Zwölferliga vor dem Aus

Regionalligisten gegen Bundesliga-Pläne.
Zum wohl letzten Mal dürfen sich heuer die drei Regionalliga-Meister über den Aufstieg in die Red Zac Erste Liga freuen, denn die Meisterwürde könnte sich nach der kommenden Saison als Titel ohne Wert entpuppen.

Die Bundesliga plant nämlich ab 2009/10 die Reduktion der Red Zac Ersten Liga von bisher zwölf Vereinen auf nur noch zehn. Damit wäre ein Regionalliga-Meister nicht mehr automatisch auch ein Aufsteiger.

Horst Lumper, Präsident des Vorarlberger Fußballverbandes (VFV), rechnet fix damit, dass diese Regelung kommt.

Rauf und runter
Am 1. August 2006 war die Erste Liga in eine neue Ära gestartet: Nach acht Jahren wurde die Zehnerliga auf zwölf Vereine aufgestockt. Alle drei Regionalliga-Meister durften nunmehr in der zweithöchsten Klasse mitspielen, drei Red-Zac-Ligisten mussten absteigen. Gleichzeitig reduzierte die Liga die Zahl der Runden von 36 auf 33.

Es war eine Entscheidung mit Bauchweh: Bundesliga-Vizepräsident Anton Hirschmann hätte "gern die Zehnerliga beibehalten", man habe sich aber "aus sportpolitischen Gründen beugen" müssen.

Das dreckige Dutzend
Zufrieden waren die Regionalligisten, nicht der Bundesliga-Vorstand. Nach der ersten Herbstsaison mit zwölf Clubs bekannte Hirschmann, dass er der Zehnerliga nachtrauere und sich um das Niveau der Spiele sorge.

Jetzt soll alles rückgängig gemacht werden: Hirschmann ("Eine Analyse der vergangenen Jahre zeigt, dass gleich ein Viertel der Regionalliga-Aufsteiger nach nur einem Jahr wieder absteigt") und Bundesliga-Vorstand Georg Pangl ("Die hohe Fluktuation mit vier neuen Clubs pro Saison hat sich eindeutig negativ auf die Entwicklung der Red-Zac-Liga ausgewirkt") sprechen sich klar für die Abschaffung der Zwölferliga aus.

"Unser Ziel ist es, in Gesprächen mit dem ÖFB schnellstmöglich eine Rückkehr zur Zehnerliga zu erreichen", sagte Pangl.

Rückkehr zur Zehnerliga
Dass es schon nach der kommenden Saison so weit ist, daran glaubt VFV-Boss Lumper: "Ich rechne damit." Hinter vorgehaltener Hand hört man das auch von anderen.

Für Lumper wäre es "ein Kompromiss, mit dem man Leben kann". "Die Entscheidung fällt aber die ÖFB-Präsidentenkonferenz in Graz." Diese findet am 28. Mai statt.

Herbert Prohaska, Schirmherr der Red Zac Ersten Liga, spricht sich ebenfalls für die Reduktion aus: "Ich war immer für die Zehnerliga, weil es sportlich und letztlich auch wirtschaftlich einfach das Beste ist."

Neuer alter Modus?
Für die Regionalliga-Meister würde die Zehnerliga bedeuten, dass nur noch maximal zwei von drei Vereinen aufsteigen dürfen. Ein Meister spielt in der Relegation gegen den Neunten der Ersten Liga, zwei Meister ermitteln im direkten Duell den Aufsteiger.

Diesen Modus bezeichnet Prohaska als den "einzigen Wermutstropfen" der Reform: "Der direkte Aufstieg für die Regionalliga-Meister wäre gerecht."

Für die Verlierer der Relegationsspiele ist laut Lumper zumindest eine "finanzielle Entschädigung geplant". Und die soll "nicht zu gering" ausfallen.

Regionalligisten wehren sich
Eine Zehnerliga würde die Planungssicherheit der Regionalligisten jedenfalls erheblich erschweren. Was, wenn die mit Sponsorengeldern aufgepumpte Meistermannschaft dann doch nicht in der nächsthöheren Klasse spielt?

In der Regionalliga herrscht Kopfschütteln und Verärgerung. "Das ist absoluter Schwachsinn", wetterte Vienna-Trainer Peter Stöger gegen die neuen Pläne. "Ich wüsste nicht, wo das sonst noch so ist."

"Bislang war der Tabellenzweite immer schon der erste Verlierer. In Zukunft kann es auch so sein, dass man als Meister der erste Verlierer ist, wenn man in einer etwaigen Relegation scheitert", so Stöger.

16 statt zwölf Vereine?
Auch Sportklub-Trainer Peter Schöttel ist gegen die Reform der Reform: "Ich bin dafür, dass weiterhin alle Regionalliga-Meister direkt in die Red-Zac-Liga aufsteigen. Man sollte daher die Zwölferliga nicht auf zehn Vereine reduzieren, sondern auf 16 erweitern. Offenbar stehen aber bei der Zehnerliga wirtschaftliche Interessen im Vordergrund."

Kolportierte Pläne, wonach zwischen der Red-Zac- und den Regionalligen möglicherweise eine Amateurliga mit 16 Clubs eingeführt werden soll, dementierte die Bundesliga gegenüber ORF.at: "Es wird keine Amateurliga geben."

Fans machen mobil
Die Fans der Regionalligisten wollen sich mit den drohenden Relegationsspielen jedenfalls nicht abfinden. Sie sehen den wahren Grund für die Zehnerliga in der Verteilung von Geldern: Bei zehn Vereinen bleibt nun einmal ein größeres Stück vom Kuchen als bei zwölf. Die Initiative "Hands off! Hände weg vom Direktaufstieg" macht gegen diese "schreiende Ungerechtigkeit" mobil.

"Jedes Tor zählt gleich viel, jeder Punkt zählt gleich viel - auch jeder Meistertitel muss gleich viel gelten!", lautet ihre Parole. Bisher wurde die Forderung rund 2.500-mal an die Bundesliga geschickt. "Aber wir in der Regionalliga sind hilflos", bringt es Stöger auf den Punkt.

Oliver Mück, ORF.at

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