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©Bild: APA/Nicolas Bouvy |
Die Welt ist weiß mit roten Punkten
Auf den letzten 143 Kilometern bestand die Welt Kohls und seines Teams Gerolsteiner nur noch aus roten Punkten. Der gesamte Betreuerstab vom Buschauffeur bis zum Masseur war eingekleidet in Nachbildungen des Bergtrikots, die Teamautos waren mit Punkten beklebt, und Kohl selbst trug zum weißen Trikot mit den roten Punkten stilgerecht eine rote Hose.
Die ersten 100 Kilometer gerieten für die Besten zum Triumphzug, es wurde geplaudert und gescherzt. Kohl holte sich bei der Bergwertung der vierten Kategorie standesgemäß Platz eins - mit Zustimmung des gesamten Feldes und zusätzlichem Schwung durch Anschieben von seinem Landsmann Bernhard Eisel.
Steegmans gewinnt Massensprint
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©Bild: Reuters/Regis Duvignau |
Steegmans, der 200 Meter vor dem Ziel aus dem Windschatten eines Kollegen unwiderstehlich antrat, feierte im Massensprint seinen zweiten Etappensieg bei der Tour und den ersten für das Team Quick Step bei der heurigen Auflage.
Zweiter wurde der Deutsche Gerald Ciolek, Dritter der Spanier Oscar Freire, der sich auch das Grüne Trikot für den Sieger der Punktewertung holte.
Kohl auf dem Gipfel
Für Kohl gingen vor den Augen seiner Mutter, die einen Ehrenplatz auf der Präsidententribüne bekommen hatte, drei atemberaubende Wochen zu Ende. "Ein Jugendtraum ist in Erfüllung gegangen, ich bin sehr, sehr glücklich", freute sich der 26-Jährige, der gleich zweifach geehrt wurde. Mit dem Triumphbogen im Rücken, strahlte Kohl zuerst als Sieger der Bergwertung und dann neben Sastre und Evans als Gesamtdritter vom Podest.
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©Bild: AP/Bernard Papon |
"Hier auf dem Podest zu stehen und das auch noch mit dem Bergtrikot ist mehr als ich mir erwünscht und erträumt habe. Ich freue mich auch irrsinnig für das Team. Ein großes Lob an meine Kollegen, die mich immer super aus dem Wind gehalten haben", sagte der Niederösterreicher. Um das zu erreichen, nahm Kohl enorme Strapazen auf sich - in der monatelangen Vorbereitung und im Rennen selbst. "Ich habe alles gegeben und bin an meine Grenzen gegangen."
Für die nächsten Saisonen ("Die besten Jahre liegen noch vor mir") steckte er sich die Ziele gleich höher: "Mein Ziel muss sein, in den nächsten zwei bis drei Jahren um den Sieg mitzufahren."
In den Bergen und im Zeitfahren stark
Das hat er auch diesmal bereits getan. Nach der Bergankunft in Hautacam (zehnte Etappe) in den Pyrenäen war er Vierter, nach der Bergankunft in Prato Nevoso (15. Etappe) sogar Zweiter, nur sieben Sekunden hinter dem Luxemburger Fränk Schleck.
In den zwei weiteren Alpen-Etappen, auf denen das CSC-Saxo-Bank-Team von Schleck und Sastre dominierte, verteidigte Kohl mit beinahe heroischer Leistung den Podestplatz (Gesamtdritter nach der Bergankunft in L'Alpe d'Huez).
Nach Rang neun im Zeitfahren am Samstag erlebte der Wolkersdorfer "ein unglaubliches Glücksgefühl" - der dritte Gesamtrang war ihm nicht mehr zu nehmen.
Neues Team oder nur neuer Sponsor?
Kohls Vertrag läuft mit Saisonende aus, Manager Siegi Fröhlich berät nun einen Athleten der Spitzenklasse. Das Einkommen wird dementsprechend steigen.
Angebote diverser Rennställe liegen bereits vor, doch Kohl will dem Rennstall von Manager Hans-Michael Holczer die Treue halten, sollte dieser in letzter Minute doch noch einen Nachfolger für Sponsor Gerolsteiner finden. Eine Entscheidung sollte noch in dieser Woche fallen, Kohl wartet diese ab.
Gerolsteiner-Erfolge zahlen sich aus
Die letzte Tour des Gerolsteiner-Teams war auch dessen erfolgreichste. Neben Kohl zeigte auch dessen Zimmerkollege Stefan Schumacher auf, gewann beide Zeitfahren und trug das Gelbe Trikot. Damit war die Tour für die Fahrer auch finanziell recht einträglich.
Kohl fuhr mit seinen Platzierungen rund 130.000 Euro Preisgeld für die Mannschaftskasse ein (100.000 für den dritten Gesamtrang, 25.000 für das Bergtrikot) - sein "Kilometergeld" von rund 35 Euro klingt für die dreiwöchigen Strapazen dennoch bescheiden. Die Startgelder in den acht oder neun Kriterien der zwei kommenden Wochen bringen jedoch ein schönes Zubrot.
Der Teamchef ist begeistert
Teammanager Hans Michael Holczer war begeistert von seinem Kapitän, der die beste Tour-Platzierung in der Geschichte des Rennstalls einfuhr. "Es war wirklich beeindruckend. Er hat schon am Anfang gesagt, er fühlt sich sehr gut und hat dann keinen Tag Schwäche gezeigt", sagte der Deutsche.
Auf den letzten Etappen habe man Kohl aber den Kräfteverschleiß angemerkt. Holczer: "Wenn jetzt noch eine Bergetappe gekommen wäre, weiß ich nicht, ob er es noch geschafft hätte."
Ein "Saubermann" in Gelb
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©Bild: APA/Nicolas Bouvy |
"Don Limpio" (Saubermann), wie er von spanischen Medien genannt wird, kommt zwar aus dem Team des später in die spanische Blutdopingaffäre verwickelten Manolo Saiz, hat aber selber keinen Fleck auf seiner Weste.
"Ich bin sauber. Ich weiß, was ich geleistet habe und wie ich gelitten habe, um dorthin zu kommen, wo ich jetzt stehe. Aber es wird wie überall in der Gesellschaft immer Leute geben, die betrügen. Gegen sie müssen wir kämpfen", sagte der Familienvater.
Evans von Sastre und Kohl verblüfft
Dem Vorjahreszweiten Evans gelang die zuvor zweimal geschaffte Halbierung seiner Endplatzierung diesmal nicht. Der Schritt auf das oberste Podest war dem Australier noch zu groß.
Der zweifache Gewinner der Österreich-Rundfahrt war überrascht über die Leistungen Sastres und Kohls im Zeitfahren. "Ich habe bei der ersten Zwischenzeit geglaubt, ich sei gut unterwegs, aber als ich die Marke von Kohl gehört habe, war ich verblüfft." Drei oder vier Konkurrenten hätten das Zeitfahren ihres Lebens bestritten, sagte Evans. "Was kann ich da machen, ich habe alles gegeben, es war nicht genug."
Der 31-Jährige, im Vorjahr Sieger im Zeitfahren, gibt sich noch drei oder vier Profijahre. "Ich schaue nach vorne, ich werde wieder versuchen, die Tour zu gewinnen."
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