Als Zweiter in die "Königsetappe"

John-Lee Augustyn sorgte für einen spektakulären Sturz.
Bernhard Kohl nimmt die letzte und härteste Alpen-Etappe der 95. Tour de France am Mittwoch als Gesamtzweiter in Angriff.

Der Niederösterreicher hielt sich am Dienstag auf dem 16. Abschnitt von Cuneo in Italien über 157 Kilometer und zwei Pässe der höchsten Kategorie nach Jausiers mit neuerlich starker Leistung im Kreis der Favoriten und hat weiter sieben Sekunden Rückstand auf den Luxemburger Fränk Schleck. Tagessieger wurde der Franzose Cyril Dessel aus dem AG2R-Team vor drei Fluchtgefährten

Die Gruppe der Favoriten hatte 1:28 Minuten Rückstand, Kohl belegte Rang zehn und wird am Mittwoch auf der "Königsetappe" (ab 11.15 Uhr live in ORF1) im Gepunkteten Trikot des besten Bergfahrers nach L'Alpe d'Huez klettern.

Kein Zeichen von Schwäche
Der 26-jährige Gerolsteiner-Kapitän zeigte auf der Fahrt über den Col de la Lombarde (2.351 m) und der Cime de la Bonette-Restefond, der mit 2.802 Metern höchsten asphaltierten Passstraße Europas, kein Zeichen von Schwäche.

Er hielt sich stets im Vorderfeld der Gruppe um Schleck auf, der im Gegensatz zum isolierten Kohl noch drei Helfer um sich hatte. Darunter seinen Bruder Andy, der die Wertung der besten Jungprofis anführt, womit die Schleck-Brüder nun zwei Trikots in ihrem Besitz haben.

"Der Tag war sehr schwer, am Berg war ich schon am Limit, aber es war ein guter Tag für mich", erklärte der Wolkersdorfer Kohl.

Top Ten bleiben das Ziel
Der CSC-Rennstall bestätigte seine Position als stärkste Mannschaft, Kohl vermochte keine Zeit gutzumachen. Das Gelbe Trikot war an diesem Tag außer Reichweite. Doch von der möglichen Führung wollte Kohl im Ziel gar nicht sprechen. "Mein Ziel sind weiter die Top Ten, vielleicht die Top Fünf", sagte er.

Probiert hatte er es dennoch, doch seine Attacke auf dem letzten Pass verlief im Sand. Die Helfer von Spitzenreiter Schleck passten auf. Für den ÖRV-Profi überwog jedoch das Positive. "Die Konstellation war so, dass mir niemand das Bergtrikot wegnehmen konnte, ich bin froh, dass ich mit dem rot gepunkteten Trikot nach L'Alpe d'Huez fahren kann."

Mentschow und Vandevelde büßen Zeit ein
Zudem nahm die Gruppe mit Schleck, Kohl und dem in der Gesamtwertung unverändert drittplatzierten Australier Cadel Evans dem bisher viertplatzierten Russen Denis Mentschow in der Abfahrt 35 Sekunden ab.

Der US-Amerikaner Christian Vandevelde, bisher Gesamtfünfter, hatte schon vorher den Anschluss verloren und büßte 2:36 Minuten auf das Spitzentrio ein. Davon profitierte der spanische CSC-Profi Carlos Sastre, der sich vor dieses Duo auf Rang vier schob.

Schleck für L'Alpe d'Huez zuversichtlich
Schleck gab sich vor der "Königsetappe" zuversichtlich. "Man kann die Tour auf einer Etappe verlieren, aber man kann sie nicht an einem einzigen Tag gewinnen", erklärte der Luxemburger, 2006 letzter Sieger in L'Alpe d'Huez. "Wir werden alles versuchen, damit morgen andere Fahrer die Tour verlieren."

Sein CSC-Team hatte das Feld der Favoriten am Dienstag im Griff, verabsäumte es aber, gegenüber dem starken Zeitfahrer Evans weitere Zeit herauszuholen. Der Australier gilt damit weiterhin als Topfavorit auf den Gesamtsieg.

Probleme nur bei der Verpflegung
Kohl war auf dem letzten Anstieg und der folgenden rasenden 23-km-Abfahrt ins Ziel ohne Helfer. Auf der Passhöhe verlangte er vergeblich nach einer Trinkflasche, sah das aber nicht als Mangel. "Es war eine tolle Teamleistung, Stefan Schumacher wäre vorne dagewesen, wenn ich ihn gebraucht hätte."

Sein deutscher Zimmerkollege hatte auf seiner Soloflucht aus einer fünfköpfigen Spitzengruppe bis zu zwölf Minuten Vorsprung herausgeholt und die Bergwertung auf dem Col de la Lombarde gewonnen, wurde aber im letzten Anstieg eingeholt und belegte den achten Tagesrang.

Dessel, der 2006 für einen Tag das Gelbe Trikot getragen hatte und im Vorjahr an Toxoplasmose erkrankt war, setzte sich im Sprint vor seinem Landsmann Sandy Casar, dem Spanier David Arroyo und dem Ukrainer Jaroslaw Popowitsch durch.

Spektakulärer Sturz
Glück im Unglück hatte der Südafrikaner John-Lee Augustyn. Der 21-Jährige setzte sich vor dem Cime de la Bonette-Restefond aus der Spitzengruppe ab und gewann die Bergwertung auf dem "Dach der Tour", kam aber gleich zu Beginn der Abfahrt von der Straße ab und stürzte spektakulär in die Tiefe.

©Bild: APA/Ian Langsdon
©Bild: APA/Ian Langsdon
Erst nach etlichen Metern konnte der Barloworld-Profi den Fall auf der steilen Geröllhalde stoppen und mit zeimlicher Mühe und der Hilfe eines Zuschauers wieder hinauf klettern. Da sein Rad noch viel wieter als er selbst abgestürzt war, musste er auf sein Betreuerauto warten, um ein neues Rad auszufassen.

Mit Prellungen und ein paar Schrammen kam Augustyn relativ glimpflich davon, die Chance auf den Etappensieg war aber natürlich dahin. Mit mehr als fünf Minuten Rückstand belegte er Rang 35, in der Wertung der besten Kletterer ist er immerhin Vierter, 32 Punkte hinter Kohl.

Links: