Ein Finale trägt seinen Namen

Mit 50 Jahren noch im Oberhaus aktiv.
Sir Stanley Matthews ist im englischen Fußball der Inbegriff einer Zeit, als Vereinstreue noch keine leere Worthülse war. Europas erster Fußballer des Jahres (1956) spielte in seiner gesamten Karriere nur für zwei Clubs: Stoke City und Blackpool.

©Bild: Reuters/Ian Hodgson
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In Stoke-on-Trent ist Matthews auch nach seinem Tod vor acht Jahren weiter fixer Bestand des täglichen Lebens. Zwei Statuen im Stadtzentrum und vor dem Stadion erinnern an den berühmtesten Sohn der Stadt. Als er am 23. Februar 2000 im Alter von 85 Jahren starb, trug ein ganzes Land Trauer.

©Bild: Reuters/Dan Chung
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Bei seinem Begräbnis hatten rund 100.000 Menschen die Straßen gesäumt, und als sein Leichnam im Britannia Stadium das letzte Mal verabschiedet wurde, standen Zuschauer, Fans und Offizielle mit Tränen in den Augen Spalier.

Schon zu Lebzeiten eine Legende
Der Superstar war bereits zu Lebzeiten zur Legende geworden. Der trickreiche Rechtsaußen, der seine Gegner meist schwindlig spielte, war der erste "Football Player", der in England geadelt worden war. Bis heute ist er auch der einzige Fußballer, dem diese Ehre bereits vor seinem Tod zuteilwurde.

Bereits mit 19 Jahren hatte er sein Teamdebüt gefeiert, mit 42 Jahren und 54 Länderspielen (in denen er elf Tore erzielte) wurde er im Dress der "Three Lions" verabschiedet, wobei er zum Abschied beim 4:2 gegen Brasilien noch einmal groß auftrumpfte.

Ältester Erstliga-Spieler aller Zeiten
Matthews war von 1932 bis 1965 aktiv, bestritt insgesamt 701 Spiele mit 71 Toren und beendete seine ruhmreiche Karriere in England erst im 50. Lebensjahr als ältester Spieler, der je im Oberhaus gespielt hat.

Sein berühmtestes Match war das FA-Cup-Finale 1953, als er für Blackpool nach einem 1:3-Rückstand gegen die Bolton Wanderers noch für einen 4:3-Erfolg sorgte. Dieses Endspiel ging als "Matthews-Finale" in die englische Sportgeschichte ein.

Sportsgeist vom boxenden Papa
Der am 1. Februar 1915 im Stadtteil Hanley im Herzen von Stoke-on-Trent geborene Stanley war der drittälteste von vier Söhnen des Boxers Jack Matthews, der seinen Sprösslingen schon in jungen Jahren ein gesundes Maß an Disziplin und Sportsgeist beibrachte.

England kannte ihn als "Wizard of the Dribble", in Europa galt er als "The Magician". Als klassischer Rechtsaußen zeigte Matthews schon als Jugendlicher außergewöhnliches Talent in der englischen Schülernationalmannschaft.

Berühmt wurden seine schnellen Ausweichmanöver und der Stan-Matthews-Trick - links antäuschen, rechts vorbeigehen oder umgekehrt -, den er in unglaublicher Geschwindigkeit ausführte, wobei er den Ball so eng am Fuß behielt, dass es kaum möglich war, ihm diesen mit erlaubten Mitteln abzunehmen.

Nur der Zweite Weltkrieg konnte ihn stoppen
Als der Publikumsliebling 1938 einen Vereinswechsel anstrebte, brach in Stoke ein Aufschrei der Entrüstung los. Tausende Fans organisierten einen Protestmarsch und überzeugten Matthews, der letztlich bei "seinem" Verein blieb.

Während des Zweiten Weltkriegs wurde seine Karriere von 1939 bis 1946 unterbrochen, sonst hätte er eine noch eindrucksvollere Bilanz aufzuweisen. Als Soldat bei der Royal Air Force war er in der Nähe von Blackpool stationiert und als er sich 1947 mit Stoke City überwarf, wechselte er - natürlich - nach Blackpool. Auch dort wurde der Dribbelkönig zur Legende.

Sogar mit 50 kam das Ende "zu früh"
1961 kehrte er mit bereits 46 Jahren noch einmal als Aktiver nach Stoke zurück und führte City nur eine Saison später zum Titel in der zweiten Liga und zum Wiederaufstieg ins Oberhaus. Der Lohn war die Wahl zum englischen Fußballer des Jahres, die er bereits 1948 für sich entschieden hatte.

Als er am 6. Februar 1965 seine letzte Partie für den Club bestritt, bereitete der 50-Jährige, obwohl er zwölf Monate lang wegen einer Knieblessur verletzt pausiert hatte, noch einmal den Ausgleich vor. Selbst ein halbes Jahrhundert auf dem Buckel konnte ihn nicht davon abbringen, dass er seine Karriere eigentlich "zu früh" beendet habe.

Bis 1968 agierte er als Manager beim Lokalrivalen Port Vale und wechselte danach zu den Hibernians nach Malta. Auch dort konnte er es nicht lassen und spielte noch als 60-Jähriger für diverse Mannschaften auf der Insel.

Sir Stanley Matthews Day und Stiftung
©Bild: Reuters/Dan Chung
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Doch nicht nur seine beeindruckende sportliche Karriere, sondern auch sein Auftreten abseits des Fußballs sicherten ihm einen Platz in den Herzen der Menschen. Keine einzige Verwarnung auf dem Spielfeld und seine Rolle als perfekter Gentleman zeugen von seiner Persönlichkeit.

©Bild: Reuters/Dan Chung
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Der (inoffizielle) Sir Stanley Matthews Day am 1. Februar, der Geld für seine Stiftung einbringen soll, ist noch heute eine bleibende Erinnerung bei den Fußballfans. "Seine" Nummer 7 ist ebenso unvergessen wie die Aufschrift seiner Statue: "A magical player, of the people, for the people".

Christian Tragschitz, ORF.at

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