"Darauf gewartet, Schläge auszuteilen"
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©Bild: GEPA/Andreas Reichart |
"Als szenekundige Beamte haben wir zwar Zivilkleidung an, aber eine Jacke mit der Aufschrift 'Polizei', die deutlich zu erkennen ist", erklärte Rieger. Trotzdem seien die Security, "die nur darauf gewartet haben, Schläge auszuteilen", auch auf die Beamten losgegangen.
Österreichische Polizisten attackiert
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Rieger selbst habe von einem Security einen Plastikstuhl über den Kopf gezogen bekommen und Schwellungen davongetragen. Die Situation sei insgesamt "sehr gefährlich" gewesen.
Billardkugeln und Messer
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"Sie schlugen mit Billardkugeln gefüllten Socken auf die Fans ein und klatschten sich gegenseitig wie bei einem Volleyballspiel ab. Schließlich machten sie unter Gelächter auch noch Fotos von den eigenen Verletzungen", berichtete der Beamte.
Feuerwerkskörper als Auslöser?
Auslöser für die Tumulte im Stadion war offensichtlich das Abschießen von Feuerwerkskörpern in der ersten Halbzeit durch die Sturm-Anhänger.
Rund 1.000 Fans der Grazer waren nach Budapest gereist, nach rund 30 Minuten des Spiels flogen aus dem Sturm-Sektor Leuchtkörper auf das Feld, was ungarische Security zu einem brutalen Vorgehen nützten.
"Frauen liefen blutend herum"
Von unfassbaren Szenen berichtete die Grazer Gemeinderätin Christina Jahn (Grüne), die im Stadion das Spiel verfolgte.
Als mehrere Sturm-Fans die Situation beruhigen wollten, hätten die Sicherheitsleute auf sie eingeprügelt. Sessel seien herausgerissen worden und die Security hätten damit auf Grazer Fans eingeschlagen. "Selbst Frauen liefen blutend herum", so Jahn.
Mit Pfefferspray "niedergestreckt"
Die Gemeinderätin konnte ebenfalls beobachten, wie sich nur rund vier Meter neben ihr zwei österreichische Polizisten in den Tumulten vor den ungarischen Kollegen ausweisen wollten.
Plötzlich habe ein ungarischer Polizist mit Pfefferspray den österreichischen Beamten "niedergestreckt". "Er ging auf die Knie und musste sich sogar übergeben", so Jahn. Danach hätten die ungarischen Beamten den Spray auch gegen den zweiten österreichischen Polizisten eingesetzt.
Rinner: "Brutal zugeschlagen"
Sturm-Vereinspräsident Hans Rinner, der Augenzeuge der Vorfälle war, sprach ebenfalls der Security die Schuld zu.
"Es ist sehr bitter, dass Knallkörper geworfen wurden. Aber die Security hat im Fansektor nichts verloren. Damit war der Tumult vorprogrammiert. Sie haben brutal zugeschlagen. Zehn bis 15 Fans mussten ins Spital. Im Fansektor hat die Sicherheit gefehlt. Wir werden eine Strafe bekommen, aber die Gründe liegen nicht bei uns. Ich habe Bilder gesehen, wo Sturm-Fans wie in einem Käfig eingesperrt wurden und auf sie eingeschlagen wurde", erklärte der Clubpräsident.
Fans wehrten sich nur
Die Vorkommnisse beschäftigten die Sturm-Verantwortlichen noch die gesamte Nacht. "Ich bin schon lange dabei. Aber das war ein Vorgehen, das ich noch nie erlebt habe", meinte Fanbetreuer Bruno Hütter, der von einem "Kurzschluss" der Ordner und Sicherheitskräfte sprach, am Sonntag.
"Die Security war eine Schlägertruppe, auch die Polizei hat auf die Anhänger eingeprügelt, wie ja auch die Aussage des mitgereisten Beamten bestätigt. Da ist klar, dass die Fans sich dann wehren", meinte Hütter auf die Krawalle im Sektor der Sturm-Anhänger angesprochen.
