Doch der 42-Jährige ist auf dem besten Weg, auch fernab der Steiermark als Betreuer ins Rampenlicht zu rücken. Zu Spielerzeiten hatte dafür bei Partien in Brasilien allein die Nennung seines Namens gesorgt, der auf Portugiesisch der vulgären Form für "freie Liebe" entspricht. Mittlerweile sorgt er aber längst nicht nur wegen solcher Kuriositäten für Gesprächsstoff.
Vor dem UEFA-Cup-Rückspiel am Donnerstag (19.30 Uhr, live in ORF1) gegen den FC Zürich spricht der deutsche Ex-Teamspieler im Interview mit ORF.at über seine Rolle als Trainer mit Bodenhaftung und mögliche verlockende Angebote.
ORF.at: Trotz des Verlusts wichtiger Schlüsselspieler national gleichauf mit dem Tabellenführer und international nach dem 1:1 in Zürich kurz vor dem Einzug in die UEFA-Cup-Hauptrunde: Was sind die Gründe dafür, dass Sturm bisher so eine tolle Saison spielt?
Franco Foda: Zunächst einmal ist es wichtig, dass man im Fußball immer Realist bleibt. Das hilft, auch im Falle des Misserfolgs am Boden zu bleiben. Es war bei uns einfach so, dass wir Spieler geholt haben, die menschlich und sportlich zu uns passen. Aber wir haben einen kleinen Kader und speziell auf der Ersatzbank viele junge Spieler. Dies sollte man nie vergessen, denn eine Saison ist sehr lange, und da kann viel passieren.
ORF.at: Sind Sie gewarnt durch die vergangene Saison, wo man als Winterkönig im Frühjahr dann nicht mehr ganz mit der Spitze mithalten konnte?
Foda: Man muss dazusagen, dass wir erst in der letzten Runde vor der Winterpause auf Platz eins gestanden sind. Vorher sind wir zwischen dem vierten und dem siebenten Platz gelegen. Auch im Frühjahr haben wir dann an die zuvor gezeigten Leistungen angeknüpft, aber nicht mehr das Spielglück gehabt. Aber der vierte Rang am Ende war für mich wie eine Meisterschaft.
ORF.at: Warum?
Foda: Weil man die Voraussetzungen sehen muss. Hier in Graz war man hochzufrieden, auch im Umfeld. Natürlich zählen nur die vorderen Plätze, aber wir haben mit den besten Fußball gespielt und auch in der neuen Saison wieder dort weitergemacht.
ORF.at: Hatten Sie selbst durch die schwierige Personalsituation kein schlechtes Gefühl vor der neuen Saison?
Foda: Klar ist es schwierig, wenn man mit Prödl und Säumel zwei Nationalspieler sowie mit Salmutter, Krammer und Prettenthaler drei Stammspieler verliert. Da darf man nicht naiv sein. Aber wir wussten schon im Winter, dass uns der eine oder andere Spieler verlassen wird, und ich habe mich mit Walter Hörmann rechtzeitig um Ersatz umgesehen. Dann hat auch der Saisonstart mit dem Sieg gegen Rapid toll geklappt, und die neue Mannschaft hat das nötige Selbsvertrauen bekommen.
ORF.at: Stichwort Walter Hörmann: Nach seinem Rücktritt als Sportdirektor hatten Sie eine Doppelrolle ausgefüllt. Sind Sie froh, dass mit Oliver Kreuzer jetzt ein neuer Mann gefunden wurde?
Foda: Ich habe mit Walter Hörmann sehr gut zusammengearbeitet. Dann ist er kurzfristig und sehr überraschend zurückgetreten. Die Frage war: Wie geht es weiter? Ich habe kurzfristig übernommen, aber es war klar, dass einer allein diese Aufgabe und Verantwortung schwer bewältigen kann.
Ich stehe immer noch tagtäglich lieber am Platz und sitze nicht im Büro, auch wenn es Spaß gemacht hat und eine höhere Belastung war. Wir haben die Verträge mit Jakob Jantscher und Daniel Beichler verlängert, dazu stehen wir auch mit Mario Kienzl vor dem Abschluss. Aber jetzt ist es gut, wenn wieder ein neuer Sportdirektor kommt.
ORF.at: Sie hatten nicht nur eine schwierige Rolle als Trainer und Sportdirektor, sondern auch eine weitere als Trainer und Vater von Sandro, der zum Kader gehört, in einer Person. Wie kommen Sie damit klar?
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©Bild: GEPA/Wolfgang Jannach |
ORF.at: Ihre Arbeit wird längst nicht nur in Graz registriert. Man hört, dass Sie auch ein Thema als ÖFB-Teamchef gewesen sind.
Foda: Natürlich freut es einen Trainer, wenn seine Arbeit und die des gesamten Betreuerstabes honoriert wird. Alleine kann ich nichts erreichen. Darum ist mir mein Team, welches verantwortlich für den Erfolg ist, so wichtig. Die Aufgabe als österreichischer Teamchef wäre natürlich eine Ehre gewesen und kann auch in Zukunft einmal ein Thema sein.
Aber ich habe hier noch viel zu tun. Man hätte es in Graz nicht gern gesehen, wenn ich jetzt weggegangen wäre. Direkt mit mir hat vom ÖFB niemand gesprochen, aber man hat sich im Umfeld umgehört. Der Vorstand hat aber klar gesagt, dass man weiter mit mir plant.
ORF.at: Und wenn man Sie in Zukunft direkt fragen sollte?
Foda: Im Fußball darf man nie nie sagen.
Das Gespräch führte Christian Tragschitz, ORF.at
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