Obwohl zahlreiche Kredit- und Geldinstitute Sponsoren oder Namensgeber für Stadien im Fußball sind, versuchen die Verantwortlichen in Deutschland aber zu beruhigen. "Wir machen uns keine Sorgen", sagte Oliver Rau, Marketingleiter von Werder Bremen mit der Citibank als Trikotsponsor.
"Der deutsche Fußball hängt nicht am Tropf der Banken. Das gilt auch für den deutschen Sport im Allgemeinen", erklärte der Vorstand des Kölner Forschungsunternehmens Sport+Markt, Hartmut Zastrow. Allerdings wird der Kampf der Deutschen Fußball Liga (DFL) um einen neuen Fernsehvertrag möglicherweise erschwert.
50 Millionen aus Finanzbranche
Nach Angaben von Sport+Markt hat die Finanzbranche einen Anteil von etwa 14 Prozent am Sponsoring-Aufkommen der Liga. Insgesamt lagen die Sponsoreneinnahmen der Erstligisten laut Zastrow im vergangenen Jahr bei etwa 370 Millionen Euro. 50 Millionen davon kamen aus der Finanzbranche.
So ist die HypoVereinsbank Premiumpartner bei Bayern München, Eintracht Frankfurt spielt in der Commerzbank-Arena, der Hamburger SV in der Nordbank Arena. In der zweiten Liga gibt es das easyCredit-Stadion des 1. FC Nürnberg und die DKB-Arena von Hansa Rostock. Viele Clubs - unter anderen Hertha BSC, Eintracht Frankfurt und der VfL Bochum - haben Banken als Co-Sponsoren.
Keine Spekulationen beim DFB
"Natürlich tangieren alle wirklich wichtigen Prozesse dieser Welt auch den Fußball", meinte auch der Chef des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), Theo Zwanziger. "Was uns als Verband jedoch betrifft: Die kleinen Rücklagen, die wir haben, lassen gar keine finanziellen Spekulationen zu."
Die Commerzbank ist nicht nur Sponsor des DFB, sondern auch - laut Vertrag zumindest bis 2015 - Namensgeber des Stadions in Frankfurt sowie Förderer der Frauenfußballerinnen des 1. FFC Frankfurt.
Bankenkrise mit Umkehreffekt?
Für Zastrow könnte die Finanzkrise sogar einen Umkehreffekt haben: Mit gelungenem Marketing müssten die Banken jetzt ihre Kunden weiterhin dazu animieren, "an ihren Schalter zu kommen. Fußball- und Sportsponsoring wird daher kurz- wie langfristig die zentrale Rolle im Marketingmix der Banken beibehalten."
"Alkoholwerbeverbot wäre gravierender"
Selbst wenn im schlimmsten Fall 50 Prozent der Förderer wegfielen, "wären die Einbußen verkraftbar. Ein Alkoholwerbeverbot wäre beispielsweise gravierender für den Sport", so Zastrow.
"Banken und die Finanzbranche insgesamt sind zwar im Fußballsponsoring wie allgemein im Sportsponsoring sehr aktiv. Eine Abhängigkeit, wie sie zwischen Fußball und Bezahlfernsehen besteht, gibt es hier aber nicht."
Auswirkungen auf TV-Verhandlungen
Dass die schwierige Situation auf dem Finanzmarkt aber "in die aktuellen TV-Verhandlungen hineinreichen könnte", gibt DFL-Geschäftsführer Christian Seifert zu.
Bisher sei es bei TV-Verträgen üblich gewesen, dass es bis zum 1. Mai hundertprozentige Bankgarantien für die folgende Saison gegeben habe. "Die Liga muss abwägen, wie sehr das Festhalten an alten Gewohnheiten die Verhandlungen limitiert", sagte Seifert.
Turbulenzen bei Premiere
Hinter den Kulissen der TV-Verhandlungen geht es ohnhin turbulent zu. Nach dem geplatzten Drei-Milliarden-Euro-Deal für sechs Jahre mit Sirius, der Agentur des Münchner Medienunternehmers Leo Kirch, muss die Bundesliga die Vermarktung der Medienrechte wieder selbst in die Hand zu nehmen.
Zu allem Überfluss rutscht zudem der aktuell größte Finanzier des Fußballs, der Bezahlsender Premiere, immer tiefer in die Krise. Mit dem Eingeständnis drastisch überhöhter Kundenzahlen und der Ankündigung eines großen Verlustes schockierte Premiere in den vergangenen Tagen die Börse, verunsicherte aber auch viele Fußballmanager.
Rund 205 Millionen Euro zahlt der Pay-TV-Sender derzeit jährlich an die Liga, und mindestens genauso viel sollen es nach der neuen Ausschreibung sein.
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