ORF.at geht im Kadercheck auf die einzelnen Clubs ein und bietet einen Überblick über Stärken und Schwächen.
Die Titelkandidaten:
SK Rapid:
Status quo: Der regierende Meister. Die erfolgreiche "Mission 32" führte zu einer wahren Euphoriewelle. Eine besondere Genugtuung für Grün-Weiß war, dass man sich ausgerechnet gegen den Budget-"Meister" Red Bull Salzburg durchsetzte.
Doch im Gegensatz zum Mateschitz-Imperium hat man im 14. Wiener Gemeindebezirk weiter mit den gegebenen finanziellen Rahmenbedingungen zu kämpfen, der Abgang von Publikumsliebling Ümit Korkmaz trotz der bevorstehenden Champions-League-Qualifikation hinterlässt eine große Lücke.
Stärken: Peter Pacult hat eine Mannschaft geformt, die nicht nur für offensiven, sondern auch erfolgreichen Fußball steht. Sieben Siege in Serie - darunter das mittlerweile legendäre 7:0 in Salzburg - brachten die Schale zurück nach Hütteldorf und Rapid zurück in die positiven Schlagzeilen, nachdem man vor gar nicht allzu langer Zeit noch im Tabellenkeller gestanden war.
Spieler wie Steffen Hofmann, Markus Heikkinen, Erwin "Jimmy" Hoffer und Stefan Maierhofer stehen für deutsche Wertarbeit, finnische Verlässlichkeit, jugendlichen Sturm und Drang sowie ein unbändiges Selbstvertrauen. Mit dem Publikum im Rücken ist auch die Heimstärke in "Sankt Hanappi" ein nicht zu vernachlässigender Faktor.
Schwächen: Rapid liebt es, Spiele zu diktieren, und hat das Heft gerne selbst in der Hand. Wird die Mannschaft aber in ihrer spielerischen Leichtigkeit aus dem Konzept gebracht, und wirft ein Gegner vermehrt seine kämpferischen Tugenden oder eine gewisse Härte in die Waagschale, dann hat man Probleme. Niederlagen in Mattersburg und Altach zeigen, dass zweikampfstarke Mannschaften oft "Gift" für Grün-Weiß sind.
Dazu sind der langzeiterkrankte Torhüter Helge Payer, Flügelflitzer Kormaz und der ballsichere Mario Bazina an vorderster Front nicht leicht zu ersetzen. Sogar der eigene Trainer hegt Zweifel daran, ob und wann das gelingt.
Red Bull Salzburg:
Status quo: Millionen alleine garantieren keinen Titel. Im Vorjahr noch war die Liga für die "Roten Bullen" ein einziger Sololauf, doch diesmal musste Salzburg mit der Rolle als Vizechampion leben. Startrainer Giovanni Trapattoni ist Geschichte, ebenso "Kaiser" Franz Beckenbauer als Berater.
Mit dem neuen Coach Jacobus "Co" Adriaanse kam ein Mann, der für einen völlig anderen Fußball steht als "Trap". Mehr Risiko und Angriffsfußball sollen die vom Sicherheitsdenken geprägte Ära des Italieners vergessen machen. Doch auch unter dem Niederländer änderte sich nichts an der Legionärsparade. Es bleibt abzuwarten, wie sehr die Fans mit einem weiteren Team ohne rot-weiß-rote Prägung leben können.
Stärken: Es ist eigentlich unglaublich, dass mit dem vorhandenen Kader nicht der Titel in Österreich eingefahren wurde. Ex-Bayern-Torjäger Alexander Zickler, der kroatische Teamkapitän Niko Kovac, Edeltechniker Sasa Ilic und Abwehrchef Ibrahim Sekagya sind auch international anerkannte Klassespieler.
Gelingt es Neo-Trainer Adriaanse besser als Vorgänger Trapattoni, das vorhandene Potenzial auszunutzen und die verschiedenen Charaktere mit den teilweise hochkarätigen Neuerwerbungen zu einem Team zu formen, dann müsste der Titel für den monetären Giganten der heimischen Liga eine ausgemachte Sache sein.
Schwächen: Das Salzburger Publikum ist verwöhnt vom Meistertitel 2007, als man die Konkurrenz in Grund und Boden spielte. Platz zwei ist in Red-Bull-Zeiten angesichts der für Österreich gewaltigen Investitionen bereits eine Katastrophe. Pfiffe auf den Tribünen für die eigene Elf gehörten in der abgelaufenen Saison fast schon zum guten Ton.
Besonders die Überheblichkeit und die öfters demonstrierte offensichtliche Lustlosigkeit der vermeintlichen Stars, sich quälen zu wollen, stieß den Zuschauern sauer auf. Eine Symbiose zwischen Fans und Mannschaft, wo der Funke überspringt, sieht anders aus. Das Wort "Söldnertruppe" wird längst nicht mehr nur hinter vorgehaltener Hand ausgesprochen. Eine Mannschaft, in der ab und zu kein einziger Österreicher stand, sorgte nicht nur bei den gegnerischen Anhängern für Kopfschütteln.
FK Austria Wien:
Status quo: Die Magna-Ära ist vorbei. Frank Stronach zog vom Verteilerkreis in Wien-Favoriten weiter nach Wiener Neustadt, um mit seinem FC Magna dort sein Glück zu versuchen. Der Traum von der Champions-League-Teilnahme mit der Austria blieb ebenso unerfüllt wie eine nationale Vormachtstellung.
Doch gerade der Abschied des umstrittenen Mäzens ist für die "Veilchen" eine neue Chance. Der Verein heißt wieder so, wie ihn die eigenen Fans gerne immer gehabt hätten: FK Austria Wien. Mit Karl Daxbacher wurde ein Erz-Austrianer als neuer Trainer geholt, und mit einem guten Start scheint für den Dritten der abgelaufenen Saison einiges möglich.
Stärken: Zurück an den Start lautete das Motto nach dem Stronach-Abgang, doch ein Budget von 14 Millionen Euro ist für Österreich immer noch ein Spitzenbudget, mit dem man sich nicht verstecken muss. Gelingt es, Neuzugänge wie Thomas Krammer, Matthias Hattenberger, Mario Bazina und den chinesischen Teamspieler Sun Xiang schnell zu integrieren, dann mischt man auch an der Spitze mit.
Die Austria-Fans wollten immer mehr Spieler aus den eigenen Reihen sehen. Mit Rubin Okotie, Michael Madl, Florian Metz, Philipp Netzer, Aleksandar Dragovic und Markus Suttner bekommen sie die heuer auch geboten. Wenn sie mit den Routiniers wie Jocelyn Blanchard und Milenko Acimovic sowie mit den ÖFB-Teamspielern Joachim Standfest und Franz Schiemer harmonieren, dann stimmt sicher auch der Rückhalt von den Rängen.
Schwächen: Die Mannschaft ist derzeit noch ebenso eine Baustelle wie die neue Osttribüne im Horr-Stadion. Der bisherige Coach und dazu gleich zwölf Spieler (darunter nicht gerade unwichtige Leute wie Sanel Kuljic, Arek Radomski, Ronald Gercaliu, Yüksel Sariyar, Johannes Ertl, Stepan Vachousek, Andreas Lasnik und Hannes Aigner) gingen von Bord.
Ein neues Team braucht etwas, was gerade eine Austria-Trainer nie hat: Zeit. Gibt es eine Phase, in der Niederlagen auf der Tagesordnung stehen, dann beginnt das bereits bekannte Spiel in Violett. Kontinuität ist nirgendwo anders ein derartiges Fremdwort.
Christian Tragschitz, ORF.at
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