Sein offen zur Schau gestellter Ehrgeiz mit geballter Faust und verzerrten Gesichtszügen und seine teils fragwürdigen Aktionen und Verbalattacken gegenüber Mit- und Gegenspielern hatten den "Titan" lange Zeit viele Symphatien gekostet.
Wo er früher aber beschimpft und beleidigt wurde, wurde Kahn auf seiner Abschiedstour im Frühjahr frenetisch bejubelt. "Das ist schon lustig. Während meiner ganzen Karriere hatte ich aufgrund meiner Einstellung nicht den besten Ruf, aber jetzt, wo ich vor meinem Karriereende stehe, nennen sie mich alle einen Helden", war Kahn doch ein wenig verwundert.
Herzog geschüttelt, nicht gerührt
Auch ÖFB-Rekordteamspieler Andreas Herzog kam in seinem einzigen Jahr bei den Bayern in den Genuss Kahn'scher Wutausbrüche. Nach einem Fehler des Österreichers in der Deckungsarbeit im Spiel beim VfB Stuttgart flippte Kahn aus. Herzog war von dieser Aktion mehr geschüttelt als gerührt, verzieh dem Goalie aber Jahre später dessen Ausraster.
"Eigentlich ist der Olli ein netter Kerl. Hätte ich auf ihn gehört, dann hätte ich mich vielleicht bei den Bayern durchgesetzt. Er war einer der wenigen, die mir geraten haben: 'Bleib bei den Bayern, im ersten Jahr haben alle Probleme'", sagte Herzog in einem Interview mit dem Sportmagazin "kicker".
Beißattacke gegen Herrlich
Auch der Deutsche Heiko Herrlich kann ein Lied von Heißsporn Kahn singen. Den ehemaligen Dortmunder versuchte Kahn 1999 in einem Bundesliga-Spiel sogar zu beißen. Im fortgeschrittenen Fußballeralter schmunzelt Kahn mittlerweile selbst über seine aufsehenerregenden Eskapaden.
Dauerrivale Lehmann
Aber nicht nur Herzog und Herrlich haben Kahn seine Aktionen verziehen, auch Dauerrivale und "Intimfeind" Jens Lehmann hat das Kriegsbeil zum Ende von Kahns Karriere begraben.
"Bei aller Rivalität muss ich sagen, dass mir deine Einstellung immer imponiert hat", sagte Lehmann. Kahn entgegnete ebenfalls versöhnlich: "Es wurde immer viel darüber geredet, wie schlecht unser Verhältnis war. Ganz so war das sicherlich nicht. Wir haben uns auf einem Leistungsniveau gegenseitig immer weiter nach oben gepusht. Letztendlich war das für uns beide förderlich."
Lehmann hatte Kahn auf Entscheid von DFB-Coach Jürgen Klinsmann ausgerechnet vor der WM 2006 in Deutschland als Einsergoalie verdrängt. Kahn rückte mit Zähneknirschen, aber letztlich freiwillig in die zweite Reihe und war als Ersatztormann mit von der Partie.
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