gehe ich jedes Jahr Ski fahren.
ORF.at: Darf man davon träumen, dass es irgendwann wieder ein Europacup-Finale mit österreichischer Beteiligung geben wird?
Prohaska: Am ehesten im UEFA-Cup, da ist es nicht unmöglich. Aber in der Champions League ist es unrealistisch. Die gibt es ja genau aus dem Grund, damit es die "Kleinen" nicht mehr ins Finale schaffen.
Das Gespräch führte Harald Hofstetter, ORF.at
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