Cadel Evans neuer Gesamtleader

Italiener Piepoli gewinnt Pyrenäen-Etappe.
Der Niederösterreicher Bernhard Kohl hat sich am Montag bei der ersten großen Bergankunft der Tour de France grandios in Szene gesetzt.

Der Kapitän des deutschen Gerolsteiner-Teams kletterte auf der zehnten Etappe von Pau in den 1.512 m hoch gelegenen Zielort Hautacam (156 km) auf den starken vierten Rang und ist nun in der Gesamtwertung als Vierter so gut platziert wie im modernen Radsport kein Österreicher vor ihm.

Adolf Christian war 1957 Gesamtdritter der Tour geworden, Peter Luttenberger hatte 1996 den fünften Gesamtrang erreicht.

Evans eine Sekunde vor Schleck
Tagessieger nach den Anstiegen zum Col du Tourmalet (17,7 km) und in den Zielort (14,4 km) wurde der 36-jährige Italiener Leonardo Piepoli vor seinem spanischen Saunier-Duval-Teamkollegen Juan Jose Cobo Acebo.

Der Australier Cadel Evans, der erklärte Topfavorit der 95. Auflage, eroberte als Tagesachter (+2:17) das Gelbe Trikot mit einer Sekunde Vorsprung auf den Luxemburger Fränk Schleck, den Etappendritten.

Kohl lag nach der bisher besten Leistung seiner Karriere nur 1:06 Minuten hinter dem Tagessieger und ließ alle Favoriten auf den Gesamtsieg in der Tour hinter sich.

"Das ist ein Traum"
In der Gesamtwertung hat der 26-jährige Wolkersdorfer mit Wohnsitz in Kärnten vor dem Ruhetag lediglich 46 Sekunden Rückstand auf Evans, 45 auf Schleck, der vor zwei Jahren in Alpe d'Huez triumphiert hatte, und acht auf Christian Vandevelde (USA).

"Das ist ein Traum. Ich habe gewusst, dass ich gut in Form bin. Aber dass es so gut läuft, damit habe ich nicht gerechnet", erklärte der Ex-ÖRV-Meister.

Angesichts der kommenden dritten Woche mit drei harten Alpenetappen ist Kohl bei seiner erst zweiten Tour mit Prognosen vorsichtig. An den Sieg dachte er überhaupt nicht. "Mein Ziel bleiben die Top Ten, ich habe einen großen Schritt in diese Richtung getan."

Kein Heimsieg am Nationalfeiertag
Kohl war gleich hinter dem zweifachen Etappensieger Riccardo Ricco über den Tourmalet geklettert, sechs Minuten hinter einer Ausreißergruppe. Der Italiener fiel im Schlussanstieg zurück, zuvor hatten bereits Alejandro Valverde (ESP) und Damiano Cunego (ITA) nicht mehr mithalten können.

Die Gruppe um Evans und Kohl holte im Schlussanstieg auch Remy di Gregorio als letzten Ausreißer ein und machte damit die Hoffnungen der Franzosen auf einen Heimsieg am Nationalfeiertag zunichte.

Nach einer Attacke von Schleck zogen Piepoli und Cobo mit. Kohl verpasste den Anschluss, fühlte sich aber noch enorm stark. Zehn Kilometer vor dem Ziel sprang er aus der Verfolgergruppe weg, Evans und Co. blieben zurück.

Schon auf Tourmalet "super Beine"
Der ÖRV-Profi hielt sein hohes Tempo durch und fuhr seine wertvollste Platzierung seit Gesamtrang drei bei der Dauphine-Rundfahrt 2006 heraus.

"Ich habe schon am Tourmalet gemerkt, dass ich super Beine habe, jetzt kann ich meinem Team etwas zurückgeben", sagte Kohl.

Der Gerolsteiner-Rennstall hat sich noch bis zum Ende der Tour Zeit gegeben, einen neuen Sponsor zu finden. Gelingt das nicht, kommt mit Saisonende das Aus.

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