"Hamilton musste sich das Prädikat 'dämlich' gefallen lassen", höhnte die "Daily Mail" über den Crash des 23-jährigen McLaren-Fahrers mit dem Ferrari von Formel-1-Weltmeister Kimi Räikkönen. Auch die seriöse "Times" fand drastische Worte: "Hamilton nimmt Kollisionskurs zur Katastrophe."
Wieder kapitaler Aussetzer
Zum zweiten Mal in seiner noch jungen Formel-1-Karriere warf Hamilton mit einem kapitalen Aussetzer einen sicher geglaubten Sieg weg. Im vergangenen Oktober hatte der 23-Jährige in Schanghai den WM-Titel verspielt, als er mit abgefahrenen Reifen an seinem Wagen in der Boxeneinfahrt in den Kies rutschte.
Beim Großen Preis von Kanada vergab er nicht nur leichtfertig seine eigene Siegeschance, sondern verpatzte auch seinem finnischen Titelrivalen Räikkönen den Grand Prix. "Ich kann nur sagen: Sorry, Kimi", ließ Hamilton seinem "Unfallopfer" ausrichten. "Mein Rennen wurde durch Hamiltons Fehler ruiniert", klagte Räikkönen.
"Das ist zu dumm"
"Fehler können vorkommen, aber das ist zu dumm", schimpfte die italienische "La Stampa". "La Repubblica" vermeldete: "Ferrari fuchsteufelswild: Idiotenfehler". Und die spanische "Sport" befand: "Hamilton fährt einmal wie ein Weltmeister und einmal wie ein Anfänger."
Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug nahm seinen Schützling - wie erwartet - in Schutz. "Das war Künstlerpech. Es war wohl ein Fehler, aber ich werde Lewis dafür nicht kritisieren", sagte er.
Kubica "dankbar"
Die ersten sieben Fahrer des Feldes hatten eine Safety-Car-Phase zum Boxenstopp genutzt. Der bis dahin souverän führende Hamilton kam als Erster zum Tanken. Robert Kubica im BMW-Sauber und Räikkönen wurden schneller abgefertigt, stoppten aber an der Boxenausfahrt wegen einer roten Ampel.
Hamilton rauschte im Silberpfeil heran, übersah das Rotlicht und fuhr auf den Ferrari auf. Kubica, Nutznießer und Kanada-Sieger, stichelte: "Ich sollte ihm dankbar sein, dass er sich Kimi ausgesucht hat und nicht mich."
Strafen für Hamilton und Rosberg
Auch der Deutsche Nico Rosberg im Williams bremste nicht rechtzeitig und touchierte den McLaren. Das Urteil der Rennleitung: Im nächsten Rennen in zwei Wochen in Magny-Cours werden Hamilton und Rosberg in der Startaufstellung um zehn Plätze nach hinten versetzt.
Kein Verständnis von Räikkönen
Räikkönen hatte wenig Verständnis für den Fauxpas seines silbernen Rivalen. Dabei hatte der Finne selbst zuletzt beim Großen Preis von Monaco Adrian Sutil im Force India nach einem Fahrfehler von der Strecke geschossen.
Doch sah der 28-Jährige einen gewaltigen Unterschied zwischen den Vorfällen in Monte Carlo und Montreal: "Jeder kann Fehler machen so wie ich vor zwei Wochen in Monaco. Aber es ist eine Sache, einen Fehler bei 200 Stundenkilometern zu machen, und eine andere, in einen an der roten Ampel stehenden Wagen zu fahren."
"Wie der Vater, so der Sohn"
Das Unfallpech verfolgt Familie Hamilton derzeit. Zuletzt hatte Vater Anthony Schlagzeilen gemacht, als er die Kontrolle über seinen Sportwagen verlor und auf einem Spielplatz landete. "Wie der Vater, so der Sohn", zitierte der "Mirror" einen Ferrari-Offiziellen.
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