"Ich sehe mich nicht als obersten Dopingjäger. Ich sehe die NADA als Serviceorganisation für den gesamten österreichischen Sport, ich sehe sie im Bereich der Aufklärung, Prävention und Information mit einer klaren Abgrenzung", sagte der für fünf Jahre engagierte Steirer am Dienstag.
Aus 38 Bewerbern ausgewählt
Der Olympiavierte von 1976 im Zweierbob setzte sich gegen 37 Mitbewerber durch. Acht waren zu einem persönlichen Gespräch eingeladen worden, drei anschließend zum Hearing.
Bundeskanzler Alfred Gusenbauer (SPÖ) sprach bei der Vorstellung Schwabs am Dienstag in Wien von einer einstimmigen Entscheidung und dementierte Berichte über Ungereimtheiten bei der Auswahl.
"Alle hatten Schwab an erster Stelle gereiht, da war die Entscheidung für das Bundeskanzleramt dann einfach. Er hat eine hervorragende Eignung", sagte der Sportminister über den Magister der Leibeserziehung, Sportwissenschaften und Geografie und bescheinigte ihm "sportliche, soziale, kommunikative und ökonomische Kompetenz".
Schritt im Anti-Doping-Kampf
Die beiden weiteren verbliebenen Kandidaten waren Michael Mader, der Chef des noch aktiven NADA-Vorgängers ÖADC, und Wilhelm Lilge, der Sportdirektor des Wiener Leichtathletik-Clubs LCC Wien. In der fünfköpfigen Auswahlkommission saßen u. a. auch der deutsche Anti-Doping-Experte Werner Franke sowie Peter Wittmann, der Präsident der Bundessportorganisation (BSO).
"Mit der Entscheidung für Andreas Schwab als Geschäftsführer ... der NADA wurde der zweite wesentliche Schritt zur Verschärfung des Anti-Doping-Kampfes in Österreich vollzogen", hieß es in einer Aussendung von Sportstaatssekretär Reinhold Lopatka (ÖVP) dazu.
Der 55-jährige Schwab war nach fast elf Jahren bei adidas von 1993 bis 1997 Geschäftsführer der Österreichischen Sporthilfe, im Anti-Doping-Bereich hat er bisher noch nicht gearbeitet. Er fühlt sich dank Sportstudiums, Sporthilfe-Tätigkeit und der vielen Kontakte aber dafür gewappnet.
"Doping ist Betrug"
"Ich sehe Doping als Betrug am Mitkonkurrenten und als Gefahr für den Athleten, der dopt. Der WADA-Code (Welt-Anti-Doping-Agentur, Anm.) muss vollinhaltlich zum Leben erweckt werden, die NADA muss einen Bewusstseinswandel herbeiführen", erhofft sich Schwab, der bei seinem Olympiaauftritt in Innsbruck zweimal einer Dopingkontrolle unterzogen worden war.
Das neue Anti-Doping-Gesetz, das laut Gusenbauer zu den schärfsten weltweit neben Frankreich und Italien zählen wird, soll noch vor Beginn der Olympischen Spiele in Peking am 8. August in Kraft treten, die NADA nimmt ihre Tätigkeit mit Gründung der GmbH am 1. Juli auf. Schwab beginnt sofort mit der Zusammenstellung seines Teams. Die Mitarbeiter des ÖADC, die bestehende Verträge haben, sollen übernommen werden, der Übergang fließend erfolgen.
Die NADA wirkt in den Bereichen Prävention/Information, Dopingkontrollsystem, Medizin und Recht. Sieben Kommissionen kommen zum Einsatz (Ethik-, Rechts-, Medizinische, Zahnärztliche, Veterinär-, Unabhängige Schieds- und Kontrollauswahlkommission).
Kritik wegen Nähe zu Fachverbänden
Schwab, der schon im Vorfeld der Bestellung Kritik ausgesetzt war, da ihm wegen der Sporthilfe-Tätigkeit eine Nähe zu den Fachverbänden nachgesagt wird, will eng mit Politik, den Ministerien, Forschungszentren, Universitäten, der Wissenschaft sowie nationalen und internationalen Institutionen zusammenarbeiten.
Er betonte aber die Unabhängigkeit der NADA. Seine Informationspolitik soll eine offene sein. "Wo Information fehlt, entstehen nur Gerüchte." Dopingfälle werden öffentlich gemacht, ein gewisser Schutz werde dem Sportler aber eingeräumt.
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