Vom "Telstar" bis zum "Europass"

Von 1978 bis 2000 drückte das "Tango"-Design den WM- und EM-Turnieren seinen Stempel auf.
Seit 1970 werden alle offiziellen Fußbälle bei den Welt- und Europameisterschaften von adidas hergestellt.

"Telstar" schreibt Fußballgeschichte
Bei der WM 1970 in Mexiko, die als erste live im Fernsehen übertragen wurde, schrieb der schwarz-weiße "Telstar" (abgeleitet von "Star of Television") Fußballgeschichte.

©Bild: Reuters
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Er war im Schwarz-Weiß-Fernsehen deutlich besser zu erkennen als seine braunen Vorgänger und bestand als erster Fußball aus zwölf schwarzen Fünfecken und 20 weißen Sechsecken. Durch seine Wabenstruktur galt der komplett aus Leder gefertigte Ball als der rundeste seiner Zeit.

In Deutschland 1974 wurde mit dem "Telstar Chile" zusätzlich zu dem schwarz-weißen ein ganz in Weiß gehaltenes neues Modell eingeführt. Dieses wurde nach dem runden weißen Fußball benannt, mit dem während der WM 1962 in Chile gespielt wurde.

"Tango"-Ära beginnt
©Bild: Adidas
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1978 begann die Ära des "Tango". Bei der WM in Argentinien lösten 20 identische Triaden das klassische Wabenmuster ab und sollten das Fußballdesign der nächsten fünf Weltmeisterschaften prägen. Außerdem zeichnete sich der "Tango" durch eine höhere Wetterbeständigkeit aus.

Bei der WM 1982 in Spanien wurde das Design nur geringfügig geändert. Der "Tango Espana" wies allerdings eine wichtige technische Innovation auf: Immer noch komplett aus Leder, kamen erstmals wasserdicht versiegelte Nähte zum Einsatz. Dadurch wurden auch bei feuchtem Spielwetter die Wasseraufnahme des Balls und damit die Gewichtszunahme minimiert.

Der erste vollsynthetische Ball
©Bild: Reuters/Gomez CMC
©Bild: Reuters/Gomez CMC
Der erste vollsynthetische Spielball wurde bei der WM 1986 in Mexiko eingesetzt. Das "Tango"-Design des "Azteca" wies auf die kulturelle Vergangenheit des Veranstalterlandes hin. Das neue Material erhöhte die Strapazierfähigkeit und reduzierte die Wasseraufnahme weiter.

©Bild: AP/Giulio Broglio
©Bild: AP/Giulio Broglio
In Italien 1990 wurde mit dem "Etrusco Unico" der erste vollständig wasserabweisende Fußball vorgestellt. Er war auch der erste Spielball mit einer inneren Schicht aus schwarzem Polyurethanschaum. Mit dieser Variante des "Tango" erreichte man höhere Schussgeschwindigkeiten.

Griff nach den Sternen
Die nächste Weiterentwicklung folgte 1994 bei der WM in den USA. Der "Questra" war durch eine Schicht aus Polyethylenschaum am Fuß besser kontrollierbar als seine Vorgänger, löste sich wegen seiner hohen Energierückgabe aber auch schneller vom Fuß. Der Name leitete sich von dem Motto "Quest for the stars" (Griff nach den Sternen) ab.

Der "Questra Europa" für die EM 1996 in England war eine Weiterentwicklung des Spielballs der WM 1994. Auch das Design wurde, zum ersten Mal bei einer EM, dem Gastgeberland angepasst, und so zierten drei metallicblaue Löwen und eine rote Rose die Sechsecke. Der "Questra Europa" war der erste farbige Ball bei einem wichtigen Fußballturnier.

1998 wird auch die WM bunt
©Bild: AP
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Der erste mehrfarbige Fußball bei einer WM wurde 1998 in Frankreich eingesetzt. Der "Tricolore" schmückte sich mit dem gallischen Hahn, war aber auch technisch eine Weiterentwicklung. Eine neu entwickelte Schicht aus syntaktischem Schaum erhöhte die Strapazierfähigkeit, Energierückgabe und Formbeständigkeit.

Für die erste EM, die in zwei Ländern ausgetragen wurde, war der "Terrestra Silverstream" 2000 in Belgien und den Niederlanden der offizielle Spielball. Das Design symbolisierte die Flüsse, für die beide Gastgeber berühmt sind. Von den Einwohnern werden sie wegen ihres Leuchtens in der Morgensonne (in den jeweiligen Landessprachen) Silberstreifen, also "Silver Streams", genannt.

Das Ende der "Tango"-Ära
©Bild: APA/Roland Weihrauch
©Bild: APA/Roland Weihrauch
In Südkorea und Japan 2002 ging die Ära des "Tango"-Designs zu Ende. Der "Fevernova" war in seiner bunten asiatischen Gestaltung der erste WM-Spielball seit 1978, der sein Erscheinungsbild deutlich änderte. Technisch wurde die syntaktische Schaumschicht mit einem dreilagigen Gewebe kombiniert. Dadurch erhielt der Ball eine präzisere und besser berechenbare Flugbahn.

Der erste Ball ohne Nähte
©Bild: GEPA/Bongarts
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Bei der EM 2004 in Portugal wurde mit dem "Roteiro" erstmals ein Fußball eingesetzt, der nicht zusammengenäht, sondern thermisch verklebt wurde. Er bestand gänzlich aus dem Kunststoff Polyurethan, was die Aufnahme von Wasser verhindern und den Ball langlebiger machen sollte. Ein kleines Gewicht gegenüber dem Ventil sollte die Unwucht kompensieren und die Flugbahn verbessern.

Er wurde nach dem Logbuch des berühmten portugiesischen Seefahrers und Entdeckers Vasco da Gama benannt. Die aquametallische Grundfarbe des Balles mit blauen Streifen sollte dabei an den Himmel und das Meer erinnern, während feine silberne Linien das Koordinatensystem repräsentierten.

Die fast perfekte Kugel
©Bild: AP/Michael Sohn
©Bild: AP/Michael Sohn
Der WM-Ball 2006 in Deutschland bestand nicht mehr aus den klassischen 32 Fünf- und Sechsecken. Der "Teamgeist" erhielt durch die neuartige Anordnung von 14 Panels in Form von sechs "Propellern" und acht "Turbinen" eine rundere Struktur. Er näherte sich deutlich stärker einer perfekten Kugel an als alle seine Vorgänger.

Die Verkürzung der Nahtstellen führte außerdem zu einer besseren Belastbarkeit. Die einzelnen Panels waren nicht miteinander vernäht, sondern wie schon beim "Roteiro" miteinander verschweißt. Der "Teamgeist" wies eine deutliche Verbesserung in Bezug auf Präzision und Ballkontrolle auf.

Gänsehaut bei der Euro
©Bild: APA/Adidas
©Bild: APA/Adidas
Der Spielball der Euro 2008 ist eine Weiterentwicklung des "Teamgeist". Der Aufbau der 14 Panels ist hierbei gleich. Erneuert wurde für den "Europass" vor allem die Oberflächenstruktur, auch PSC-Texture genannt, die an eine Gänsehaut erinnert.

PSC steht für Power (bessere Kraftübertragung durch größere Reibung zwischen Ball und Schuh), Swerve (mehr Effet durch höhere Rotationsgeschwindigkeit) und Control (mehr Kontrolle durch größere Kontaktfläche zwischen Schuh, Handschuh und Ball).

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