"Angemessene Mittel eingesetzt"
Die Budapester Polizei widersprach am Sonntag dieser Darstellung. Ihre Beamten seien gegen gewalttätige Grazer Fans eingeschritten und hätten dabei angemessene Mittel wie Gasspray eingesetzt, erklärte ein Sprecher.
Laut Hütter sei es bereits beim Stadioneingang zu Auseinandersetzungen der Ordnungskräfte mit den rund 800 mitgereisten Sturm-Fans gekommen. So seien die Grazer Fans beschimpft worden, Fan-Utensilien wurden ohne Grund abgenommen.
Nach dem Spiel habe man laut Hütter gemeinsam mit den Fangruppenbetreuern versucht, der Lage Herr zu werden. Die Anhänger wurden abgezählt und in Bussen erst einmal aus Budapest gebracht, ehe man die Spitäler der Stadt abklapperte. "Wir sind jedes Krankenhaus abgefahren und haben unsere Leute gesucht", berichtete Hütter.
Ausschreitungen schon vor dem Spiel
Bereits vor der Partie hatte es Ausschreitungen zwischen Fans von Sturm Graz und Honved Budapest in der Budapester Innenstadt gegeben. Drei Personen wurden leicht verletzt.
Nach Angaben der ungarischen Nachrichtenagentur MTI wurde ein österreichischer Fan vorübergehend festgenommen, weil er ein Polizeiauto beschädigt hatte.
Jubel über Haas und Beichler
Zum Sportlichen: Der 19-jährige Daniel Beichler, der zuletzt beim 3:0 gegen Mattersburg schon zweimal getroffen hatte, und Routinier Mario Haas sicherten Sturm mit einem Doppelschlag in der 70. und 77. Minute nach dem torlosen Hinspiel in Graz den Aufstieg und damit den Einzug in die zweite Runde der UEFA-Cup-Qualifikation.
Trainer Franco Foda verzichtete zunächst auf die angeschlagenen Muratovic und Stankovic, die erste Chance hatte dennoch Sturm. Torhüter Raboczki konnte einen Haas-Schuss aber mit Mühe bändigen (4.). Honved nützte wenig später seine erste Chance. Bei einem Corner verfehlte Sonnleitner, der unmittelbar davor einen scharfen Schuss an den Kopf bekommen hatte, den Ball, der aufgerückte Verteidiger Smiljanic war per Flugkopfball zum 1:0 zur Stelle (7.). Das war die erste und letzte Chance für die Ungarn.
Nach der Pause hatte Sturm die Partie dann im Griff. Die Foda-Truppe kam mit viel Elan aus der Kabine und drängte auf den Ausgleich, der schließlich Teenager Beichler gelang. Der Youngster hatte keine Mühe, eine Hölzl-Hereingabe aus vier Metern zu verwerten. Sieben Minute später fixierte Haas im Konter den Sieg und den Aufstieg.
Die Auslosung zur zweiten UEFA-Cup-Qualirunde erfolgt am 1. August, Spieltermine sind der 14. und 28. August.
Drittrunden-Rückspiel im UI-Cup
Samstag:
Honved Budapest - Sturm Graz 1:2 (1:0)
Jozsef-Bozsik-Stadion, SR Kelly (IRL)
Torfolge:
1:0 Smiljanic (7.)
1:1 Beichler (70.)
1:2 Haas (77.)
Honved: Raboczki - Takacs, Smiljanic, Filo, Vincze - Dobos (75./Abass), Maroti (77./Zsolnai), Genita, Ivancsics (60./Gebro) - Hercegfalvi, Ndjodo
Sturm: Schicklgruber - Schaschiaschwili, Feldhofer (62./Hölzl), Sonnleitner, Kandelaki - Lamotte, Kienzl, Hlinka (64./Muratovic), Jantscher - Beichler, Haas (80./Sereinig)
Gelbe Karten: Ndjodo, Filo, Gebro bzw. keine
Die Besten: Raboczki, Dobos, Smiljanic, Hercegfalvi bzw. Kienzl, Beichler, Haas
Hinspiel 0:0 - Sturm mit dem Gesamtscore von 2:1 in der zweiten Runde der UEFA-Cup-Qualifikation
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