Der 1. Oktober 1958 mit dem Rückspiel im Cup der Meister findet nicht nur in den UEFA-Statistiken einen prominenten Platz (die höchste Auswärtsniederlage des italienischen Rekordmeisters steht noch vor der schwersten Heimpleite mit 0:3 gegen Manchester United in der Champions-League-Saison 2002/03), sondern auch im Gedächtnis der älteren WSC-Anhänger.
Dies obwohl seit Herbst 2001 der Wiener Sportklub nach einer Trennung als eigenständiger Verein agiert, zuvor war man als Fußballsektion des Dornbacher Traditionsvereins in Erscheinung getreten.
Ruhm, finanzielle Altlasten und Abstieg
Der "Nachfolger" von Österreichs dreifacher Meister (1922, 1958 und 1959) ist von den goldenen 50er Jahren, als man zwischen dem 17. Juni 1957 und dem 12. September 1959 in 55 Meisterschaftsspielen 43 Siege, elf Remis und lediglich eine Niederlage zu Buche stehen hatte, in der jüngsten Vergangenheit weit entfernt.
1994 stieg der Sportclub in seiner bisher letzten Oberhaus-Saison aus der Zehnerliga ab und verzichtete wegen der finanziell erdrückenden Altlasten auf einen Platz in der zweiten Division. Durch eine Spielgemeinschaft mit Gerasdorf ging es aus "rein wirtschaftlichen Überlegungen" in der Regionalliga Ost weiter.
Von 1998/99 bis 2000/01 musste man drei Jahre lange sogar in der viertklassigen Wiener Stadtliga antreten, ehe es nach zwei Aufstiegen wieder kurz bergauf ging. Doch 2003 stieg man aus der Ersten Liga erneut in die Regionalliga ab, wo der Verein seither in der Drittklassigkeit die Treue seiner Fans strapaziert.
Tabellenführung als Hoffnung
Immerhin führen die Hernalser aktuell in der Ostliga nach neun Runden die Tabelle an und stehen dabei noch vor dem weit finanzstärkeren Stadtrivalen Vienna, mit dem man sich seit einigen Jahren ein bisher vergebliches Duell um die Rückkehr in den Profifußball liefert.
Nationale Rekorde und international top
Aus diesem war der Sportclub einst nicht wegzudenken. So wurde man 1958/59 nach 26 Runden ungeschlagen Meister - das gab es nach dem Zweiten Weltkrieg seither nie mehr. 20 Siege, sechs Remis und das beeindruckende Torverhältnis von 104:35 sprachen für die damalige nationale Ausnahmestellung.
Unter Erfolgscoach Hans Pesser zeigte man auch international auf, was am 1. Oktober 1958 im Praterstadion gegen Juventus nachhaltig unter Beweis gestellt wurde. "Triumph durch eine einmalige Glanzleistung. Elf Spieler befanden sich zu gleicher Zeit in Prachtform", titelte "Neues Österreich" nach der Galavorstellung.
Besprechung im Lusthaus
Im Hinspiel hatte es eine 1:3-Niederlage in Turin gegen das Starensemble mit Sivori, Charles und Boniperti gegeben, doch in Wien setzte die legendäre Sportclub-Angriffsreihe Horak-Knoll-Hof-Hamerl-Skerlan zu einem unvergleichlichen Sturmlauf an.
Vor 34.000 Zuschauern fegte man nach der Spielerbesprechung im Lusthaus durch die hilflose Abwehr der Gäste. "Die Juve-Verteidigung war gegen das Feuerwerk von Horak, Hof und Hamerl machtlos", lautete der Kommentar der "Gazzetta dello Sport" nach der Sternstunde im Prater.
Hamerl spaziert durch die Juve-Abwehr
Josef "Pepi" Hamerl mit vier Treffern, der zweifache Torschütze Erich Hof (der spätere ÖFB-Teamchef erlag im Jänner 1995 im 59. Lebensjahr einem Krebsleiden) und Karl Skerlan trugen sich in die Torschützenliste ein.
Besonders das dritte Hamerl-Tor, als er nach einem Solo drei Gegenspieler düpierte und auch noch den Keeper überspielte, brachte "Neues Österreich" zum Verzücken: "Dieses Tor, als er schließlich mit dem Leder am Fuß ins Netz spazierte, hätte Sindelar kaum effektvoller erzielen können."
Jubiläum im "Löwenherz"
Das kommt sicher auch am Mittwochabend bei einer Festveranstaltung zur Sprache. Das "Archiv des Wiener Sport-Club" und die Anhängervereinigung feiern gemeinsam das 50-Jahre-Jubiläum des 7:0.
Fans der Dornbacher sind ab 19.00 Uhr bei freiem Eintritt im Lokal "Löwenherz" in der Hernalser Hauptstraße 171 zur Gedenkparty herzlich willkommen.
Christian Tragschitz, ORF.at
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